Torsten Lang will aufs Wesentliche blicken

St Wendel · Zwölf Millionen Euro fürs neue Rathaus – dieses Geld hätte Torsten Lang in einen Aktionsplan für die Stadtteile gesteckt. Sollte er Bürgermeister werden, will er ein entsprechendes Programm auflegen.

 Torsten Langs Lieblingsort: da, wo seine Frau Estelle ist. Hier stehen beide auf der Terrasse ihres Wohnhauses in der St. Wendeler St.-Annen-Straße. Im Hintergrund: die Basilika in der Innenstadt. Foto: Bonenberger & Klos

Torsten Langs Lieblingsort: da, wo seine Frau Estelle ist. Hier stehen beide auf der Terrasse ihres Wohnhauses in der St. Wendeler St.-Annen-Straße. Im Hintergrund: die Basilika in der Innenstadt. Foto: Bonenberger & Klos

Foto: Bonenberger & Klos

Lässig trägt er seine Aktentasche in der Hand und kommt selbstbewusst auf einen zu. Raschen Schrittes erklimmt Torsten Lang die paar Stufen ins Restaurant, geht zielgerichtet zu einem freien Tisch und nimmt Platz. Krempelt die Hemdsärmel bis zum Ellenbogen hoch und wirkt auf einmal ganz gelassen. Als würde er sagen: "So, Feierabend."

Nachdem er den ersten Schluck vom alkoholfreien Weizenbier genommen hat, schaut er kurz durch den gut besuchten Raum. Dann legt der SPD-Mann los. "Es ist nicht alles schlecht. Vieles ist entstanden wie der Weihnachtsmarkt und der Ostermarkt", hebt der Bürgermeisterkandidat hervor. Sollte er allerdings am 15. März zum neuen St. Wendeler Verwaltungschef gewählt werden, dann will er die eine oder andere Veranstaltung im Ganzjahresreigen auf den Prüfstand stellen. "Welche Events bringen etwas für die Gastronomie und Hotellerie? Was bringen sie für die Geschäftsleute?"

Aufwand und Nutzen

Danach will er werten. "Wir müssen uns konzentrieren und weiterentwickeln", gibt er als seine Devise vor. Dabei hält er mit der Kritik an der Großveranstaltung "Donner über St. Wendel - Franz von Sickingen und seine Erben", die im September ansteht, nicht zurück. "Da bin ich skeptisch" - und das nicht nur wegen des martialischen Titels. Er erinnere sich noch an das Ritterfestival, das vom Besucherandrang weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Der Sozialdemokrat bringt es so auf den Punkt: "Veranstaltungen, die viel Geld kosten, aber relativ wenig Publikum ansprechen, sind infrage zu stellen." Die Relation zwischen Aufwand und Nutzen müsse gewahrt bleiben.

Einen großen Nutzen sieht er indes in einem verbesserten Bahnhofsumfeld. Zweifelsohne habe die Deutsche Bahn (DB) als Besitzerin in die Gebäudesanierung investiert. Doch die obere Bahnhofstraße sowie das Bahnhofshinterland seien alles andere als ein Aushängeschild für mit dem Zug ankommende Besucher. Was die Bahnhofstraße betrifft, spricht der Verwaltungsmann von "städtischer Aufgabe". Was den bisherigen Schlaglochplatz hinter den Bahnsteigen betrifft, "müssen wir mit dem Eigentümer sprechen". Der habe bereits in den Vorjahren Konzepte vorgelegt. Aber durch Verzögerungen im Rathaus seien diese nur bruchstückhaft zur Umsetzung gekommen. Außerdem liegt dem 41-Jährigen daran, Globus per Fußweg an die Innenstadt anzubinden. Pläne dazu? Die hat Lang noch nicht griffbereit, wolle aber das Projekt angehen, sollte er gewählt werden.

Gleiches gelte für bezahlbaren Wohnraum. Von "Luxusappartments in der Innenstadt" berichtet der Kommunalpolitiker, die Investoren verstärkt in St. Wendel errichteten. Das will er bremsen, zumindest allen die Chance bieten, in der City zu leben. Lang: "Es muss ein Gesamtkonzept her, um auch bezahlbare Wohnungen für Normalverdiener anbieten zu können." Zurzeit werde "sehr hochpreisig" gebaut, was sowohl Kauf- als auch Mietpreise steigen lasse.

Doch nicht nur die Innenstadt steht auf Langs Agenda. Die Dörfer liegen ihm besonders am Herzen. "Ich möchte sie so attraktiv, familienfreundlich machen, dass die Menschen im Dorfkern wohnen wollen." Dazu gehöre eine intakte Infrastruktur, bestehend aus Geschäften, Kneipen, Vereinen, Kindergärten, Schulen, Ärzten, schnellem Internet. Des Weiteren Sportstätten und Dorfgemeinschaftshäuser, die substanziell in Ordnung sein müssten. Ebenso die Friedhofshallen. Hier sei aber in den zurückliegenden Jahren zu wenig investiert worden, bestehende städtische Gebäude in Schuss zu halten. "Das war ein großer Fehler. Um das, was wir haben, müssen wir uns kümmern."

