Verleihung Leichtfüßige Reime und bildstarke Verse

Tholey · Beim Tholeyer „Wortsegel-Schreibwettbewerb“ wurden Schüler angeregt, selbst kreativ zu werden. Jetzt wurden die besten Werke prämiert.

 Für die Preisträger des 14. Wortsegel-Wettbewerbs gab es Buchgeschenke.

Für die Preisträger des 14. Wortsegel-Wettbewerbs gab es Buchgeschenke.

Foto: Frank Faber

Noch heute gilt Lyrik oft als schwierig und schwer verständlich. Steht das lyrische Format im Abseits des öffentlichen Interesses? „Viele halten die Lyrik für eine aussterbende Gattung. Smilies, Abkürzungen in den sozialen Netzwerken, man benutzt keine deutschen Worte mehr“, sagt der Tholeyer Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU). Im Himmelszelt auf dem Schaumberg fragt er deshalb in die Runde: „Ist Lyrik noch zeitgemäß?“ Schmidt wartet kurz und liefert selbst die Antwort: „Ja, das sehen wir an der Zahl der Einsendungen.“

Zum 13. Mal hat die Gemeinde Tholey beim „Wortsegel-Schreibwettbewerb“ Schüler angeregt, selbst kreativ zu werden. Die Gedichte von 14 Schülern sind nun während einer Preisverleihung im Himmelszelt prämiert worden. „Wortsegel ist bundesweit der einzige Schreibwettbewerb, bei dem sich Schüler mit der Lyrik auseinandersetzen“, stellt Saar-Bildungsminister Ulrich Commercon (SPD) fest. Literarischer Pate, Ideengeber für die Nachwuchspoeten bei dieser Ausgabe war der Schriftsteller, Kabarettist und Maler Joachim Ringelnatz (1883 bis 1934). Als Schreibimpulse haben die Schüler zwischen elf Zitaten von ihm wählen können.

Knapp 250 Einsendungen sind den Juroren des schriftlichen Wettstreits auf den Tisch geflattert. „Wir konnten dabei eine weitere Steigerung in Quantität und Qualität feststellen“, sagt Jury-Vorsitzende Irmela Freigang. Bewertet haben die Versprüfer Originalität, unkonventionelles und spontanes Schreiben sowie die Entwicklungsmöglichkeiten. „Das hat sehr viel Freude gemacht“, blickt Freigang zurück. Denn der Wettbewerb zeige, dass Joachim Ringelnatz junge Leute inspiriere, zu Wort- und Gedankenspielen, zu leichtfüßigen Reimen, bildstarken Versen, aber auch zu ernsthafter, manchmal sehr persönlicher Auseinandersetzung mit den Zitaten. So wie im Gedicht „Mausklick“ von Paul Esser. Der Gymnasiast aus Neunkirchen hat sich dazu das Zitat „Nichts mehr sagen, nicht fragen, nichts wissen – Augen zu“ ausgewählt und unternimmt mit seinem Raptext eine Abrechnung mit den sozialen Medien. „Die Demonstration meiner Generation?“, fragt er. Und meint darin abschließend: „Genieß diese wundervoll schöne Fassade. Aus Katzen, Hashtags und Selfies von blöden Visagen“. Damit hat Paul Esser den dritten Preis im Poetenwettstreit der 11./12. und 13. Klassen erlangt. Die „Ästhetik des Hässlichen“ hat die Zweitplatzierte Nora Jacob in den Kontext mit dem Ringelnatz-Zitat „Heimat ist ein begrenzter Ort“ gestellt. „Heimat ist das Gefühl, wenn man frisch aus dem Urlaub kommt“, betont die Saarbrückerin. Sie schlendert durch ihre Heimatstadt, malt ein düsteres Bild, stellt aber auch letztendlich fest:  „Das ist meine Stadt“.

Die Jury-Vorsitzende Freigang lobt den Mut der Teilnehmer, ihre Texte öffentlich gemacht zu haben. „Ich hoffe, dass dieser Wettbewerb das Interesse an Lyrik bei den Schülern geweckt hat“, so Freigang. Für den Wortsegel-Wettbewerb 2019 hat sich die Jury bereits auf ein Thema festgelegt. Erstmals wird es dann keinen literarischen Paten geben. „Uns sind die Schriftsteller nicht ausgegangen“, stellt Freigang noch klar. Bei der 14. Auflage soll das sachliche Thema „Zeit“ den Nachwuchs zu Gedichten inspirieren.

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