Nationalparkbahn Verschiedene Radweg-Ansichten

St. Wendel · Für die einen ist der geplante Freizeitweg zwischen Freisen und Nonnweiler ein Leuchtturmprojekt – andere sehen eine Chance vertan.

 Radfahrer auf der Brücke in Oberkirchen. Früher rollten hier ebenfalls Züge, jetzt ist es ein reiner Freizeitweg.

Radfahrer auf der Brücke in Oberkirchen. Früher rollten hier ebenfalls Züge, jetzt ist es ein reiner Freizeitweg.

Foto: Harald Hartusch

Die Planungen sind im Gange, die Arbeiten sollen im Sommer ausgeschrieben werden. Das hat das St. Wendeler Landratsamt mitgeteilt. Die Rede ist vom geplanten Freizeitweg zwischen Freisen und Nonnweiler-Bierfeld. Rund 30 Kilometer ist der lang, etwas mehr als fünf Millionen Euro soll sein Ausbau kosten. Um den Radweg realisieren zu können, müssen nach Plänen des Landkreises die Gleise der ehemaligen Hochwaldbahn zwischen Türkismühle und Bierfeld herausgerissen werden. Das Projekt wird vom Land finanziell unterstützt.

„Hier entsteht ein Highlight mit hohem Freizeitwert, eine wichtige Ergänzung unseres touristischen Angebotes“, wirbt St. Wendels Landrat Udo Recktenwald. „Der komplett asphaltierte Weg, ohne größere Steigungen mit sicheren Übergängen in unserer zauberhaften Landschaft, wird attraktiv für viele Nutzergruppen sein: von Radlern, Spaziergängern, Inline-Skatern, über Rollstuhlfahrer, ältere Personen mit Rollatoren bis hin zu kleinen Kindern, die gerade Radfahren lernen“, ist Recktenwald überzeugt. Etliche Aufträge für den Wegebau seien bereits vergeben worden, beispielsweise die Projektsteuerung und die Projektplanung, die landschaftspflegerische Begleitplanung sowie vorbereitende Ingenieurleistungen. Zudem wurde die Naturlandstiftung Saar beauftragt, mit der Bahn über den Erwerb der Trasse zu verhandeln und ökologische Ausgleichsmaßnahmen zu planen. Denn wo die Naturlandstiftung, beziehungsweise ihre Tochter, die Ökoflächen-Management-Gesellschaft, sonst Flächen entsiegelt, wird hier eine versiegelt.

Dass der Landkreis die Projektträgerschaft für den gesamten Weg übernimmt, hat der St. Wendeler Kreistag im vergangenen Dezember einstimmig beschlossen. Das soll den beteiligten Gemeinden und Ministerien die Abwicklung der Zuschüsse sowie die Ausführung der Bauarbeiten erleichtern.

Nicht überzeugt von dem Konzept ist die Interessengemeinschaft (IG) Nationalparkbahn. Diese möchte die stillgelegte Bahntrasse reaktiveren und neben dem Radweg eine Museumsbahn fahren lassen. Doch Martina Scheer von der Tourist-Info Sankt Wendeler Land winkt ab. Man habe sich damit beschäftigt, sei jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass auf der Bahntrasse nur mit einer sehr sporadischen Nutzung als Museumsbahn zu rechnen ist. Zudem: „Eine parallele Wegführung funktioniert selbst nach Aussagen der IG nur auf einem sehr kleinen Teilabschnitt und ist unrealistisch.“

Wobei der Sicherheitsaspekt dort, wo ein Nebeneinander räumlich möglich wäre, vollkommen außer Acht gelassen würde. Daher fragt Scheer: „Wie kann man ein Kind neben einem fahrenden Zug herradeln lassen?“ Auch fragt Scheer, was mit den Brücken sei? Zwischen Türkismühle und Schwarzenbach beispielsweise müsste in Eckelhausen und Sötern von der Bahntrasse abgewichen werden. Scheer: „Die IG Nationalpark stellt öffentlich nur die Situationen dar, bei denen ein Nebeneinander von Bahn und Freizeitweg gerade so funktionieren würde und die Stellen, bei denen das selbst aus deren Sicht gar nicht ginge, erwähnt sie einfach nicht.“

