Weltenbummler „Die Welt ist voller Schönheit“

Tholey · 22 000 Kilometer hat Daniel Klesen während seiner Reise bereits per Anhalter zurückgelegt. Im Februar bricht er zum nächsten Abenteuer auf.

 Seine Zeit in der Schweiz nutzte der Weltenbummler auch für ausgiebige Wanderungen. In Cordhose und Cowboy-Stiefeln stapfte er durch den Schnee.

Seine Zeit in der Schweiz nutzte der Weltenbummler auch für ausgiebige Wanderungen. In Cordhose und Cowboy-Stiefeln stapfte er durch den Schnee.

Foto: Daniel Klesen

Ob ihn seine Reise verändert hat? Diese Frage muss Daniel Klesen seit seiner Rückkehr immer wieder beantworten. Und der 27-Jährige ist überzeugt: „Nein. Ich bin noch der Gleiche.“ Die vergangenen neun Monate hätten seine Einstellung zum Leben und den Menschen bestärkt. „Die Welt ist toll“, sagt der junge Mann aus Bergweiler. Klar, er habe hin und wieder auch mal schlechte Erfahrungen gemacht, aber seine Reise habe ihn vor allem eines gelehrt: „Es gibt mehr als genug fantastische und hilfsbereite Leute. Die Welt ist mitnichten schlimmer oder gefährlicher als sie es früher war. Sie ist voller Schönheit.“ Schönheit, auf die man sich fokussieren sollte, statt zwanghaft nach dem Schlechten zu suchen.

Aufgebrochen ist Daniel im April 2017. Er tourte per Anhalter durch Europa und den Nahen Osten, ist dabei insgesamt 22 000 Kilometer getrampt. Zu Beginn seiner Reise sei ihm das Ausmaß noch nicht ansatzweise bewusst gewesen. „Hätte mir vorher jemand gesagt, dass ich im Schnee am Nordkap zittern, eingesperrt in einem alten Kriegsbunker übernachten, in Zermatt Abschied von meinem Handy nehmen, auf einer türkischen Hochzeit Künefe essen, in unserer größten Lokalzeitung landen, auf den Hausdächern der albanischen Hauptstadt das erste Mal Ecstasy probieren, am Game-of-Thrones-Set in meinem Zelt aufwachen, oder mich gar verlieben werde – ich hätte gelacht, geschmunzelt und meinen Daumen weiter in Richtung Horizont ausgestreckt“, schreibt der Weltenbummler in seinem Blog.

Im November führte ihn seine Reise von Leipzig nach Prag, weiter in die Schweiz und schließlich zurück in die Heimat. „Das war unkompliziert“, sagt der 27-Jährige. In Zermatt habe er eine Gastgeberin gefunden, die gerade erst in ihre neue Wohnung gezogen war. „Ein derartiger Balkon-Ausblick würde Touristen mit Leichtigkeit dazu bringen, ein Vermögen zu bezahlen“, erzählt der Weltenbummler. Auch das Trampen sei in der Schweiz lächerlich einfach gewesen. Er habe nie länger als 30 Minuten auf eine Mitfahrgelegenheit warten müssen. So schaffte es Daniel, am 9. Dezember pünktlich zu einem Sportturnier in Kaiserslautern anzukommen und seine Freunde zu besuchen. „Mein Plan war es, die letzten Kilometer nach Bergweiler ebenfalls per Anhalter zurückzulegen. Aber nach zwei Minuten an der Straße habe ich dann doch einen Kumpel angerufen und ihn gebeten, mich abzuholen“, gesteht er.

Die nächsten Wochen will der 27-Jährige nutzen, um seine Reisekasse aufzubessern, sich weitere Tattoos stechen zu lassen, Zeit mit seiner Familie zu verbringen und sich auf den nächsten Trip vorzubereiten. Am 27. Februar wird er nach Kapstadt aufbrechen. „Der Flug ist bereits gebucht“, verkündet Daniel und fügt hinzu: „Momentan fühle ich mich daheim noch ganz wohl. Aber ich glaube nur, weil ich weiß, dass es bald weiter geht. Ich kann es kaum erwarten.“ Von Südafrika möchte er nach Ägypten trampen. Auf welcher Route? „Ich habe keine Ahnung. Das ist ja das Schöne am Trampen. Ich muss nicht selber fahren“, sagt Daniel. Er hofft, dass in Afrika einer seiner größten Wünsche in Erfüllung gehen wird: „Wenn man alle Strecken zusammenzählt, die ich bisher in meinem Leben per Anhalter zurückgelegt habe, fehlen mir nur noch 9000 Kilometer zur Weltumrundung. Die sollte ich bei meiner nächsten Tour schaffen.“

 Eine traumhafte Winterlandschaft erwartete Daniel Klesen in Zermatt. Vom Balkon seiner Gastgeberin blickte er auf das Matterhorn.

Eine traumhafte Winterlandschaft erwartete Daniel Klesen in Zermatt. Vom Balkon seiner Gastgeberin blickte er auf das Matterhorn.

Foto: Daniel Klesen
 Die John-Lennon-Mauer in Prag ist mit unzähligen Graffiti bemalt. Meist sind es Abbildungen des Sängers und Ausschnitte von Beatles-Liedtexten.

Die John-Lennon-Mauer in Prag ist mit unzähligen Graffiti bemalt. Meist sind es Abbildungen des Sängers und Ausschnitte von Beatles-Liedtexten.

Foto: Daniel Klesen
 Bei Bern schlug Daniel sein Zelt an einer Raststätte auf. Wie er sagt: „Vor einer bildhaft schönen Kulisse, geschützt vom durchgängig beleuchteten Toilettengebäude.“

Bei Bern schlug Daniel sein Zelt an einer Raststätte auf. Wie er sagt: „Vor einer bildhaft schönen Kulisse, geschützt vom durchgängig beleuchteten Toilettengebäude.“

Foto: Daniel Klesen
 Prag hielt für Daniel wenige Überraschungen bereit. Seinen Aufenthalt in der tschechischen Hauptstadt verbrachte er mit Feiern und einer Stadtbesichtigung.

Prag hielt für Daniel wenige Überraschungen bereit. Seinen Aufenthalt in der tschechischen Hauptstadt verbrachte er mit Feiern und einer Stadtbesichtigung.

Foto: Daniel Klesen

Ansonsten erwartet Daniel von seinem Trip durch Afrika, dass er öfter mal mit Problemen konfrontiert wird. „Ich rechne damit, dass ich ausgeraubt werde“, sagt der 27-Jährige. Er will daher auf jeden Fall ein Ersatzhandy mitnehmen. Auch auf seinen Trinkwasservorrat müsse er besser aufpassen. „Ich glaube nicht, dass ich in der Wüste jederzeit an sauberes Wasser rankomme.“ Außerdem habe er sich schon gegen Gelbfieber und Tollwut impfen lassen. Angst hat der Weltenbummler trotz alledem nicht. „Wenn ich etwas vorsichtig bin und mich bei den Einheimischen über die Gefahren informiere, wird mir schon nichts passieren“, zeigt er sich gewohnt optimistisch. Ein mulmiges Gefühl hat Daniel nur, wenn er an das Elend in einigen Regionen Afrikas denkt. „Ich werde wohl das erste Mal in meinem Leben richtige Armut sehen. Das wird bestimmt eine schockierende Erfahrung“, vermutet er. Eine Erfahrung, welche die Antwort auf die anfangs gestellte Frage vielleicht beeinflussen könnte.

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