Als Jordan Foot im dritten Satz beim Stand von 24:24 einen Schmetterball mit roher Gewalt zum 25:24 auf den Boden hämmerte, hielt es die 600 Besucher im proppevollen Sportzentrum St. Wendel nicht mehr auf den Sitzen: Tosenden Applaus gab es aber auch nach Abwehraktionen, beispielsweise als Libero Sandy Schumacher im selben Satz beim Stand von 19:21 einen Ball weit außerhalb des Feldes im Rückwärtslaufen mit einer Faust noch ins gegnerische Feld bugsierte.

Mehr als zweieinhalb Stunden duellierten sich beide Teams auf hohem Niveau, zeigten die Zuschauern begeisternde Ballwechsel. Am Ende fehlte für den TV nur das Happy-End. Bliesen verlor knapp mit 2:3 (25:18, 26:28, 26:24, 23:25, 12:15). „Klar fahre ich jetzt nach diesem Ergebnis mit einer kleinen Träne im Auge nach Hause, aber es überwiegt doch der Stolz über eine tolle Leistung“, erklärte TV-Trainer Michael Hefter nach der Partie noch völlig außer Atem. Und ganz mit leeren Händen gingen seine Jungs ja auch nicht vom Feld: Für eine 2:3-Niederlage erhält das unterlegene Team im Volleyball noch einen Punkt.

Dieser Punkt konnte TV-Zuspieler Ryan Kenny, der gegen Kriftel sein Heimdebüt nach einer auskurierten Schulterverletzung feierte, allerdings nur wenig trösten. „Diese Niederlage ist sehr enttäuschend. Ich hatte das Gefühl, dass wir hätten gewinnen können“, meinte der Amerikaner. „Aber Kriftel hat einige sehr gute Defensivaktionen gezeigt und auch sehr gut aufgeschlagen. Das war letztendlich entscheidend.“

Im ersten Satz war bei den Gästen davon allerdings nichts zu sehen. Denn da spielte Bliesen wie im Rausch. Der Block war deutlich stärker als in allen bisherigen Saisonspielen – und auch die anderen Mannschaftsteile funktionierten. So ging der erste Durchgang klar mit 25:18 an die Gastgeber.

Doch danach kam der Spitzenreiter, bei dem der ehemalige Bliesener Zuspieler Lukas Scholtes im Laufe des ersten Satzes eingewechselt wurde, stärker auf. Kriftel ging bei den Aufschlägen nun mehr Risiko – und das zahlte sich aus. Vor allem, wenn Außenangreifer Felix Blume zur Angabe schritt, wurde es gefährlich.

Der 30-Jährige haute die Bälle nämlich mit enormer Geschwindigkeit übers Netz. Das führte auch dazu, dass Diagonalspieler Marius Büchi, der zweite Leistungsträger der Gäste, mehr Punkte machen konnte. Trotzdem war Durchgang zwei eine ganz enge Kiste. Erst in der „Verlängerung“ holte sich Kriftel den Satz mit 28:26.

Bliesen zeigte sich vom Satzausgleich aber unbeeindruckt – und legte am Ende des dritten Durchgangs eine tolle Aufholjagd hin. Kriftel hatte beim Stand von 20:24 vier Satzbälle. Den ersten wehrte Julian Zewe mit einem präzisen Schmetterball ab. Dann schritt Bliesens Danny Haben zum Aufschlag. Mit einer Seelenruhe brachte er danach die Bälle übers Netz, während seine Mitspieler punkteten. Bliesen glich zum 24:24 aus – und holte sich den Satz dank zweier Punkte von Foot schließlich sogar mit 26:24.

Im vierten Satz hätte der TV dann fast wieder einen ähnlichen Kraftakt hingelegt. Nach einem 16:21-Rückstand kamen die Gastgeber noch einmal zum 23:23-Ausgleich. Doch dieses Mal zeigten sich die Gäste nervenstärker als knapp eine halbe Stunde zuvor. Kriftel holte sich Durchgang vier mit 25:23 – und der Tie-Break musste entscheiden.

Im Entscheidungssatz fand Bliesen erneut nicht gut ins Spiel. Schnell lagen die Hausherren mit 2:5 hinten, wenig später stand es 4:8. Dann lief es fast genau so wie im vierten Satz. Bliesen glich zum 11:11 aus – doch dann zeigte sich der Spitzenreiter nervenstark und siegte mit 15:12. Bliesen bleibt allerdings trotz der Niederlage Tabellendritter. Am Samstag ist der TV um 19.30 Uhr beim VfB Friedrichshafen II (Achter) zu Gast.