Aktion Nur Elsa kann sie nicht loslassen

Theley · Zum 31. August endet Bianka Malicks Pacht für das Hotel Hofgut Imsbach in Theley. Zum Abschied veranstaltet sie einen Flohmarkt.

 Bianka Malick mit Deko-Figur Elsa. Seit zehn Jahren steht sie im Hofgut Imsbach. Jetzt darf sie mit in das Haus der Gastronomin.

Bianka Malick mit Deko-Figur Elsa. Seit zehn Jahren steht sie im Hofgut Imsbach. Jetzt darf sie mit in das Haus der Gastronomin.

Foto: Evelyn Schneider

Beim Betreten des Gebäudes wird der Blick beinahe selbstverständlich nach oben gelenkt. Dort hängt sie, thront sie gar: eine Lampe. Die Form rund. Aus Draht, der ineinander verwoben ist, dazwischen zarte Birnchen. Etwas wehmütig schaut ein Besucher noch einmal gen Decke. Er hätte sie gerne mitgenommen. Doch sie ist bereits vergeben, wird bald in einem Sterne-Restaurant in Neuhütten den Raum zieren. So bleibt sie quasi ihrem Aufgabenbereich Gastronomie treu.

Ob das auch für ihre bisherige Besitzerin, Bianka Malick, gilt, ist noch nicht raus. Sie beendet ihr Engagement im Hotel Hofgut Imsbach nach zehn Jahren (wir berichteten). „Es darf gerne etwas ganz Neues kommen“, sagt die 44-Jährige. Dann nach einer kurzen Pause: „Ich bin allerdings auch Vollblutgastronomin und weiß nicht, ob ich ohne Gastronomie leben kann.“ Seit ihrem 16. Lebensjahr ist sie in diesem Bereich tätig, seit 22 Jahren selbstständig.

Ende August schließt erstmal das Hotel-Restaurant-Tagungszentrum Hofgut Imsbach. In 13 Tagen. Dass der Abschied schon so nah liegt, ist Bianka Malick bewusst geworden, als sie alte Kisten mit Dekorationsartikeln ausgepackt hat. „Plötzlich war es real.“ Seit gut zwei Wochen ist sie zusammen mit Familie, Freunden und anderen Helfern dabei, Dekoartikel, Tischdecken, Teller, Gläser oder Karaffen zusammenzutragen. Für einen dreitägigen Flohmarkt. Von diesem Samstag bis Montag, 19. bis 21. August, haben Besucher die Möglichkeit, sich ein Souvenir aus dem Hotel zu sichern. Jeweils von 10 bis 16 Uhr darf gestöbert werden.

Es gibt ein Geschirr-Zimmer, in dem sich unter anderem Teller, Schüsseln, Tassen, Gläser in allen Varianten stapeln. „Es war total schwierig, Preise zu finden. Ich musste von jeder Schüssel den emotionalen Part trennen“, berichtet die Hotelpächterin. An jeden Teller hingen Erinnerungen. Es habe viele Themenabende gegeben: spanisch, afrikanisch oder asiatisch.

In der Dekoration haben sich auch die Jahreszeiten und Feste wie Weihnachten oder Ostern widergespiegelt. „Ich habe gerne dekoriert“, gesteht die 44-Jährige. Oft habe sie schon Wochen vor den Feiertagen mit der Arbeit begonnen und Nachtschichten eingelegt. „Ich war erst zufrieden, wenn ich durchs Haus gegangen bin und dachte: Es sieht toll aus.“ Viele Gäste hätten ihr bestätigt, dass die liebevollen Details die Herzlichkeit des Hofguts ausgemacht hätten.

18 Tische im Restaurant, 20 im Festsaal, je fünf in der Imsbach- und der Blauen Stube, dazu noch die vielen Flure  –  da musste die Gastronomin oft in großen Stückzahlen kaufen. „Ich habe das Glück, eine Floristin zu haben, die ähnlich denkt wie ich. Mit ihr konnte ich auf Deko-Messen fahren.“ Aber neben dem einheitlichen Schmuck für die Tische gab es auch Einzelstücke. „Vieles Besondere habe ich aus Urlauben mitgebracht oder im Vorbeischlendern irgendwo entdeckt.“

