Theater Jux und Trubel in der „Pension Schöller“

Hasborn-Dautweiler · Der Theaterverein Edelweiß Hasborn-Dautweiler lud zum Lustspiel ein. Und das kam beim Publikum bestens an.

 Vorne auf Couch Melanie Schwan als entrückte Schriftstellerin, Christian Schneider als Schauspielschüler mit Sprachfehler. Hintere Reihe von links: Vereinsvorsitzender Klaus Backes als Pensionsleiter Schöller, Tobias Scheid als pensionierter Polizist und Jörg Fuchs als Butler

Vorne auf Couch Melanie Schwan als entrückte Schriftstellerin, Christian Schneider als Schauspielschüler mit Sprachfehler. Hintere Reihe von links: Vereinsvorsitzender Klaus Backes als Pensionsleiter Schöller, Tobias Scheid als pensionierter Polizist und Jörg Fuchs als Butler

Foto: Marion Schmidt

Volles Haus, ausverkaufte Theatertage und ein zufriedenes Publikum – was will ein Theaterverein mehr? Zu insgesamt drei Vorstellungen hatte der Theaterverein Edelweiß Hasborn-Dautweiler geladen und bereits fünf Tage vor der Premiere am 26. Dezember verkündete der Verein auf seiner Facebookseite: „Wir sind ratzdiputz ausverkauft.“

Zur Aufführung kam in diesem Jahr die Komödie „Pension Schöller“. Das in drei Aufzügen angelegte Stück von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby steht nach der Uraufführung 1890 in Berlin auch heute noch auf vielen großen Schauspielbühnen auf dem Programm. Zu den prominentesten Aufführungen zählen solche mit dem Kölner Volksschauspieler Willy Millowitsch in der Hauptrolle. In der Hasborner Aufführung übernahm Thomas Alles diesen Part und mimte den erlebnishungrigen Gutsbesitzer Philipp Klapproth.

Der lebt in dem Waderner Dreiseelendorf „Altland bei Vogelsbüsch“. Von der Einöde gelangweilt will er endlich mal etwas Ordentliches erleben, um am Stammtisch auch was zu erzählen zu haben. „In Altland haben wir einen am Stammtisch sitzen, der fährt einmal im Monat mit dem Bus nach Wadern und hat nachher die tollsten Geschichten zu erzählen“, bemerkt Klapproth. Mit Schwester Ulrike Schlosser und deren Tochter Ida reist er hierzu in die pulsierende Metropole Hasborn. Dort trifft Klapproth sein Patenkind Thorsten, das ihn um finanzielle Unterstützung bei einer Geschäftsgründung bittet. Als Gegenleistung erwartet der Gutsbesitzer die Erfüllung seines sehnlichsten Wunsches, einmal die Insassen einer Heilanstalt für Geisteskranke kennenzulernen.

Da ist guter Rat teuer. Thorstens Freund Ernst Kißling hat die rettende Idee: Klapproth die Pension Schöller, deren Gäste schon sehr gewöhnungsbedürftige Zeitgenossen seien, als Irrenhaus unterzujubeln und den geplanten Schlagerabend als Tag der offenen Tür auszugeben. Kißling: „Man weiß doch im wahren Leben eh nicht so genau, wer verrückt ist und wer nicht.“ Gesagt, getan. Klapproth amüsiert sich prächtig in der vermeintlichen Anstalt und sieht in den Pensions-Gästen wahre Irrenhausinsassen vom feinsten Schlag. Ob Lutz, der Schauspielschüler mit Sprachfehler, Großwildjäger Bernd Hardy, die anhängliche Möchtegern-Schriftstellerin Josephine Krüger oder K. Napp, der Polizeihauptwachtmeister a. D., in ihrem exzentrischen Wesen erwecken alle Protagonisten den Eindruck, verrückt zu sein.