Schließlich und endlich stelle sich auch die Kostenfrage: Die Reaktivierung einer Bahntrasse kostet Geld, deren Unterhaltung ebenfalls. Dass durch verkaufte Tickets eine Museumsbahn finanziert werden kann, sieht Landrat Recktenwald skeptisch: „Der Erhalt einer unter Betrieb stehenden Bahntrasse ist grundsätzlich sehr viel aufwändiger als der Erhalt eines asphaltierten Freizeitweges, wie der Landkreis aus dem Betrieb der Ostertalbahn weiß. Denn diese wirft keinen Gewinn ab – ganz im Gegenteil.“

Die Bürgerinitiative (BI) Bahn und Rad im Hochwald, die sich kürzlich in St. Wendel gegründet hat, ist – der Name verrät es – wie die IG Nationalparkbahn für ein Miteinander von Bahn und Rad. Dass dieses Nebeneinader gefährlich sein soll, kann BI-Sprecherin Heike Kugler nicht nachvollziehen. „Das ist ja Quatsch. Es gibt einige Beispiele in Rheinland-Pfalz, wo genau das einwandfrei funktioniert. Ein Nebeneinander auf dieser breiten Strecke, die früher ja zweigleisig gewesen ist, muss möglich sein.“ Und wenn es Stellen geben sollte, die zu eng wären, „müsste man einen Zaun dazwischen bauen. Aber der ist überhaupt nicht erforderlich. Hier ist so viel Platz, dass sich das ohne Probleme machen ließe.“ Zumal man im Hinterkopf haben müsse, dass ein Zug auf dieser Strecke nicht schneller als 50 Kilometer in der Stunde fahren würde. „Dieses Argument ist wirklich an den Haaren herbeigezogen“, sagt Kugler.

Bei der IG Nationalparkbahn sieht man das genauso. „Es gibt genügend Beispiele für parallele Radwege an Bahntrassen, die absolut sicher sind“, sagt deren stellvertretender Vorsitzender Patrick Pandel. Als Beispiel nennt er den Kylltalradweg in der Eifel, „wo sich die Bahntrasse und der Radweg sogar einen Tunnel teilen.“ Auch auf der Strecke Kusel-Landstuhl verlaufe ein Radweg parallel.

 Dass Radweg und Gleis über weite Strecken der Hochwaldbahn nebeneinander passen, zeigte sich bei der Begehung im vergangenen November.

Dass Radweg und Gleis über weite Strecken der Hochwaldbahn nebeneinander passen, zeigte sich bei der Begehung im vergangenen November.

Foto: Pitzius/IG Nationalparkbahn

Die parallele Wegführung mit Bahntrasse und Radweg funktioniert nach Ansicht Pandels auf der gesamten Strecke zwischen den Bahnhöfen Türkismühle und Nonnweiler. „Lediglich die Brücke über die A62 bei Otzenhausen ist dafür zu schmal.“ Hier gebe es jedoch eine Ausweichmöglichkeit. Zu dem Vorwurf, die IG Nationalparkbahn würde die Abschnitte bewusst ausblenden, bei denen ein Nebeneinander von Bahn und Rad nicht ginge, sagt Pandel: „In unserem Radwegkonzept zeigen wir bereits vorhandene Feld- und Wirtschaftswege auf und nutzen sie zur Kostenreduzierung, da diese meist parallel zur Bahntrasse verlaufen. Unser Radwegkonzept ist eine Empfehlung, wie der Radweg unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten verlaufen kann. Trotzdem ist auf einer Länge von 15 Kilometern von Türkismühle bis Nonnweiler ein Radweg neben der bestehenden Bahntrasse möglich. Lediglich der Abschnitt von Nonnweiler nach Bierfeld bietet keinen Platz für einen parallelen Radweg.“

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