Schülerfest Wenn Inklusion gelebt wird

St. Wendel · Inklusives Schulfest am Wendalinum wurde von Schülern und Menschen mit Handicap gut angenommen.

  Fünftklässler Jonas fährt mit dem Rollstuhl über den Hindernisparcours

Fünftklässler Jonas fährt mit dem Rollstuhl über den Hindernisparcours

Foto: SZ/Frank Faber

Diese Erfahrung muss man erst einmal sammeln. Der 15-jährige Jonas besucht die fünfte Klasse des Gymnasiums Wendalinum in St. Wendel. Er ist 1,50 Meter groß, doch beim inklusiven Schülerfest wird plötzlich die Welt für ihn 20 Zentimeter kleiner und seine Handlungsfähigkeit merklich limitiert. Denn Jonas besteigt einen Rollstuhl und fährt wie ein Gleichaltriger mit körperlichem Handicap über einen Hindernisparcours. „Ich konnte nur meine Arme benutzen, um vorwärtszukommen“, meint der Schüler, als er den Rollstuhl wieder verlässt. Für die Menschen, die das täglich machen müssten, sei das schon schwer. „Ich kann jetzt nachvollziehen, wie das ist, wenn man eine nur eingeschränkte Bewegungsfreiheit hat. Ich bin damit auf die Hilfe anderer angewiesen“, meint Schüler Jonas.

Beispielsweise wie der körperlich behinderte Henry, der von einer Betreuerin geführt werden muss. Henry taucht seine Hand in blaue Farbe und verewigt seinen Abdruck auf einer großen Landkarte. „So wird Inklusion erlebt und gelebt“, sagt Peter Schön, Geschäftsführer der Lebenshilfe St. Wendel. Zehn Mitmach-Stationen sind auf dem Außengelände der Bildungseinrichtung verteilt aufgebaut. Fünftklässler, Bewohner der Lebenshilfe-Tagesförderstätte, Förderschüler aus St. Wendel, Baltersweiler und Oberthal pendeln gemeinsam zwischen den von Zehntklässlern und Lebenshilfe-Mitarbeitern betreuten Aktionsflächen hin und her.

„Sie werden toll angenommen. Unsere Schüler sollen an allen Stationen mit den Menschen mit Handicap ins Gespräch kommen. Ich habe das Gefühl, dass das klappt“, meint Wendalinum-Lehrer Rafael Groß. Förderschüler Jeremiah (11) taucht bei Benno Trapp in der Rhythmusstation Tipi-Zelt auf und nimmt mit einer Gruppe am Steinspiel teil. Das rhythmische Weitergabespiel kommt aus Sambia und wird kniend im Kreis gespielt. „Alle sind neugierig und probieren noch zusätzlich die Instrumente aus“, freut sich Stationsleiter Trapp. Abenteuerlustige stapeln in luftiger Höhe die Kisten eines Brauseherstellers oder werfen ein paar Dosen um und die Kicker versuchen, den Fußball durch die beiden Löcher in der Torwand zu schießen.

In den vergangenen Jahren hat das inklusive Schülerfest auf dem Gelände des Arnold-Janssen-Gymnasiums (AJG) stattgefunden. Da die Schule wegen Schließung keine Fünftklässler mehr aufnimmt, wird das Fest nun vom Gymnasium Wendalinum fortgeführt.

 Henry tauchte seine Hand in blaue Farbe und hinterlässt einen Handabdruck auf einer großen Landkarte.

Henry tauchte seine Hand in blaue Farbe und hinterlässt einen Handabdruck auf einer großen Landkarte.

Foto: SZ/Frank Faber

„Ende des Schuljahres ist für uns ein guter Termin“, meint Schulleiter Heribert Ohlmann. Das Gymnasium wolle mit dem Fest sein soziales Profil auch nach außen mehr ausbauen. „Im nächsten Jahr werden wir das Sozialministerium noch dazu nehmen und es werden mehr Schüler dabei sein“, plant Schulleiter Ohlmann.

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