Um all das anzugehen, will Lang ein Förderprogramm vorantreiben. Damit könne die Stadt Immobilien in den Orten ankaufen, die auf dem freien Markt nicht mehr loszuwerden sind. Die Verwaltung beauftrage dann den Abriss "und verkauft die Grundstücke als innerörtliche Baugrundstücke ", schwebt Lang vor. Er wird nicht müde, die Ausgaben von zwölf Millionen Euro für das neue Rathaus in Dom-Nachbarschaft anzuprangern. Mit diesem Geld "hätten wir alle Stadtteile planvoll aufwerten können".

Was übrigens auch den Wirtschaftsstandort betrifft. Sicherlich habe St. Wendel eine geringe Arbeitslosenquote. Doch die Verkehrsanbindung sei verbesserungswürdig. "Wir haben da ein Defizit. Wir sollten nicht so tun, als gäbe es kein Problem." Kurzfristig sieht er keine Lösung, fordert aber, auf Bundesebene "dicke Bretter bohren zu müssen".

Jede Menge Themen, die sich Torsten Lang auf die Liste gesetzt hat. Aber er bleibt gelassen. Nimmt den letzten Schluck aus seinem Glas. Zieht das Jackett über das hochgekrempelte Hemd und zeigt sich überzeugt, das Kind zu schaukeln.Wo sehen Sie die Stärken von St. Wendel ?

Torsten Lang: Überregional guter Name der Stadt. Engagierte Bürgerinnen und Bürger in unseren Betrieben, Vereinen, Hilfsorganisationen und so weiter. Gute Veranstaltungen, insbesondere die Weihnachts- und Ostermärkte. Entwicklungsfähige Chancen, etwa im Tourismus oder als Gesundheitsstadt.

Was würden Sie am liebsten jetzt direkt ändern?

Lang: Schnelles Internet überall. Für Normalverdiener bezahlbares Wohnen auch in der Innenstadt. Genügend flexible und gute Kinderbetreuungsangebote. Auch um die Dörfer kümmern.

Was bedeutet Macht für Sie?

Lang: Gute Ideen auch umsetzen zu können.

Wo liegen Ihre Schwächen?

Lang: Manchmal etwas Ungeduld.

Was würden Sie durchsetzen, wenn Sie einen Tag lang Bundeskanzler wären?

Lang: Kita-Beiträge abschaffen.

Welcher Politiker ist Ihr Vorbild?

Lang: Helmut Schmidt .

Mit welcher Filmfigur können Sie sich identifizieren? Und warum?

Lang: Mit keiner so wirklich. Ich lebe und schaffe lieber in der Realität.

Was ist Ihre Lebensphilosophie ?

Lang: Geht nicht, gibt's nicht.

Welche Stärken haben Sie?

Lang: Offenes Ohr für die Belange anderer. Aufgaben systematisch anpacken können. Begeisterungsfähigkeit, wenn ich von etwas überzeugt bin.

Worüber können Sie lachen?

Lang: Gute Witze und gute Comedy-Serien im Fernsehen.

Was bringt Sie zur Weißglut?

Lang: Gewalt gegen Kinder. Soziale Gleichgültigkeit. Ungerechtigkeit.

Wenn Sie sich etwas von den Bürgern wünschen könnten (außer, dass sie am 15. März zur Wahl gehen), was wäre das?

Lang: Dass sie den Mut haben, für St. Wendel etwas Neues zu wagen. Das war übrigens auch eine Stärke des früheren Bürgermeisters.

Was schätzen Sie an Ihrem politischen Gegner?

Lang: Dass er ein netter Stadtratskollege ist.

Zum Thema:

Zur PersonTorsten Lang (41), verheiratet, Volljurist, Leiter der Stadtkämmerei der Landeshauptstadt Saarbrücken. Aufgewachsen in Osterbrücken, lebt seit zehn Jahren in St. Wendel . Nach der Grundschule in Niederkirchen wechselte er zum St. Wendeler Cusanus-Gymnasium und absolvierte den Zivildienst bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in St. Wendel . Er ging fürs Jura-Studium an die Saar-Uni, 1999 Erste und 2001 Zweite juristische Staatsprüfung (Prädikat).Beruflich war er mehrere Jahre als Rechtsanwalt tätig. Seit 2010 verschiedene Positionen in der Kommunalverwaltung, der Stadt Saarbrücken. Zurzeit ist er Leiter der dortigen Stadtkämmerei.Politische Laufbahn: Seit 1999 Mitglied im St. Wendeler Kreistag, ab 2004 auch im St. Wendeler Stadtrat. Dort hat Lang das Amt des Fraktionsvorsitzenden inne. 2006 übernahm der Politiker die Position des Vizechefs der SPD auf Kreisebene. red

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