Gute Taten In den Bosenberg-Kliniken das Hören lernen

St. Wendel · Aldo ist sieben Jahre alt und kann weder hören noch sprechen. Das soll sich jetzt für das Straßenkind aus Bolivien aber ändern.

 Ahmed Bellagnech, Stefanie Kleppe, Felix Encinas und Dr. Harald Seidler (von links) mit dem kleinen, tauben Aldo aus La Paz.

Ahmed Bellagnech, Stefanie Kleppe, Felix Encinas und Dr. Harald Seidler (von links) mit dem kleinen, tauben Aldo aus La Paz.

Foto: Gog Concept

Aldo Martinez ist sieben Jahre alt und wurde in seinem bisherigen Leben nicht gerade von Glück verwöhnt. Wie viele Kinder in seiner Heimat, ist er als Straßenkind in La Paz, der Hauptstadt Boliviens, aufgewachsen – ohne Familie, ohne feste Bleibe, ohne regelmäßige Mahlzeiten. Als wäre das nicht schon schlimm genug, ist Aldo als Kleinkind aufgrund einer Hirnhautentzündung ertaubt und hat auch nie sprechen gelernt.

Vor einem Jahr ist Arco Iris (Regenbogen-Stiftung), ein 1994 vom deutschen Pfarrer Josef Maria Neunhofer gegründetes Hilfswerk für Straßenkinder, auf ihn aufmerksam geworden und hat ihn in die Casa Esperanza, das Haus der Hoffnung, aufgenommen. Dort leben rund 70 Kinder und Jugendliche. Seither hat Aldo wieder Hoffnung auf ein normales Leben. Gemeinsam mit anderen Kindern besucht er die erste Klasse einer Gehörlosen-Schule in La Paz. Dort lernt er die Gebärdensprache.

Die deutsche Artemed-Stiftung ermöglichte ihm nun den operativen Einsatz eines Cochlea-Implantats. Dabei nimmt ein Sprachprozessor Schall auf und wandelt ihn in elektrische Signale um. Die Signale werden zur Spule und durch die Haut zum Implantat gesendet. Das Implantat stimuliert über die Elektrodenkontakte die Nerven in der Hörschnecke (Cochlea). Der Hörnerv empfängt diese Signale und leitet sie an das Gehirn weiter, so dass sie als Sprache, Geräusche oder Klänge gehört werden können.

Der Hersteller spendierte Aldo das rund 20 000 Euro teure Implantat. Dr. Jerome Servais führte Ende Dezember am Universitätsklinikum Mannheim die schwierige Operation durch. „Teile beider Innenohre waren sehr stark verknöchert, deshalb konnten wir auch nur am linken Ohr
ein Implantat einsetzen“, erklärt Dr. Servais.

Das Universitätsklinikum arbeitet mit den St. Wendeler MediClin-Bosenberg-Kliniken zusammen, einem der führenden deutschen Gesundheitsdienstleister bei der Indikation Tinnitus und Cochlea-Implantant. Wie die Kliniken berichten, kam Aldo so nach der OP im Januar eine Woche nach St. Wendel in die Bosenberg Kliniken, um hier das Hören zu erlernen.

Chefarzt Dr. Harald Seidler ist vom jungen Bolivianer ganz begeistert: „Aldo ist ein aufgewecktes Kind. Für ihn gilt es, mit Hilfe unserer Therapeuten und Techniker von der Ertaubung ins Hören zu kommen. Ein Cochlea-Implantat hat 22 Elektroden mit eigenen Frequenzbereichen. Diese müssen mittels Computer individuell eingestellt werden. Aldo lernt, Signale zu erkennen und zu unterscheiden. Ich sehe für Aldo eine sehr gute Prognose.“

Auch Diplom-Ingenieur Ahmed Bellagnech von der CI-Abteilung ist optimistisch: „Aldo teilt mit Mimik, Lachen, Gesten und durch das Öffnen der Augen seine Gefühle und das Erkennen der Impulse mit. Er erkennt schon Worte und versucht, diese nachzusprechen. So zählt er auf Spanisch ... uno, dos, tres, cuatro.“ Inzwischen ist Aldo mit seinen Betreuern Stefanie Kleppe und Felix Encinas wieder nach La Paz zurückgekehrt. Es ist noch ein langer Weg bis zum guten Hören, aber der Anfang ist gemacht. Die Bosenberg Kliniken begleiten einen Teil dieses Weges. Deren Kaufmännischer Leiter Sebastian Kremer ist ein wenig stolz: „Wir haben die Therapie für Aldo sehr gerne und kostenlos übernommen. Es ist schön, armen Kindern helfen zu dürfen.‘‘

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