Bliestalschule Wenn aus alten Reifen bunte Hocker werden

Oberthal · Projektwoche zur Wiederverwertung an der Oberthaler Bliestalschule: Diesen Samstag gibt’s die Ergebnisse beim Tag der offenen Tür.

 In der Projektwoche: Die Klasse 3 mit Klassenlehrerin Johanna Adrian vor ihrem Hochbeet aus alten Paletten. Hier pflanzen die Kinder Gemüse an.

In der Projektwoche: Die Klasse 3 mit Klassenlehrerin Johanna Adrian vor ihrem Hochbeet aus alten Paletten. Hier pflanzen die Kinder Gemüse an.

Foto: Thorsten Grim

Aus den geöffneten Fenstern im ersten Stock schallt Hip-Hop in den kleinen Innenhof. Deutschrap scheint bei den Siebtklässlern der Oberthaler Bliestalschule gerade angesagt zu sein. Derweil werkeln unten im Innenhof fleißige Gärtner. Es sind Kinder der dritten Klasse, die unter Anleitung ihrer Klassenlehrerin Johanna Adrian kleine Tomaten-Setzlinge pikieren. Angezogen wurden die noch minikleinen Nachtschattengewächse in ausrangierten Eierkartons, die mit Anzuchterde befüllt ihrem neuen Zweck zugeführt wurden.

„Die Samen stammen aus unserem Schulobst und -gemüse“, erklärt die Klassenlehrerin, während die Kinder die Tomatenpflänzchen setzen. Ein Klein-Gärtner bohrt mit dem Zeigefinger eine Vertiefung in die Erde, der andere zupft vorsichtig das zarte Pflänzchen aus dem Erdreich im Eierkarton und steckt es in das vorgebohrte Pflanzloch. Dann wird das Loch mit Erdkrümel verfüllt und das frisch gesetzte Pflanzgut mit einem kleinen Gießkännchen bewässert. Bis aus den Sprösslingen große und Früchte tragende Tomatenstöcke geworden sind, werden noch  Wochen ins Land ziehen. „Daher haben wir schon einmal einen Tomatenstock, ein Paprika- und ein Zucchini-Pflänzchen gekauft und gesetzt, die bereits Früchte tragen oder welche angesetzt haben, damit die Kinder sich vorstellen können, wie das Gemüsebeet später einmal aussehen wird.“

Gepflanzt wird das junge Schulgemüse in ein Hochbeet. Das haben die elf Kinder während der aktuell laufenden Projektwoche aus alten Paletten zusammengeschraubt. „Es ist toll, wie engagiert die Kinder bei der Sache sind“, berichtet ihre Klassenlehrerin. Adrian verschweigt aber auch nicht, „dass das für das eine oder andere Kind doch schon eine anstrengende Woche ist“. Denn die Kinder der Bliestalschule, das sonderpädagogische Zentrum ist die Förderschule Lernen des Landkreises St. Wendel, haben oft Schwierigkeiten, sich über längere Zeit gezielt auf eine Sache zu konzentrieren. Zudem brauchen sie feste Strukturen, sozusagen einen roten Faden, an dem sie sich während einer normalen Unterrichtswoche entlang hangeln können. Eine Projektwoche wie diese bedeute aber viel Freiheit, mit der die Kinder lernen müssten, umzugehen.

Nicht nur ein Hochbeet haben die Kinder der dritten Klasse gebaut und mit selbst gezogenem Grün bepflanzt. Auch Deko-Artikel für den Garten haben sie hergestellt. Beispielsweise Bienen, gebastelt aus Konservendosen, PET-Flaschen und Kronkorken. Oder Blumen aus den Böden alter Getränkeflaschen – Wiederverwertung ganz im Sinne des Projektwochen-Mottos. Das lautet: Recycling und Upcycling. Dabei steht vor allem das Thema Nachhaltigkeit im Zentrum, wie Schulleiter Gunnar Schröder erklärt: „Nicht alles, was nicht mehr gebraucht wird, ist gleich Müll. Vieles kann wiederverwertet werden beziehungsweise einer neuen Nutzung zugeführt werden.“ Wie etwa die PET-Flaschen oder die Konservendosen.

Was man aus alten Gebrauchsgütern alles machen kann, da sind Fantasie und Kreativität keine Grenzen gesetzt. Beispielsweise bemalen die Zehntklässler Sophie Esseln und Jamie Schank ausrangierte Autoreifen und funktionieren sie zu bunten Hockern oder Tischen um. Die Klasse neun von Miriam Biehl hat Bilderrahmen und Blumentöpfe mit übrig gebliebenen Fließen-Stückchen verziert. Zudem haben die 14 Schüler Lampen hergestellt. Dafür wurden aufgeblasene Luftballons mit Tapetenkleister und Zeitungsstreifen beklebt. Ist alles trocken, lässt man den Luftballon platzen und befestigt eine Lampenfassung samt Glühbirne darin. „Schon hat man eine ganz individuelle Beleuchtung“, sagt Biehl. Auch Geldbörsen aus Tetrapack-Tüten haben ihre Schüler gebastelt. Noch vieles mehr wurde während der Projektwoche aus dem Rohstoff Müll hergestellt. Was alles genau, wird an diesem Samstag zu bestaunen sein. Dann lädt die Bliestalschule zum Tag der Offenen Tür.

„Darauf freuen sich die Schüler ganz besonders“, erklärt die Lehrerin der dritten Klasse, Johanna Adrian. Einerseits können die Kinder ihren Eltern, Geschwistern oder Erziehungsberechtigten zeigen, was sie alles gemacht haben während der Projektwoche. Andererseits wird ein Teil der hergestellten Gegenstände verkauft, etwa die Geldbörsen oder die Deko-Artikel.

 Jamie Schank und Sophie Esseln streichen ausgemusterte Autoreifen. Aus ihnen werden Hocker und Tischunterteile.

Jamie Schank und Sophie Esseln streichen ausgemusterte Autoreifen. Aus ihnen werden Hocker und Tischunterteile.

Foto: Thorsten Grim

„Die Kinder sind jetzt schon ganz aufgeregt. Denn es ist schon etwas Besonderes für sie, dass sie die Sachen, die sie selbst gemacht haben, auch verkaufen dürfen. Deshalb haben sie sich auch besonders viel Mühe gegeben“, weiß Adrian zu berichten.

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