Osterbrauch Mit neuen Raspeln zu alten Traditionen

Neipel · Wie in anderen Dörfern starten auch in Neipel in der Karwoche wieder die Klepperkinder. Die Instrumente haben sie selbst gebaut.

 Gut gerüstet für ihren Einsatz: Die Klepperkinder der Gemeinde Tholey.

Gut gerüstet für ihren Einsatz: Die Klepperkinder der Gemeinde Tholey.

Foto: Marion Schmidt

Wer vergangenen Samstagnachmittag in Neipel durch die Kantstraße spazierte, wurde von einer ungewöhnlichen Geräuschkulisse überrascht. Hinter dem alten Stallgebäude gegenüber dem Haus am Mühlenpfad waren Klopfgeräusche zu hören begleitet von fröhlichen Kinderstimmen. Der Ortsrat von Neipel hatte zum Workshop „Raspeln und Kleppern bauen“ geladen. Seit 2011 findet die Bastel-Aktion immer eine Woche vor Ostern statt und soll den Brauchtum des Klepperns am Leben erhalten. In der Karwoche ziehen kleppernde Kinder durch die Dörfer, um das von Gründonnerstag bis Ostersonntag schweigende Glockengeläut zu ersetzen. „Früher sind wir mit bis zu 50 Kindern durch den Ort gezogen mit einem Anführer, der den Takt vorgegeben hat“, erinnert sich Alois Risch an seine Zeit als Klepperkind.

„Wir haben irgendwann beobachtet, dass in unserer Gemeinde immer weniger Kinder kleppern gehen, und überlegten, ob es vielleicht daran liegt, dass die Kinder keine Geräte mehr dafür haben“, ergänzt Alois Berwanger. So entstand 2011 die Idee zu dem Bastelworkshop. Gemeinsam mit Alois Risch und Rudi Blug hat er in etwa 25-stündiger Vorarbeit für jedes Kind einen Bausatz mit 24 hölzernen Einzelteilen zusammengestellt. So müssen am Basteltag nur noch die Teile mit Holzleim und Nägeln zusammengesetzt werden. Unterstützt von Oma, Opa, Mama und Papa machen sich 13 Mädchen und Jungen im Alter von drei bis zehn Jahren an die Arbeit.

Die Jüngsten wie die dreijährige Madita und der gleichaltrige Ole bauen Kleppern. Eine Klepper ist ein leichtes Holzgerät, das ähnlich wie eine Handglocke geschwungen wird. Dabei schlägt ein Hämmerchen auf eine Holzleiste und erzeugt ein Geräusch. Sie sind mit Opa Christian Klesen mit dem Traktor zum Workshop gefahren. „Madita und Ole werden wohl mit ihrer Mama Kleppern gehen. Ich finde es wichtig, dass wir unseren Kindern diese Tradition weiter vermitteln. Das gehört dazu, wenn man auf dem Dorf lebt“, so Klesen.

In vielen Familien wird seit Generationen gekleppert, und viele Kinder sind mit Erbstücken unterwegs. „Meine Enkelkinder haben auch noch eine Klepper, die ich als Kind benutzt habe und die ich schon von meinem Opa geerbt hatte“, verrät Klesen. Waren es zunächst die Messdiener, so sind es heute vor allem Mädchen und Jungen aus dem Ort, die morgens um 6 Uhr, am Mittag und gegen 18 Uhr durch die Straßen ziehen.

„In Theley sind früher nur die Jungs aus dem Ort zum Kleppern gegangen, im Bohnental nur die Messdiener“, erinnert sich Waltraud Jungblut. So sei auch ihr Gatte Michael früher Klepperkind gewesen. Heute bauen sie mit ihren fünf- und sechsjährigen Enkelinnen Elli und Lea zwei Raspeln. Eine Raspel ist eine etwa 30 Zentimeter große Kiste aus Buchenholz. Mit einer Handkurbel wird eine in der Kiste befindliche Walze mit Holzstiften in Bewegung gesetzt. Dadurch werden Holzleisten kurz angehoben. Beim Zurückschnellen erzeugen diese ein Geräusch, das sich in dem Resonanzkörper der Holzkiste ausbreitet.

 Alois Risch (links) hilft Christian Klesen und seinen Enkelkindern Ole und Madita beim Bau einer Klepper.

Alois Risch (links) hilft Christian Klesen und seinen Enkelkindern Ole und Madita beim Bau einer Klepper.

Foto: Marion Schmidt

Christian Jäckel aus Limbach, früher auch Klepperkind, sitzt mit Tochter Hanna an einem Tisch und baut eine Raspel zusammen. Die Sechsjährige ist zum ersten Mal dabei: „Ich bin nicht so sehr der Frühaufsteher. Ich gehe dann eher abends mit. Vorher muss ich meine Raspel aber noch bemalen. So nur aus Holz sieht sie langweilig aus.“ Gegen Ende des Workshops können die Bastelkinder es kaum erwarten, ihr Instrument zu testen. Beim Aufstellen zum Gruppenfoto bringen sie ihre Raspeln und Kleppern zum Klingen. „Ein besonderes Erlebnis ist für die Klepperkinder nach ihrem Job das Verteilen der Beute“, verrät Alois Berwanger. Denn Karsamstag ziehen die Kinder von Haus zu Haus, um eine Belohnung für ihren Einsatz in Form von Ostereiern, Naschzeug und Geldgeschenken zu sammeln.

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