Weltenbummler Ein langer Weg zurück in die Heimat

Seit fünf Monaten trampt Daniel Klesen um die Welt. Jetzt hat er einen Zwischenstopp in seiner Heimat Tholey eingelegt.

 Bei 35 Grad erkundete Weltenbummler Daniel Klesen Jordaniens Hauptstadt. Auf der alten Zitadelle im Zentrum offenbarte sich ihm ein atemberaubender Blick über Amman.

Bei 35 Grad erkundete Weltenbummler Daniel Klesen Jordaniens Hauptstadt. Auf der alten Zitadelle im Zentrum offenbarte sich ihm ein atemberaubender Blick über Amman.

Foto: Daniel Klesen

Tholey „Es war ein langer Weg nach Hause“, schreibt Daniel Klesen in seinem Blog. Und damit meint der Weltenbummler nicht nur die 2000 Kilometer, die er in den letzten drei Tagen auf der ersten Etappe seiner Reise zurückgelegt hat. Die Aussage beziehe sich auf den gesamten Trip. Fünft Monate war der 27-Jährige unterwegs. Er tourte per Anhalter durch Europa, Jordanien, Israel, Georgien und die Türkei. Seit Samstag ist er wieder in der Heimat. „Ich bin stolz auf mich“, sagt Daniel selbstbewusst, als er die Reise rekapituliert. Er habe viele Menschen getroffen, die sein Leben veränderten. „Und ich bin mir sicher, dass auch ich Auswirkung auf manche Personen hatte.“ So berichtet der Tholeyer beispielsweise im Internet über seine Erfahrungen. Er hofft dadurch, mit Vorurteilen aufräumen zu können.

Richtig überrascht hat ihn der Mittlere Osten. „Ich habe mich dort absolut sicher gefühlt“, betont der Weltenbummler. In Jordanien seien die Menschen extrem gastfreundlich gewesen. „Dort leben hauptsächlich Muslime. Für sie sind Tattoos tabu. Trotzdem waren sie  mir gegenüber sehr offen“, erzählt Daniel. Unzählige Male hätten Einheimische ihn zum Kaffee oder Tee eingeladen. Man müsse sich eben auf eine fremde Kultur einlassen. „Die Frauen laufen nur verhüllt durch die Straßen. Sie würden niemals einen Fremden ansprechen. Ihre Männer hingegen sitzen vor den Shops und freuen sich, wenn sie mit einem Touristen plaudern können. Es ist alles ganz anders als in Deutschland.“

Völlig anders sei auch die Kultur in Israel. Nur fünf Tage nach dem Anschlag in Jerusalem war Daniel in der Altstadt unterwegs. „Es gab immer wieder Demonstrationen und Ausschreitungen“, berichtet der 27-Jährige. Er habe er dort erstmals selbst erfahren, wie groß die Spannungen zwischen den Religionen sind. Die Stadt sei in jüdische und muslimische Viertel unterteilt. „Ich war mit einer jüdischen Freundin auf Tour, sie hat sich nicht in den muslimischen Teil getraut“, sagt Daniel. Der Konflikt sei in den Köpfen der Leuten verankert. „Das ist für uns nur schwer vorstellbar.“

Und genau deshalb ist der Tholeyer im April los gezogen. Er möchte sich selbst ein Bild von der Welt und ihren Bewohnern machen. Sein bisheriges Fazit: „Menschen können fantastisch sein.“ Da gebe es zum Beispiel Männer wie Alon. Daniel lernte ihn am Toten Meer kennen. „Er hat mich zum schönsten Strand mitgenommen. Aber ich konnte mir den Eintritt nicht leisten“, erinnert sich Daniel. Alon habe sofort einen 50 Euro Schein aus der Tasche gezogen. „Ich will, dass du diesen Strand siehst“, habe er gesagt und ihm das Geld geschenkt.

 Klassisches Touristen-Programm: Die weltberühmte Felsenstadt Petra in Jordanien wollte sich Weltenbummler Daniel nicht entgehen lassen.

Klassisches Touristen-Programm: Die weltberühmte Felsenstadt Petra in Jordanien wollte sich Weltenbummler Daniel nicht entgehen lassen.

Foto: Daniel Klesen
 „Ernsthaft, auf dem Toten Meer zu treiben, fühlt sich wie Fliegen an“, so beschreibt Daniel den Badeausflug auf seinem Online-Blog.

„Ernsthaft, auf dem Toten Meer zu treiben, fühlt sich wie Fliegen an“, so beschreibt Daniel den Badeausflug auf seinem Online-Blog.

Foto: Daniel Klesen
Weltenbummler: Ein langer Weg zurück in die Heimat
Foto: SZ/Baltes, Bernhard
 In Jerusalem besichtigte Daniel den Felsendom. Er steht auf dem Tempelberg im südöstlichen Teil der Altstadt und gilt als Heiligtum des Islams.

In Jerusalem besichtigte Daniel den Felsendom. Er steht auf dem Tempelberg im südöstlichen Teil der Altstadt und gilt als Heiligtum des Islams.

Foto: Daniel Klesen

Es sind diese Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen, nach denen Daniel süchtig ist. Die ihn immer wieder antreiben, weiter zu ziehen. Klar, der 27-Jährige genießt es, zurzeit endlich wieder im eigenen Bett zu schlafen, sich von Mama bekochen zu lassen und frische Klamotten aus dem Kleiderschrank zu ziehen. Doch er ist sich sicher: „In ein paar Tagen werde ich wieder an der Straße stehen und mich erneut auf meinen Weg nach Hause begeben.“

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