So auch eine alte Schulbank. Sie stand immer im Eingangsbereich. Doch ihr Platz ist bereits verwaist. „Mir sind die Tränen gekommen, als ich sie hergegeben habe“, gesteht Bianka Malick. Immerhin habe sie das Möbelstück durch drei Läden begleitet. „Aber ich dachte: Es passt zum Schluss-Strich-Ziehen, wenn ich sie loslasse oder auf die Reise schicke?“ Die gemeinsame Reise von der alten Schulbank und der Gastronomin begann auf einem Saarbrücker Flohmarkt. „Sie stand verlassen an der Schlossmauer. Ich fand sie auf Anhieb toll und musste sie haben.“

Als Bianka Malick vor zehn Jahren als Pächterin das Hotel Hofgut Imsbach übernommen hat, da ist mit ihr auch eine lebensgroße Figur eingezogen. Eine Reisende mit Hut und Koffer in der Hand. Als die 44-Jährige sie sah, dachte sie: Die passt zu meinem neuen Lebensabschnitt. „Ich wollte für die Eröffnung etwas Besonderes haben – ganz allein für mich.“ Und das war Elsa. So hat Malick die Figur aus Blech getauft. Viele Angebote bekam sie schon für die Reisende. Aber deren nächstes Ziel steht schon fest: Das Zuhause der Gastronomin.

Auf dem Weg zum Herzstück des Flohmarkts sind Tische aufgebaut, auf denen thematisch aufeinander abgestimmte Dekoartikel stehen. Quasi als Appetit-Häppchen. Es geht einige Stufen hinauf. Hier hängen farblich sortiert Stoffe, Blusen im Oktoberfest-Stil oder auch eine Weihnachtsmann-Robe. Dann schließt die Gastronomin die Tür zum Festsaal Colonel Louis Lapointe auf. Drei Tischreihen, die die komplette Länge des Raumes ausmachen, präsentieren, was in einem Jahrzehnt im Hotel dekoriert wurde. Da sind beispielweise Hasen in verschiedenen Größen und Farben. Etwa 100 schätzt die Pächterin. „Meine Freundin hat die Ostereier ausgepackt und gesagt: Sie träume in der Nacht bestimmt von Eiern“, scherzt Malick. Auch Nikoläuse gibt es einige, ebenso wie Engel, Gestecke oder Kerzenständer. Die Pächterin hofft, dass so viel wie möglich verkauft wird. „Es wäre schade, wenn die Sachen in Kisten verschwinden. Ich wünsche mir für sie ein schönes neues Zuhause.“ Das gelte besonders für einen großen Blechengel.

Bianka Malick schlendert entlang der Tischreihen. Es gibt viele Geschichten, die sie mit den Figuren verbindet. Auch Kurioses hat sie im Zusammenhang mit der Dekoration schon erlebt. So stellte sie mal mehrere Schatztruhen auf. Als sie eine öffnete, fand sie darin einen Slip und ein Kondom.

Zehn Jahre Hofgut Imsbach – das sind viele Erlebnisse und Erfahrungen. Positive wie negative. „Alles ist für etwas gut“, sagt die 44-Jährige. „Ich habe hier ein Wissen über Gastronomie gewonnen, das in keinem Lehrbuch steht. Es sei eine abwechslungsreiche und intensive Zeit gewesen. Im September wolle sie erstmal durchatmen, alles sacken lassen. „Ich bin gespannt, wie es sich anfühlt, wenn ich mal das Handy ausschalte“, sagt Malick und lächelt. Mit viel Herzblut seien ihr Team und sie auf dem Hofgut engagiert gewesen. Dem alten Gemäuer wünscht sie nur das Beste. Wie würde sie reagieren, wenn sie in einem Jahr erfahren würde, dass das Gebäude noch leer steht? „Mein Herz würde bluten.“

 Blick in den Festsaal Coronel Louis Lapointe. Er wird in den kommenden drei Tagen zum Herzstück des Flohmarkts im Hofgut Imsbach.

Blick in den Festsaal Coronel Louis Lapointe. Er wird in den kommenden drei Tagen zum Herzstück des Flohmarkts im Hofgut Imsbach.

Foto: Evelyn Schneider
 Maritimes ist das Thema der Dekoration auf diesem Tisch.

Maritimes ist das Thema der Dekoration auf diesem Tisch.

Foto: Evelyn Schneider
 Tassen, Teller, Kannen, Schalen – das ist nur ein Teil des Angebots im Geschirr-Zimmer. Hier darf gestöbert werden. 

Tassen, Teller, Kannen, Schalen – das ist nur ein Teil des Angebots im Geschirr-Zimmer. Hier darf gestöbert werden. 

Foto: Evelyn Schneider

Einen Flohmarkt gibt es von diesem Samstag bis Montag, 19. bis 21. August

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