Letzte Ruhestätte unter Bäumen

Tholey · In der Gemeinde Tholey soll ein Friedwald entstehen. Die Ratsmitglieder gaben ihr Okay zu den Plänen.

Viele Menschen schlendern durch den Wald, um vom hektischen Alltag abzuschalten, um nachzudenken oder einfach nur etwas Ruhe zu haben. Warum also nicht hier in der Natur seine letzte Ruhestätte finden? Diese Frage scheinen sich immer mehr Menschen zu stellen. Auch in der Gemeinde Tholey. Wie Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU) während der jüngsten Gemeinderatsitzung berichtet, gab es aus der Bevölkerung zahlreiche Anfragen nach sogenannten Baumbestattungen. Das bedeutet, dass die Asche des Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne an der Wurzel eines Baumes beigesetzt wird. Wenn gewünscht, wird eine Plakette mit dem Namen des Verstorbenen an dessen Baum angebracht.

Einstimmig haben die Mitglieder des Gemeinderates mit den Weg für diese alternative Bestattungsart freigemacht, die offen für jeden ist, ganz gleich welcher Konfession. Ein Ort für diesen Bestattungswald und die entsprechenden Partner sind bereits gefunden. Rund um das Hofgut Imsbach gehören der Naturlandstiftung Saar, dem Saarforst Landesbetrieb und der Gemeinde selbst Grünflächen. Mit der Friedwald GmbH, die in Deutschland an 57 Standorten für Bestattungswälder zuständig ist, wollen die drei Partner einen Bestattungswald realisieren. Vor Ort bewirtschaften würde diesen Saarforst. Der Landesbetrieb kümmert sich bereits um den Friedwald in Saarbrücken.

Am Hofgut Imsbach sind insgesamt sechs Flächen daraufhin beurteilt worden, inwiefern sie sich für den Friedwald eignen. Mit drei Flächen soll das Projekt starten. Dazu gehört eine 26 Hektar große Waldfläche östlich des Hofgutes, die im Besitz der Gemeinde (0,8 Hektar) und des Landes (25,2 Hektar)ist. Hier stehen Eichen, Buchen, Hainbuchen und verschiedene Ahornarten. An einer Hütte wäre Platz für einen Parkplatz. Eine weitere sechs Hektar große Fläche der Naturlandstiftung Saar liegt im Westen. Nördlich des Hofgutes säumen etwa 120 Alleebäume einen Feldweg. Auch diese Fläche, im Besitz der Naturlandstiftung, soll zum Bestattungswald dazugehören. Die übrigen drei Gebiete eignen sich ebenfalls grundsätzlich für den Friedwald. Dazu zählt auch ein Fläche in unmittelbarer Nähe zur Kapelle. In zehn bis 15 Jahren könnte auch hier ein Bestattungswald entstehen.

Und was kostet so eine letzte Ruhestätte in der Natur? Bei Friedwald gibt es verschiedene Modelle beispielsweise Einzel- oder Partnerbaum, Gemeinschafts- oder Familienbaum. Für bis zu 99 Jahren kann ein Baum als Grabstelle fungieren. Ein Baum für zwei Personen kostet beispielsweise ab 2700 Euro. Hinzu kommen reguläre Beisetzungskosten. Diese beziffert die Friedwald GmbH in einer Info-Broschüre mit 275 Euro. Was wegfällt, sind Pflegekosten wie bei traditionellen Gräbern. Darum kümmert sich quasi die Natur.

"Das ist ein zusätzliches Angebot in der Gemeinde Tholey an einem sehr schönen und würdigen Ort", sagte Schmidt. Er und seine Verwaltung müssen nun noch Details und entsprechende Verträge mit den Partnern abstimmen.

Zum Thema:

Die Marke FriedWald ist in Deutschland und Österreich geschützt. Das Konzept gibt es seit 2000. 2001 wurde mit dem Friedwald bei Kassel der erste Bestattungswald in Deutschland eröffnet. Inzwischen gibt es nach Angaben der Friedwald GmbH 57 Standorte in Deutschland (einer davon in Saarbrücken) und zwei in Österreich. Insgesamt 79 500 Beisetzungen gab es bislang. Mehr als 12 500 davon allein im Jahr 2016. Einen Friedwald am Hofgut Imsbach könnten nicht nur Menschen aus der Gemeinde Tholey nutzen. Die Friedwald GmbH geht davon aus, dass aus dem gesamten Landkreis St. Wendel, dem Landkreis Neunkirchen und teilweise auch Menschen aus den Landkreisen Saarlouis und Merzig-Wadern von dem Angebot Gebrauch machen. Sie rechnet am Standort Tholey mit zwei bis drei Beisetzungen pro Woche.

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