Sessionseröffnung Start ins närrische Jubiläumsjahr
Tholey · Die Karnevalsgesellschaft 1875 Tholey läutete am 11.11. im Freizeithaus Mauritius die fünfte Jahreszeit ein.
Traditionsgemäß läutete die Karnevalsgesellschaft 1875 Tholey am 11. November um 2.11 Uhr im Freizeithaus Mauritius die fünfte Jahreszeit ein. Präsident Charlie Hoff begrüßte die Narren mit einem dreifachen „Tholey Alaaf“. „Wir sind der einzige Karnevalsverein im Saarland, der den Schlachtruf der Kölner Jecken führt“, berichtet Hoff. Finanzbeamte aus Köln hätten diesen bei der Vereinsgründung 1875 eingeführt. Seit der Vereinsgründung haben die Tholeyer Narren eine bewegte Geschichte hinter sich (wir berichteten) und sind heute 143 Jahre alt.
Die Eröffnung war nicht nur der Auftakt der neuen Karnevalssession, sondern kündete auch unter dem Motto „11 + 11x11 + 11“ das bevorstehende Jubiläumsjahr des Vereins an. Die Kontinuität sei es, die das Besondere seines Vereins ausmache, betont Hoff. „Ich bin seit 1960 erst der dritte Präsident. 2001 durfte ich als Theleyer Bürger dieses Amt übernehmen“, verrät Hoff mit einem Augenzwinkern. Eine Institution sei die Karnevalszeitung geworden. In seiner Rede lobte er Heijo Sens, der mit viel Engagement jedes Jahr die Zeitung herausbringe. „Die mittlerweile auf 20 Seiten angewachsene Zeitung ist Heijos Kind geworden.“ Sie lässt in einer Bildergalerie seit dem Jahre 1950 alle großen Prinzenpaare und seit 1975 alle Kinderprinzenpaare Revue passieren.
Eigens aus Dresden zur Sessionssitzung angereist war Prinzessin Christel I. Die heute 79-jährige Christel Leupolt hat es 1964 der Liebe wegen nach Sachsen verschlagen. „Damals bildete ich mit drei Freundinnen das Pagen-Gespann, das die Prinzenpaare begleitet. Von uns Pagen wurde immer eine zur neuen Prinzessin gekürt“, erinnert sich Leupolt. Ihr heute in der Kölner Karnevalshochburg lebender Sohn habe sie animiert, zur Sessionseröffnung in die alte Heimat zu reisen. Auch Anneliese Gläser (geborene Maldener) erinnert sich mit einem Glänzen in den Augen an ihre Prinzessinnen-Zeit. „Mich hat damals der Elferrat gewählt. Damals war ich 20 Jahre alt“, erzählt Anneliese Gläser. Der Karneval habe in ihrer Familie immer eine große Rolle gespielt: „Meine Mutter hat immer die Kostüme genäht, und meine fünf Jahre jüngere Schwester Inge ist später auch Prinzessin geworden.“ Auch die erste Kinderprinzessin feiert an diesem Abend mit. Ute Karl (geborene Scheid) wurde 1975 im Alter von elf Jahren zur ersten Kinderprinzessin gekürt: „Der Vater meines Prinzen hatte mich damals vorgeschlagen.“ Später wurde sie noch einmal als erwachsene Prinzessin gekürt. „Wir feierten damals bei uns zu Hause bis in die frühen Morgenstunden ein rauschendes Fest. Da spricht man noch heute davon“, schwärmt Ute Karl, die mittlerweile in Winterbach lebt. „Die Kappensitzung in Tholey besuche ich aber immer wieder, dann ist das Heimweh nach Tholey nicht so groß“, verrät sie mit einem Lächeln.
Der Schirmherr der Sessionseröffnung, Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU), macht auf die Tholeyer Besonderheit aufmerksam, dass der Prinz drei Jahre regieren darf: „In Tholey ist es anders als bei anderen. Der Prinz ist drei Jahre in Arbeit versunken, während die Prinzessin jedes Jahr frisch und schön in neuer Person antritt.“ Nachdem der Bürgermeister die standesgemäße rote Fliege, den Hausorden, angelegt hatte, durfte er auf der Bühne in den Reihen des Elferrates Platz nehmen.
Fynn Kasper und Lara Hubertus sind das neue Kinderprinzenpaar. Beide stellten sich mit viel Witz vor und plauderten aus dem familiären Nähkästchen. „Meine Mutter und Schwester waren auch schon hier oben, doch jetzt bin ich dran, der erste richtige Mann“, stellte sich der elfjährige Fynn in seiner Rede vor. Lara Hubertus hat sich aus der Minigarde in das Prinzessinnenamt getanzt. „Jetzt als Prinzessin hier zu stehen, ist wirklich scheen“, freute sich Lara . Ganz emanzipiert hat sie die Rolle übernommen, sich ihren Prinzen auszusuchen. Als Prinz Fynn I. und Prinzessin Lara I. wurden beide feierlich inthronisiert. Zu fortgeschrittener Stunde folgten Einmarsch und Vorstellung des großen Prinzenpaares. Peter Kulosa tritt in dieser Session seine zweite Amtszeit als Prinz Peter I. an. Als neue Prinzessin hat er sich eine Dame aus altem Tholeyer Narrengeschlecht auserwählt. Bis nach Wiesbaden sei er gereist, um seine Zukünftige zu finden. „Am schwierigsten waren unsere heimlichen Treffen in Tholey. Nebenan und gegenüber wohnen die neugierigen Narren, die immer vor dem Haus hocken. So musste ich stets durch den Garten flüchten“, verrät der 29-jährige Peter I. in seiner Ansprache. Denn die Namen der Prinzenpaare werden in Tholey jedes Jahr bis zur Sessionseröffnung streng geheim gehalten. Als seine neue Prinzessin stellte der Prinz Kathrin Fleck vor. Mit einem standesgemäßen Prinzessinnenkleid stand die 22-Jährige strahlend auf der Bühne. Seit ihrer Kindheit sei auch sie mit dem Tholeyer Karneval verwurzelt. Im Grundschulalter startete sie in der Minigarde und wurde im Alter von elf Jahren Kinderprinzessin. „Dass ich heute im Alter von zwei mal elf Jahren Groß-Prinzessin werde, ist eine große Ehre“, verkündete die Studentin.
Während des Abends konnten sich die Minigarde, die Gardetanzgruppe und der „Hoffchor der KG“ schon einmal für die neue Session warm laufen. Neben der Verkündung der Prinzenpaare war der Auftritt von Sophie Roßfeld ein weiterer Höhepunkt des Abends. Obwohl die Schauspielstudentin heute in Köln lebt, fühlt sie sich immer noch eng mit ihrem Heimatverein und dem Tholeyer Karneval verbunden. Sie präsentierte zur Sessionseröffnung eine Fortsetzung ihres Schlagerprogrammes, mit dem sie bei der Kappensitzung im Februar dieses Jahres im Freizeithaus Mauritius die Tholeyer Narren begeistert hatte. In den nächsten Wochen haben die Tholeyer Narren nun Zeit, um an ihren Büttenreden, Showauftritten und Kostümen zu feilen, damit am 20. Januar bei der ersten Kappensitzung im Freizeithaus Mauritius alles passt.
