"Wichtig, auch in Marpingen der Opfern zu gedenken"

Marpingen. Ein Kranz wird auf die Erde gelegt. Er soll erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus. Auch an Alois Kunz, einen Sozialdemokraten aus Marpingen, der am 23. Oktober 1942 in Auschwitz ermordet wurde. Zum 15. Mal hatte der Verein "Wider das Vergessen und gegen Rassismus" anlässlich der Auschwitz-Befreiung am 27. Januar 1945 zum Gedenken eingeladen

 Etwa 50 Menschen versammelten sich anlässlich der Auschwitz-Befreiung vor 66 Jahren. Foto: Kira Gantner

Etwa 50 Menschen versammelten sich anlässlich der Auschwitz-Befreiung vor 66 Jahren. Foto: Kira Gantner

Marpingen. Ein Kranz wird auf die Erde gelegt. Er soll erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus. Auch an Alois Kunz, einen Sozialdemokraten aus Marpingen, der am 23. Oktober 1942 in Auschwitz ermordet wurde. Zum 15. Mal hatte der Verein "Wider das Vergessen und gegen Rassismus" anlässlich der Auschwitz-Befreiung am 27. Januar 1945 zum Gedenken eingeladen. Etwa 50 Menschen versammelten sich am Samstag an der Gedenktafel für die Opfer des Naziregimes vor der Marienkirche in Marpingen. Eine von ihnen ist Anke Zahn: "Es ist wichtig, dass man in ganz Deutschland, auch in Marpingen, den Opfern gedenkt." Sie würde sich allerdings wünschen, dass mehr Marpinger zu dem Gedenktag erscheinen, sagt Zahn. "Viele können es nicht mehr hören", sagt Markus Kunz, Urenkel von Alois Kunz. Viele sagten zwar, es sei schlimm, was damals geschehen ist, aber die Bereitschaft die Namen der Täter zu nennen, sei in der Region nicht groß genug. Einer der Täter sei Reinhold Hahn. Er sei Ortsgruppenleiter der NSDAP in Marpingen gewesen und habe Alois Kunz mit seiner Anzeige ins KZ gebracht. Sein Name steht im "Ehrenbuch der Gefallenen und Vermissten von Marpingen", erschienen 1963.

Ehrenbuch soll weg

Der Vorsitzende des Vereins "Wider das Vergessen und gegen Rassismus" Eberhard Wagner wiederholte am Samstag erneut seine Forderung, das Ehrenbuch, in dem insgesamt 17 Mitglieder der NSDAP aufgeführt werden, müsse aus dem Verkehr gezogen und für ungültig erklärt werden. Der Gemeinderat Marpingen entschied sich im Januar 2010 gegen den Antrag. Bürgermeister Werner Laub, der am Samstag auch zum Gedenken gekommen war, begründet die Entscheidung. Er distanziere sich ausdrücklich von den Verbrechern der damaligen Zeit, es sei aber praktisch nicht möglich, das Ehrenbuch einzuziehen. Das Buch sei ein historisches Dokument, das im Zeitgeist der 60er Jahre verstanden werden müsse. "Ich glaube nicht, dass viele es gelesen haben", sagt der Bürgermeister. Es gäbe aber Pläne, die Nazivergangenheit der Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Landkreis aufzuarbeiten. Über den genauen Inhalt könne er aber noch keine Auskunft geben, erklärt Laub. kira

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