Ausflug Aber die Menschen kommen zusammen

Überroth · Berg und Tal schaffen dies nicht: aber die Menschen finden zusammen. So wird 50 Jahre Freundschaft Sibratsgfäll–Überroth gefeiert.

Sibratsgfäll am Fuße der Gottesackerwände.

Sibratsgfäll am Fuße der Gottesackerwände.

Foto: Herbert Schug

Der Gedanke, Freundschaft zwischen den Menschen im saarländischen Überroth und Sibratsgfäll im Vorarlberg herzustellen, wurde erstmals 1967 aufgegriffen. Die Teilnehmer der Zeltgruppe der Jungkolping Bohnental waren es, die den ersten Kontakt knüpften, aus dem dann zwischen den Gemeinden eine beurkundete Partnerschaft begründet wurde.

Die 50. Wiederkehr der ersten Annäherungen war nun Anlass, an die Ziele der Partnerschaft zu erinnern, sich die bisherigen Erlebnisse und Begegnungen ins Gedächtnis zu rufen, vor allem aber auch die Öffentlichkeit mit einzubeziehen und gemeinsam zu feiern. Aus diesem Grunde weilte eine Abordnung aus dem Saarland, unter ihnen viele Teilnehmer der beiden Zeltlager von 1967 und 1968, vergangenen August in Sibratsgfäll. Organisiert hatten die Fahrt der ehemalige Überrother Ortsvorsteher Herbert Schug – übrigens einer der Hauptinitatoren der Partnerschaft – und der amtierende Ortsvorsteher von Sibratsgfäll, Martin Bereuter, unterstützt von Vorgänger Reinhold Walser.

Der Gottesdienst am Sonntag mit anschließender Agape wurde bei herrlichm Sonnenschein gefeiert, musikalisch gestaltet wurde die Feier vom örtlichen Musikverein. „Glanzlicht der reifen Beziehung“, so berichtet die Reisegruppe rückblickend, „war die Einladung zu einem gemeinsamen Abendessen durch die Gemeinde Sibratsgfäll.“ Der frühere Ortsvorsteher Walser spannte in seiner Laudatio, um die Gemeinsamkeiten zu betonen, den historischen Bogen von der Gründung der EU im Jahre 1957, über das Jahr 1967 bis zum jetzigen Datum und würdigte die Verdienste der nachstehenden Visionäre mit ihren Impulsen zur Gründung der mittlerweile fast 50 Jahre alten Partnerschaft mit markanten Etappen und Anekdoten.

Auf der einen Seite begeisterten der Leiter des Jugendlagers Gerd Scherer, sein Mitorganisator Herbert Schug und der Busfahrer und Bürgermeister Rudi Henkes mit Fleiß und Hartnäckigkeit, auf der anderen Seite reichten die österreichischen Verfechter die Hände, die Bürgermeister Josef Natter, Josef Stadelmann und Reinhold Walser. Es folgten dann auf beiden Seiten Gemeindebeschlüsse zur Begründung dieser Partnerschaft und am 30. August 1969 wurde in einer Festsitzung im Beisein der Gemeinderäte von Überroth/Niederhofen und Sibratsgfäll im Saal Magar in Überroth die offizielle Besiegelung zur Gründung dieser Partnerschaft vorgenommen. Folgt man kurz den zum Teil hochemotionalen Worten des Festredners Reinhold Walser: „In unserer Partnerschaft ist auch der 29. Mai 2004 ein markantes Datum. An diesem Tag gab es ein großes Partnerschaftstreffen auf dem Schaumberg, die Partnergemeinden aus dem Saarland, aus Frankreich und auch von uns – wohlgemerkt als einzige aus Österreich – trafen sich in sehr freundschaftlichem Kreis, an der Spitze saß der damalige Ministerpräsident des Saarlandes Peter Müller.“

Bei diesem Anlass sei seinerzeit die „große Urkunde“ unterzeichnet worden, in der folgender Satz hervor steche: „Die Unterzeichner stimmen in der Absicht überein, die Freundschaften und Partnerschaften auch in Zukunft zu vertiefen, zu pflegen und sich für den Frieden zwischen den Nationen in Europa einzusetzen.“

Mit einem herzlichen Glückauf beendete Reinhold Walser seine „Ruck-Rede“ in der er er der Hoffnung auf weiteren Mut und Gestaltungswillen einen besonderen Stellenwert zuschrieb, zumal viele der Gründungsväter nicht mehr unter den Lebenden weilten. In Anschluss an seine Dankesrede überreichte Herbert Schug einen Schwenker an die Gemeinde Sibratsgfäll, nicht ohne den Satz „Der Schwenker schwenkt den Schwenker auf dem Schwenker“ bis ins Detail zu erläutern.

Ein Prosit auf die 50-jährige Freundschaft: Marlene Walser (links) und Inge Schug stoßen mit einem guten Tropfen an.

Ein Prosit auf die 50-jährige Freundschaft: Marlene Walser (links) und Inge Schug stoßen mit einem guten Tropfen an.

Foto: Marlene Steurer

Gerd Scherer verknüpfte danach aufregende Fakten wie Zeltplatzssuche, Waschen in der Rubach, Dauerregen, aufgeweichte Wiesen, durchnässte Klamotten, Schlafen in einer Schule mit teils lustigen Anekdoten der oft nicht einfach zu lösenden Probleme zu einem spannenden Stück Geschichte. Der Applaus und das Lachen des Publikums zeugten davon, dass auch Unbeteiligte diese Erinnerungen bildhaft nacherleben konnten.

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