Jubiläum Geschichten aus der fünften Jahreszeit

Theley · Zum närrischen Treiben fügt sich für die KG 1875 Tholey in dieser Session noch ein närrischer Geburtstag an. Dazu gibt es jetzt auch eine Chronik.

Prinz Adolf I. (Schneider) und Prinzessin Marlene I. (Axler) - das Prinzenpaar von 1952.

Prinz Adolf I. (Schneider) und Prinzessin Marlene I. (Axler) - das Prinzenpaar von 1952.

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Nach elf Jahren bereitet sich die Karnevalsgesellschaft KG 1875 Tholey auf eine Jubiläums-Session vor. 11 + 11 x 11 + 11 Jahre sind es nun her, seit der Verein im Jahre 1875 gegründet wurde. Zum Auftakt der Session hat der KG eine Karnevalszeitung herausgegeben. Sie lässt die vergangenen Zeiten in lockerer Zusammenstellung verschiedener Texte Revue passieren. „Ein ganzes Buch hätte man mit der Vereinshistorie füllen können. Es existieren eine Menge, inzwischen ziemlich ausgeleierte Ordner, die so viel Material enthalten, dass man glatt den Überblick verliert“, sagt Vereinsvorsitzender Charlie Hoff.

Die Chronik beginnt mit folgenden Worten: „Wir schreiben das Jahr 1875. Das deutsche Kaiserreich unter preußischer Führung war gerade vier Jahre alt. An einem Februar-Sonntag fanden sich in Tholey sieben lebenslustige, militärentlassen Junggesellen zur Gründung eines Karnevalsvereines zusammen.“ Der militärische Popanz sei schon immer eine beliebte Zielscheibe der Karnevalisten gewesen. Die erste Prunksitzung fand in einem Saal des heutigen Restaurants Haab statt. Der Karneval erlebte in Tholey einen raschen Aufschwung. Veredelt wurde er durch den Zuzug rheinischer Justizbeamter aus der Karnevalshochburg Köln. „Bei der Vereinsgründung waren damals zwei Kölner zugegen. In der Sitzung riefen sie ,Alaaf’ und seither pflegen wir als einziger saarländischer Karnevalsverein den Schlachtruf der kölschen Jecken“, erzählt Charlie Hoff. Der erste Weltkrieg und die nachfolgenden Jahre brachten den Karneval wie überall auch am Schaumberg zum Erliegen.

Ende der 20er Jahre entfachte eine neue Satzung einen Klassenkampf im Verein und war einigen Mitgliedern Anlass, einen neuen Verein zu gründen. „Eine Rolle spielte dabei wahrscheinlich auch die Zusammensetzung der Führungskräfte, bei denen die Parität zwischen Beamten und Selbständigen auf der einen und Arbeitern und Lohnempfängern auf der anderen Seite nicht stimmte“, heißt es in der Chronik. Auch dass man nur mit Vollendung des 22. Lebensjahres Mitglied werden durfte, eine Aufnahmekommission dem Beitritt zustimmen musste und nur Mitglieder mit ihren Partnern die Kappensitzungen besuchen durften gefiel nicht. Der neue Trotzverein trug dann auch den Namen „Bei uns kann jeder renn“.

Überliefert ist ein anonymer Leserbrief aus der Saarbrücker Zeitung vom 18. Februar 1930, in dem ein Tholeyer Bürger seinem Ärger über das lasterhafte Treiben zweier Karnevalsgesellschaften Luft macht: „Nicht nur, dass an diesen Abenden die Autos von weit und breit anrattern und Lebemänner und Halbweltdamen in Tholey ausladen – nein, sogar die Mittagsschichtler, die mit dem Zwölf-Uhr-Zug von der Grube kommen, bleiben hier hängen und vergnügen sich in den Sekt- und Knutschbuden.“

Nach Ende des zweiten Weltkrieges traf das allgemeine Vereinsverbot der Alliierten auch den Karnevalsverein. Nachdem die Vorstandsmitglieder entnazifiziert waren, wurde dem Antrag auf Wiederzulassung des Karnevalsvereins stattgegeben. Mit Ferdinand Kober als erstem Vorsitzenden konnte die KG Tholey am 15. Januar 1950 ihre erste Kappensitzung nach Kriegsende feiern. „Die Aktiven konnten es kaum erwarten, den Sitzungskarneval wieder ins Leben zu rufen. Und so fand schon vor der offiziellen Zulassung die erste Kappensitzung am 15. Januar 1950 im Saal Eckert statt. Prinz Adolf „Levi“ zog triumphal mit seiner Prinzessin Hildegard Axler in den überfüllten Saal ein“, steht in der Chronik.

Es folgte 1959 erstmals eine Session ohne Prinzenpaar, denn der Verein stand kurz vor der Pleite und konnte keine größeren Veranstaltungen stemmen. Nach diesem Schrecken erholte sich der Verein schnell und konnte ihm Folgejahr wieder loslegen. Unter dem langjährigen Vorsitzenden Kurt Bourguignon, der von 1962 bis 1986 mit großem Engagement die Tholeyer Narren anführte, feierte der Verein 1986 sein 111-jähriges Jubiläum.

Heute gehört die KG 1975 Tholey zu den drei ältesten Karnevalsvereinen im Saarland. Die Narren feiern den Beginn der Jubiläums-Session am 11. November. Im Freizeithaus St. Mauritius in Tholey beginnt der närrische Auftakt um 20.11 Uhr. In einer Bildergalerie präsentiert der Verein an diesem Abend aller Prinzenpaare seit 1950 und aller Kinderprinzenpaare seit 1975. An diesem Abend werden auch die beiden Regentenpaare der Session 2017/18 vorgestellt.

 Prinz Walter I. (Schneider) und Prinzessin Anneliese I. (Bourger) – das Prinzenpaar von 1957.

Prinz Walter I. (Schneider) und Prinzessin Anneliese I. (Bourger) – das Prinzenpaar von 1957.

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Vereinsvorsitzender Charlie Hoff als Till Eulenspiegel in der Bütt.

Vereinsvorsitzender Charlie Hoff als Till Eulenspiegel in der Bütt.

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Eine Besonderheit der Tholeyer Tollitäten ist, dass der Prinz sein Amt nicht nur drei Jahre lang ausüben und sich jedes Jahr eine neue Prinzessin auserwählen darf. Für Prinz Peter I. (alias Peter Kulosa) kein Problem. „Bei uns in Tholey sind die Mädchen ganz wild auf das Amt“, verrät Vereinsvorsitzender Charlie Hoff. Die aus der Kindergarde rekrutieren Kinderprinzenpaare wechseln jede Session. Charlie Hoff, seit 1974 im Verein, führt seit 2001 als Vereinsvorsitzender die Tholeyer Narren an. „Der Tholeyer Karneval hat mich immer fasziniert. Ich habe sonst nirgendwo so starke Büttenreden gehört“, schwärmt Hoff. 150 erwachsene Mitglieder, etwa 50 Kinder und Jugendliche in vier Garden zählt sein Verein in der Jubiläums-Session. „Bis zum Alter von 18 Jahren ist die Mitgliedschaft bei uns kostenfrei“, sagt der Vorsitzende. Kostenfrei für die Besucher ist auch die Sessionseröffnung am 11. November. Zum Höhepunkt des Programmes gehört dann wieder die Proklamation der neuen Gefährtin von Prinz Peter I. und des neuen Kinderprinzenpaares.

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