Selten gehörte Klänge auf der Klais-Orgel

Marpingen. Regionalkantor Wolfgang Trost wandelte auf ganz unausgetretenen Organistenpfaden, als er Musik aus fünf Jahrhunderten zu einem attraktiven Konzertprogramm zusammenfügte, das in der gut besetzten Marpinger Kirche mit viel Beifall aufgenommen wurde

Marpingen. Regionalkantor Wolfgang Trost wandelte auf ganz unausgetretenen Organistenpfaden, als er Musik aus fünf Jahrhunderten zu einem attraktiven Konzertprogramm zusammenfügte, das in der gut besetzten Marpinger Kirche mit viel Beifall aufgenommen wurde. Er begann mit einem Adagio in g-Moll von Tomaso Albinoni, einem italienischen Zeitgenossen Johann Sebastian Bachs, der hauptsächlich für Streicher komponierte. Diese Bearbeitung für Orgel von Remo Giazotto wirkte überzeugend durch den Wechsel von durchdacht registrierten Solostimmen zu dynamisch gestuften Tutti und einem ganz verhaltenen Schluss. Von Pierre Cochereau, der 1955 Titularorganist von Notre-Dame in Paris wurde, haben sich Tonaufzeichnungen von Improvisationen erhalten, die in Notenschrift verfügbar sind. Trost spielte eine auf diese Weise entstandene "Suite française", die den Stil des 17. Jahrhunderts imitierte, bot die charakteristischen Klangkombinationen dieser Zeit beim "Kyrie" und "Offertoire" "Musik zur Gabenbereitung", ein Bestandteil einer Orgelmesse, (wie das Kyrie) und stellte in den vier folgenden Teilen, wie vorgesehen, mit Dulzian, Krummhorn und Trompeten einzelne Register vor. Der letzte Satz für volles Werk ("Grand Plein-jeu") zeigte wieder den angenehmen, nie aufdringlichen Charakter der Klais-Orgel. Eine lohnende Entdeckung aus der Zeit der Wiener Klassik war die Fantasie in g-Moll des Böhmen Jan Ktitel Kucha. Sehr musizierfreudig gestaltete der Interpret das verspielte Figurenwerk zwischen den homophonen Rahmenteilen. Der Romantiker Gustav Merkel war mit einer etwas wehmütigen "Fantasie im freien Stile" vertreten. Hier wie in der "Träumerei" des 1945 geborenen Briten Robert Jones waren Crescendo- und Tremoloeffekte am Platz. Die Technik, ein ständig wiederholtes, melodisches Motiv über Reibungsklänge durch Höhen und Tiefen zu führen, ist eine der kompositorischen Möglichkeiten, die auch Wolfgang Trost benutzt: In den "Fünf Charakterstücken", die er 2008 schrieb, repetiert der zweite Satz, eine Hirtenmusik, eine leicht exotische Bläserphrase, das "Lamento" des vierten Satzes lebt von den schmerzlichen Spannungen der Harmonik. Besonders ansprechend wirkte das impressionistische Scherzo, teils flüchtig dahingetupft, teils in gemächlicherem Gehabe. Während das kräftige Präludium faszinierende Akkordwechsel bot, steigerte sich das Finale zu einer wirbelnden Toccata mit einer durchaus differenzierten Dynamik. Es war bezeichnend für Trosts feinen Humor, dass er das Konzert mit einer heiteren Improvisation beendete. Er adelte das Volkslied "Ade zur guten Nacht" zum geistlichen Gesang und machte aus der Liebesklage ein launiges Fugenthema.

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