Serie Per Anhalter um die Welt Mit dem Lachs umterm Arm quer durch Riga

Sankt Petersburg/ Bergweiler · Daniel Klesen tourt seit April vergangenen Jahres durch die Welt. Auf seiner Etappe durch die baltischen Staaten und Russland hatte er nicht nur skurrile Begegnungen, sondern erreichte auch seinen ersten Meilenstein.

 „Ich hasse es, sonntags zu trampen. Das ist immer ein Warte-Spiel“, schreibt Daniel Klesen zu diesem Foto. Doch obwohl wenig Autofahrer unterwegs waren, hatte der Weltenbummler an diesem Tag Glück.

„Ich hasse es, sonntags zu trampen. Das ist immer ein Warte-Spiel“, schreibt Daniel Klesen zu diesem Foto. Doch obwohl wenig Autofahrer unterwegs waren, hatte der Weltenbummler an diesem Tag Glück.

Foto: Daniel Klesen

Mehr als 40 075 Kilometer hat Daniel Klesen in seinem bisherigen Leben per Anhalter zurückgelegt. Somit ist der 28-Jährige quasi einmal um die Welt getrampt. „Ich habe es geschafft. Ich bin verdammt glücklich“, sagt er am Telefon. Auf dem Weg nach Moskau konnte Daniel die Marke endlich knacken – in einem mit Croissants beladenen Lastwagen. „Nikolaj, der 35-jährige Fahrer, hat weder Deutsch noch Englisch gesprochen. Wir haben, so gut es ging, mit dem Google-Übersetzer geredet“, berichtet Daniel. Doch die Nummer mit der Weltumrundung habe er dem Russen einfach nicht klarmachen können. „Irgendwann habe ich einen Bekannten angerufen, der russisch spricht. Er hat Nikolaj erklärt, warum das für mich eine ganz besondere Fahrt ist“, erzählt Daniel weiter. Zur Feier des Tages habe der Laster-Fahrer ihn dann auf einem Rastplatz bekocht.

Insgesamt 327 Mal ist der Weltenbummler schon bei fremden Menschen mitgefahren. Diese Art zu reisen, fasziniert ihn. „Für mich bedeutet das Freiheit, oder zumindest das, was Freiheit am nächsten kommt“, hat er zu Beginn seiner Tour im April 2017 einmal gesagt. Und daran habe sich bis heute nichts geändert. In den vergangenen drei Monaten war Daniel größtenteils im Baltikum unterwegs. Estland, Lettland, Litauen – der Abenteuerfaktor sei nicht ganz so hoch gewesen wie bei seinen vorherigen Touren. „Aber die Menschen, die ich dort getroffen habe, werden mir in Erinnerung bleiben“, ist der junge Mann aus Bergweiler überzeugt.

Da sei zum Beispiel ein Fischer gewesen, der ihn mit nach Riga genommen hat. Unterwegs habe der Mann von seinem Job an der norwegischen Küste erzählt und von seiner Familie. Rund 350 Kilometer legten die beiden gemeinsam zurück. Zum Abschied drückte er Daniel einen vier Kilogramm schweren Lachs in die Hände. „Mit dem riesigen Fisch bin ich dann quer durch die Altstadt gelaufen. Die Leute haben mich vielleicht angeguckt“, erinnert sich Daniel und lacht.

Manchmal kann er selbst kaum glauben, welche verrückte Begegnungen ihm das Trampen beschert. So habe er in Estland einen prominenten Professor kennengelernt. „Ich würde sagen, er ist der schlau-
ste Mensch, der je für mich angehalten hat“, schreibt Daniel auf seiner Facebook-Seite. Der Mann namens Matt habe an einer Universität Physik unterrichtet und beim estnischen Raumfahrtamt gearbeitet. Mittlerweile sitze er in der Jury einer Fernseh-Show und bewerte das technische Geschick der Teilnehmer. Doch damit nicht genug: Matt ist auch Mitglied in einem Motorrad-Club. „Wir haben im Vereinsheim noch ein Bier getrunken und anschließend durfte ich dort schlafen“, berichtet Daniel.

Er hat noch viele weitere solcher Geschichten auf Lager. Etwa von einer polnischen Wäsche-Designerin, die ihn auf einem Festival mit neuer Unterwäsche und Strümpfen ausstattete. Von einem Unternehmer, der ihm drei Liter Apfelsaft schenkte und durch eine seiner Fabriken führte. Oder von einer jungen Frau in Estland, die ihn vier Nächte im Kindergarten übernachten ließ.

 Glücklich zeigt der Weltenbummler sein Visum für Russland.

Glücklich zeigt der Weltenbummler sein Visum für Russland.

Foto: Daniel Klesen
 Ein Fischer hat dem 28-Jährigen diesen riesigen Fisch geschenkt.

Ein Fischer hat dem 28-Jährigen diesen riesigen Fisch geschenkt.

Foto: Daniel Klesen
 Auf dem Weg nach Berlin musste Daniel Klesen selbst ans Steuer.

Auf dem Weg nach Berlin musste Daniel Klesen selbst ans Steuer.

Foto: Daniel Klesen
 Mutter Marietta (links) und Schwester Anne (rechts) verabschieden sich von Daniel Klesen. Er hatte sich eine kurze Auszeit zu Hause gegönnt und ist seit Mitte Juli wieder unterwegs.

Mutter Marietta (links) und Schwester Anne (rechts) verabschieden sich von Daniel Klesen. Er hatte sich eine kurze Auszeit zu Hause gegönnt und ist seit Mitte Juli wieder unterwegs.

Foto: Daniel Klesen
 Rund 30 Kilo wiegt der Rucksack des Weltenbummlers, an dem seit kurzem auch ein Longboard klemmt.

Rund 30 Kilo wiegt der Rucksack des Weltenbummlers, an dem seit kurzem auch ein Longboard klemmt.

Foto: Daniel Klesen

Für den Weltenbummler ist jede einzelne dieser Begegnungen etwas Außergewöhnliches. Er freut sich über all die Gastfreundschaft und Herzlichkeit. Diese Menschen zu treffen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und ihre Geschichten zu hören, mache das Reisen per Anhalter aus. Und darauf möchte er auch in Zukunft nicht verzichten. Seit Mitte September ist Daniel nun schon in Russland unterwegs. Danach will er weiter nach Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgistan und Indien. „Mein nächstes Ziel ist es, unseren Planeten noch ein zweites Mal zu umrunden“, sagt er. Aktuell fehlen ihm dazu noch knapp 37 000 Kilometer.

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