Zurück in Altland und hochzufrieden ob des erlebten Abends statten nach und nach die vermeintlichen Verrückten Klapproth einen Besuch ab. „Das muss ein Massenausbruch sein, ich muss den Direktor Schöller anrufen“, ruft er verzweifelt aus und sperrt jeden seiner scheinbar verrückten Besucher ein, die rettende Ankunft von Amalie und Edelbert Schöller abwartend. Über den Nachrichtendienst Whatsapp hat er die Inhaber der Pension Schöller um Hilfe gerufen. Nach einem turbulenten und unterhaltsamen Verwechslungsspiel wird das Geheimnis gelüftet. Klapproth wird gewahr, dass die von ihm als verrückt wahrgenommenen Pensionsgäste eigentlich ganz normal sind. Am Ende feiern alle Protagonisten in bester Laune vereint eine Tanzparty in Klapproths Gemächern.

Die Hasborner Interpretation der „Pension Schöller“ ist eine großartige humorvolle Gemeinschaftsleistung aller Schauspieler. Lachsalven und ein riesiger Theaterspaß wurden vom ersten Takt bis zum Schlussakkord geboten. „Wir suchen uns immer bei einem Theaterverlag gemeinsam ein Stück aus, das wir aufführen wollen. Dabei überlege ich schon beim Lesen, welche Charaktere wir gut besetzen können mit unserer Truppe“, verriet Vereinsvorsitzender Klaus Backes. Er mimte in der Hasborner Aufführung mit viel Witz Pensionsinhaber Schöller, nichtsahnend, dass Klapproth ihn für einen Anstaltsdirektor hält.

Thomas Alles schien die Hauptrolle des Gutsbesitzers wie auf den Leib geschnitten. Mit überzeugender Mimik und Gestik füllte er seine Rolle mit Leben. Köstlich, wie er sich zuweilen wie ein kleines Kind über die scheinbar irren Verhaltensmuster der Pensionsgäste freute. Auch Melanie Schwan als wundersam überdrehte Schriftstellerin oder Daniel Mauer als abenteuerlustiger Großwildjäger gingen mit viel Leidenschaft in ihren Rollen auf. Energisch und mit resolutem Befehlston betrat Tobias Scheid immer wieder die Bühne und spielte authentisch gut einen pensionierten Polizeihauptwachtmeister. Genial war Christian Schneider in der Rolle des Schauspielschülers Lutz. Mit einem unüberhörbaren Sprachfehler auftretend, brillierte er mit viel Wortwitz, trefflicher Mimik und Gestik in seiner Rolle. Beachtlich wie Schneider in seinen Szenen den umfangreichen Text wiedergab und in allen Wörtern den Buchstaben „L“ sprachfehlerbedingt als „N“ aussprach. Köstlich wie er aus den „Knassikern der Wentniteratur“ zitiert. „Othello“ wird bei ihm zu „Othenno“.

In der ihm eigenen Sprache gab er auch Zeilen des Hasborner Dichters Johannes Kühn zum Besten. Als er im Hals ein unwohles Gefühl bemerkte, rief er aus: „Mein Hans kratzt.“ Am Ende spendete das Publikum an allen drei Theaterabenden tosenden Applaus sowie viele anerkennende Zurufe. Einige Besucher waren so begeistert, dass sie später bei Facebook viele lobende Worte für den Theaterverein fanden und diese passend zum Stück mit dem „L-Sprachfehler“ formulierten: „Appnaus, Appnaus… Es war megatonn… Vienen Dank für die grandiose Unterhantung.“

Auch der Hasborner Nachwuchs steckt schon in den Startlöchern. Im Vorprogramm präsentierte die Kindertheatergruppe Hut up mit mindestens genauso viel Engagement wie die Großen das Stück „Der verschwundene Prinz“. Da durfte das Lampenfieber auch etwas größer sein. „Ich bin schon ganz schön aufgeregt, aber es macht mir einfach Spaß, in andere Rollen zu schlüpfen“, verriet Joshua Kläser vor der Aufführung. Auf der Bühne war seine Aufregung wie weggeblasen. Textsicher wie souverän spielte er den verschwundenen Prinzen.

Vereinsvorsitzender Klaus Backes war hochzufrieden mit den Theaterabenden und der ungebrochen guten Stimmung im Publikum: „Die Kulturhalle war an allen drei Abenden ausverkauft mit jeweils 280 Besuchern. Wir hätten noch mehr Tickets verkaufen können, was aber aus Sicherheitsgründen nicht möglich war.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort