Mehr Sicherheit für Notunterkunft?

Tholey · Anschläge in Bayern in den zurückliegenden Tagen haben die Menschen erschrocken und nachdenklich gemacht. So verletzte ein 17-jähriger Flüchtling Reisende in einem Zug. Der Schaumberger Hof in Tholey ist Anlaufstelle für junge Flüchtlinge. Wurde dort jetzt in Sachen Sicherheit aufgestockt?

 Ein Junge, aus der Heimat geflohen, puzzelt am Tisch im Schaumberger Hof. Dort werden minderjährige unbegleitete Flüchtlinge kurzzeitig betreut. Foto: B&K

Ein Junge, aus der Heimat geflohen, puzzelt am Tisch im Schaumberger Hof. Dort werden minderjährige unbegleitete Flüchtlinge kurzzeitig betreut. Foto: B&K

Foto: B&K

Ein 27-jähriger Flüchtling aus Syrien hat am Sonntag eine Bombe im bayrischen Ansbach gezündet, sich selbst damit getötet und ein Dutzend Menschen teils schwer verletzt. Einige Tage zuvor stürmt ein 17-jähriger Flüchtling eine Regionalbahn bei Würzburg. mit einer Axt verletzt er Fahrgäste, wird später von der Polizei erschossen. Erschütternde Meldungen, die die Menschen beschäftigen. Und die Frage: Könnte aus Angst auch Wut werden? Wut, die sich gegen Flüchtlinge richtet?

Eine zentrale Anlaufstelle für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge ist der Schaumberger Hof in Tholey . 1,8 Millionen Euro hat das Land investiert, um aus dem einstigen Therapiezentrum ein Vorclearing-Haus zu machen. Nach Auskunft von Stephan Kolling (CDU ), Staatssekretär im Sozialministerium, sind dort aktuell 32 Jugendliche untergebracht. Seit Februar gibt es die Einrichtung, bei der von Beginn an auch an den Aspekt Sicherheit gedacht wurde. Gibt es nach den aktuellen Schlagzeilen Veränderungen? Kolling verneint dies. Das Sicherheitskonzept sei an die Belegungszahlen angepasst. Drei Sicherheitskräfte sind pro Schicht eingeteilt. Somit sind pro Tag neun Mitarbeiter im Einsatz "für die Sicherheit auf der Anlage und nach außen hin."

In den vergangenen Monaten habe es laut Kolling keine Zwischenfälle mit Schlägereien und ähnlichem gegeben. Der Staatssekretär spricht von kleinen Rangeleien zwischen den Jugendlichen. Meist seien kulturelle Unterschiede der Auslöser. Jeder Neuling im Schaumberger Hof werde auf den Besitz von Waffen hin kontrolliert. Gefunden wurde bisher nie etwas.

Die Tat des 17-Jährigen in Würzburg war Thema in der Einrichtung. Wobei, so berichtet Kolling, die Jugendlichen selbst davon nichts mitbekommen hätten. Therapeuten aber haben mit ihnen darüber gesprochen, was passiert ist. Regelmäßig sei auch ein in Deutschland angemessenes Verhalten Thema in Gesprächskreisen. "Die Flüchtlinge müssen sich auf unsere Kultur einstellen und wir auf die ihre etwas Rücksicht nehmen", sagt Kolling. Ein gutes Miteinander sei das Ziel. "Es kann nur zusammen funktionieren."

Mit aktuell 32 Jugendlichen sei ein Höchststand in der Einrichtung seit deren Start erreicht. Die Hälfte der jungen Flüchtlinge kommt aus Eritrea. Außerdem sind folgende Nationen vertreten: Syrien (3), Afghanistan (5), Türkei (1), Äthiopien (7). Seit etwa drei Wochen verzeichnet der Schaumberger Hof einen verstärkten Zulauf aus Eritrea. "Diese klare Verlagerung in Richtung Afrika", so Kolling, "stellt das Team vor Ort vor neue Herausforderungen." Mehr als acht Sprachen, darunter Tigrinya (Eritrea), Bari (zum Beispiel Südsudan) oder Oromo (Äthiopien), sind auf der Anlage zu hören.

Viele kommen über Nacht

Seit Februar wurden auf dem Schaumberger Hof insgesamt 326 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufgenommen. Darunter waren 31 Mädchen. Nach Angaben von Staatssekretär Kolling kamen die Jugendlichen aus verschiedenen Ländern, auch ein Ungar oder ein Vietnamese wurden kurzzeitig in Tholey betreut. Etwa elf Tage bleibt ein junger Flüchtling im Durchschnitt in dem ehemaligen Tholeyer Drogentherapiezentrum. Für drei Jugendliche ging es von dort aus zurück ins Heimatland.

51 der jungen Flüchtlinge kamen über die Landesaufnahmestelle Lebach zum Schaumberger Hof, 150 über die Bundespolizei . Und der Rest? "125 waren über Nacht einfach da", sagt Kolling. Standen unvermittelt vor der Tür. Über Frankreich kommen die afrikanischen Flüchtlinge ins Saarland, so der Staatssekretär. Daher möchte er das Gespräch mit den französischen Nachbarn suchen.

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