Markt „Wir waren definitiv nicht gefährdet“

St. Wendel · Einige Programmpunkte sind am Sonntag beim Weihnachtsmarkt abgesagt worden. Es ging um die Sicherheit der Besucher. Die Polizei verfolgte einen Hinweis, an dem am Ende nichts dran war.

 Blick auf den Mittelaltermarkt in der Mott. Hier fielen am Sonntag einige Programmpunkte aus.

Blick auf den Mittelaltermarkt in der Mott. Hier fielen am Sonntag einige Programmpunkte aus.

Foto: B&K/Bonenberger/

Das Veranstaltungsareal in der Mott in St. Wendel ist zurück in der Gegenwart. Am Montag haben die Händler und Handwerker auf schneebedecktem Boden die Stände des Mittelaltermarktes abgebaut und ihre Utensilien verstaut. Am Sonntag hätte an gleicher Stelle der Weihnachts- und Mittelaltermarkt mit einem laut Bürgermeister Peter Klär (CDU) „bombastischen Feuerwerk“ zu Ende gehen sollen. Tausende Besucher sind in die Kreisstadt gekommen — in Erwartung eines großen Abschlussspektakels am Abendhimmel.

Doch dann, gegen halb sieben,  plötzlich eine Durchsage. Aus technischen Gründen wird das Feuerwerk abgesagt. „Schade“ ist hier und da in der Menge ein enttäuschter Ausruf zu hören. Einige Zeit später wird auch die Feuershow abgesagt. Und dann schließlich alle Programmpunkte des Mittelaltermarktes. Und zwar aus „technischen Gründen“. Gegen halb acht lässt es sich daher ganz bequem über die Mott flanieren, kein dichtes Gedränge. Zwei Polizeibeamte sind im Gespräch mit einem Besucher. Ein paar Schritte weiter die nächsten Polizisten. Es ist Wochenende und laut Sicherheitskonzept zeigen die Beamten verstärkt Präzens. Und doch ist da ein Gefühl ....

Das hat auch Jan Fischer. Mit seiner Familie war er schon mehrmals auf dem Weihnachtsmarkt. Am Sonntag, so sagt er, ist etwas anders. „Es war gleich so eine gedrückte Stimmung.“ Fischer, der aus der Personenschützer-Szene kommt, nimmt die personell verstärkten Streifengänge der Polizei wahr. Dann hört auch er die Absagen der Veranstaltungen. Er entscheidet: „Ab durch die Mitte“. Mit einem unguten Gefühl verlässt er St. Wendel. Was er da noch nicht weiß, aber vielleicht ahnt: Tatsächlich. Es steckt mehr hinter dem technischen Defekt. Wie Bürgermeister Peter Klär sagt, habe die Stadt in Absprache mit der Polizei aus Sicherheitsgründen Feuerwerk und Co. abgesagt. Derweil gehen die Beamten einem Hinweis nach. „Wir arbeiten sehr genau“, erklärt Ralf Kartes, stellvertretender Leiter der St. Wendeler Polizei. Im Hintergrund laufen Ermittlungen, wobei routinemäßig eine ganze Maschinerie in Gang gesetzt wird. Noch am Abend steht fest. An dem Hinweis ist nichts dran: „Wir waren definitiv nicht gefährdet“, so Kartes. Auf Details geht der Hauptkommissar nicht ein — um Nachahmung zu verhindern und die Bevölkerung nicht in unnötige Angst zu versetzen.

Doch die Menschen sind sensibel geworden. Gerade flimmerten Bilder aus Berlin über die Mattscheibe, die Kerzen an jener Stelle zeigten, an der vor genau einem Jahr ein Laster in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche raste. Gerüchte machen in  St. Wendel die Runde. In diesen Zeiten ist das Wort Terroanschlag schnell in den Köpfen. Polizisten werden beobachtet, ihr Handeln bewertet. Auf dem Weg zum Auto fällt Jan Fischer auf, wie Beamte mit Taschenlampen das Blies-
ufer absuchen.

Dass Polizisten in dunkle Ecken oder ins Gestrüpp leuchten, gehört laut Ralf Kartes einfach dazu. „Sie schauen, ob irgendwo etwas Verdächtiges liegen könnte und haben ein Auge auf Gruppierungen, die eventuell den Leuten in die Taschen greifen könnten. Wir haben nicht gezielt nach Bomben geschaut.“ Gewissenhaft sei die Polizei ihrer Aufgabe nachgegangen und habe auf das erhöhte Besucheraufkommen mit verstärkter Polizeipräsenz reagiert.

 Verstärkt waren Polizisten am Sonntag auf dem St. Wendeler Weihnachtsmarkt unterwegs. 

Verstärkt waren Polizisten am Sonntag auf dem St. Wendeler Weihnachtsmarkt unterwegs. 

Foto: B&K/Bonenberger/

Im SZ-Gespräch vor Beginn des Weihnachtsmarktes sprach Martin Walter, Chef der St. Wendeler Polizei davon, sensibel und wachsam zu sein. Aber mit einer gewissen Zurückhaltung, damit die vorweihnachtliche Stimmung nicht zerstört werde. In der Wahrnehmung von Jan Fischer bewies die St. Wendeler Polizei Fingerspitzengefühl während der unklaren Lage. Nicht vollständig zu räumen und die Massenpanik zu vermeiden, hält er für die richtige Vorgehensweise.

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