Geschichtsorte Wo sich Kultur, Politik und Alltag begegnen

St. Wendel · Der Fruchtmarkt ist seit jeher das Zentrum St. Wendels. Ausführliche Dokumentation im Stadtarchiv.

Der Fruchtmarkt in St. Wendel: Seit alters her ein Knotenpunkt des städtischen Lebens, bis heute ein beliebter Treffpunkt bei Jung und Alt – ein Geschichtsort im Landkreis St. Wendel. „Der Fruchtmarkt war und ist unbestritten das Zentrum der Stadt St. Wendel. Hier treffen Politik, Religion, Wirtschaft, Kultur und Alltag aufeinander. Seinen Namen hat er von den Fruchtmärkten, auf denen Feldfrüchte, also Getreide und Hackfrüchte, gehandelt wurden, und die hier seit dem frühen 19. Jahrhundert wöchentlich stattfanden“, erklärt Magdalene Grothusmann vom St. Wendeler Stadtarchiv. Seit 1896 ist die Bezeichnung „Fruchtmarkt“ auch der offizielle Straßenname.

Bereits lange zuvor war der Fruchtmarkt Ort zahlreicher Märkte – und selbst der Bau des ersten St. Wendeler Rathauses geht auf einen solchen Markt am Fruchtmarkt zurück. Grothusmann: „1440 schenkte der Kurfürst der Pfarrei den Platz vor der Kirche, damals ‚Kaff‘ genannt, damit dort eine Kaufhalle errichtet werden konnte. Im Stockwerk über dieser Markthalle war die städtische Verwaltung untergebracht.“

 Die Feierlichkeiten zur 600-jährigen Chorweihe und Erhebung der Wendelinuskirche zur „basilica minor“ 1960.

Die Feierlichkeiten zur 600-jährigen Chorweihe und Erhebung der Wendelinuskirche zur „basilica minor“ 1960.

Foto: Repro/Stadtarchiv

Dieses Gebäude steht heute nicht mehr. An seiner statt wurde 1802/03 ein Rathaus, heute Altes Rathaus, errichtet. Eine der vielen baulichen Veränderungen des Platzes im Laufe der Zeit. So wurde auch der Friedhof, der sich ursprünglich an der Kirche befand, 1779 verlegt, 1840 der Boden abgetragen. Die heute noch stehenden Häuser am Fruchtmarkt, darunter das Pfarrhaus, stammen aus dem 18. Jahrhundert und sind denkmalgeschützt.

Grothusmann: „Ab Mitte der 1980er-Jahre wurde der Stadtkern zur Fußgängerzone umgestaltet, und zwar nach den Plänen des St. Wendeler Künstlers Leo Kornbrust.“ Dieser stellte am Fruchtmarkt auch eine Basaltlava-Pyramide auf, die den Ausgangspunkt der „Straße des Friedens – Straße der Skulpturen in Europa“ markiert. Nur wenige Meter vom Fruchtmarkt entfernt, in der Schloßstraße 7, hat das Stadtarchiv St. Wendel seinen Sitz. Es archiviert alles, was die Geschichte der Stadt betrifft: Dokumente, Akten, Fotos, Zeitungen und vieles mehr. Diese Dokumente erzählen etwa, wie sich der Fruchtmarkt im Laufe der Zeit verändert hat.

„Das Stadtarchiv in seiner heutigen Form gibt es seit 1989. Zwar achtete die Stadt immer schon darauf, ihre Akten zu bewahren, doch manchmal nur provisorisch. Die Akten selbst wurden in den 1960er- Jahren katalogisiert“, weiß der Leiter des Stadtarchives, Gerhard Schnur. Seit Ende der 1980er-Jahre lagern die Akten archivgerecht in klimatisch geeigneten Räumen. Schließlich verfügt das Stadtarchiv über Akten von etwa 1400 bis 1974 – ein Abbild der Stadtgeschichte.

Um die Originalakten zu schonen, Recherche und Benutzung zu erleichtern, werden seit zehn Jahren die Akten digitalisiert. Grothusmann: „Besucher können die Akten im Stadtarchiv in digitaler Form einsehen. Die Akten bis ungefähr zum Ersten Weltkrieg sind bereits komplett eingescannt, ebenso wie Zeitungen und Personenstandsunterlagen.“

 Diese Entwurfszeichnung von Leo Kornbrust vom 5. November 1988 zeigt den Platz vor dem Cusanushaus mit Pyramide, Laterne und Geländer.

Diese Entwurfszeichnung von Leo Kornbrust vom 5. November 1988 zeigt den Platz vor dem Cusanushaus mit Pyramide, Laterne und Geländer.

Foto: Repro/Stadtarchiv
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