Solide Handwerkskunst

Oberthal. "Wir gucken, was es gibt, und dann kaufen wir", sagt Christel Gaes aus Braunshausen. Sie geht am Samstagnachmittag mit ihrem Sohn Daen und Anne Kloos, ihrer "Schwiegertochter in spe", über den Oberthaler Töpfermarkt, auf dem 73 Händler ihre Waren anbieten

Oberthal. "Wir gucken, was es gibt, und dann kaufen wir", sagt Christel Gaes aus Braunshausen. Sie geht am Samstagnachmittag mit ihrem Sohn Daen und Anne Kloos, ihrer "Schwiegertochter in spe", über den Oberthaler Töpfermarkt, auf dem 73 Händler ihre Waren anbieten. Nach Schätzung des Handwerker- und Gewerbevereins Oberthal haben am ersten Tag mehr Leute den Markt besucht als am ersten Samstag im Mai des vergangenen Jahres. Keine Massenware"Das Wetter passt", sagt Christel Gaes am Stand von Diane Tafel aus Herdecke im Ruhrgebiet. Die Künstlerin bietet unter anderem ausgefallene Skulpturen wie ausdrucksstarke Köpfe oder skurrile Gartenzwerge an. An ihrem Stand wird die Philosophie des Oberthaler Töpfermarkts deutlich, auf dem keine Massenware verkauft werden soll, sondern Handwerkskunst. "Die Leute gucken mehr", antwortet Töpferin Diane Tafel auf die Frage, wie die Geschäfte laufen. Christel Gaes ist jedenfalls von den Werken Tafels begeistert: "Hier ist alles schön." Nicht zuletzt eine Skulptur hat das Interesse von Christel Gaes und Anne Kloos aus Bliesen geweckt: ein Baby, das in zwei Händen liegt. Aber zunächst wird weitergeguckt. Während die Spielgemeinschaft der Musikvereine aus Oberthal und Gonnesweiler die Marktbesucher unterhält, wirft ein Windstoß eine Ausstellungstafel um. Sie fällt klirrend auf Geschirr, so dass sich Leute erschrecken und umdrehen. Die Händlerin am Stand neben Diane Tafel hat Glück, denn ihre Ware ist heil geblieben. Beim Schlendern über den Markt kommentiert Christel Gaes die Angebote der Markthändler. "Der hat tolle Sachen", sagt sie an einem Stand. Die Waren eines anderen Töpfers "würden bei mir zu Hause nicht passen". Aber als die Braunshauserin das sitzende Mädchen der Ton- und Terrakotta-Künstlerin Chantal Marx sieht, ist sie hin und weg: "Oh, ist die schön", sagt Christel Gaes. "Manchmal sehe ich Kinder in Zeitschriften und Büchern und nehme sie als Vorlagen für die Skulpturen", sagt Chantal Marx mit einem französischen Akzent. Die Künstlerin stammt aus Brüssel, lebt seit Jahren aber in Falscheid. Nach Angaben der Belgierin halten sich die Leute beim Kaufen zurück. Auf die Frage, ob dies vielleicht mit der gegenwärtigen Wirtschaftskrise zusammenhängen könnte, antwortet sie: "Wahrscheinlich." Gut angekommen bei den Händlern sei der Kennenlernabend, den die Gemeinde Oberthal zusammen mit dem Handwerker- und Gewerbeverein am vergangenen Freitag veranstaltet habe, berichtet Oberthals Bürgermeister Stephan Rausch. Der Verwaltungschef schätzt, dass dreiviertel der Besucher Leute von "auswärts" seien. Feilschen um den PreisZu diesem Zeitpunkt hat Christel Gaes schon längst ihre ersten Stücke erstanden: einen Tonfrosch für den Gartenteich sowie einen Raben, ebenfalls aus Ton, der auf einem Ast sitzt. Aber die Braunshauserin bezahlt nicht jeden Preis. "Was kostet das?", fragt sie einen Händler und hält einen Flaschenverschluss in der Hand. "6.50 Euro", antwortet der Mann. "Einer?", fragt Christel Gaes ungläubig. Und fügt trocken hinzu; "Ich hätte gedacht dafür bekomme ich alle." Nachdem Gaes mit einer Bekannten geplauscht hat, kehrt sie zum Stand von Diane Tafel zurück. Dort kauft sie nicht nur die Skulptur des Babys, das in zwei Händen liegt, sondern auch einen Torso für ihren Sohn. Mit den Plastiktüten machen sie sich auf den Weg zu ihrem Auto. Weil Anne Kloos eine schöne Teekanne gesehen hat, wollen sie sich diese noch einmal anschauen. Und zum Abschluss ihres Besuchs auf dem Oberthaler Töpfermarkt schlecken sie ein Eis. mic

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