Spagat zwischen Zuwendung und Loslassen

St Wendel · Zum vierten Mal organisiert der Landkreis St. Wendel den Selbsthilfetag. Am Samstag, 3. September, sind von 10 bis 15 Uhr Selbsthilfegruppen auf dem St. Wendeler Schlossplatz vertreten. Im Vorfeld des Aktionstages stellt die Saarbrücker Zeitung einige der Gruppen vor.

 Sich mit Liebe und Geduld auf die Bedürfnisse eines Demenzkranken einzustellen, ist für Angehörige nicht immer einfach. In einer Gruppe im Landkreis können sich Pflegende austauschen und Halt finden. Symbol-Archivfoto: David Hecker/DPA

Sich mit Liebe und Geduld auf die Bedürfnisse eines Demenzkranken einzustellen, ist für Angehörige nicht immer einfach. In einer Gruppe im Landkreis können sich Pflegende austauschen und Halt finden. Symbol-Archivfoto: David Hecker/DPA

"Weg vom Geist"- so lautet die Übersetzung des lateinischen Begriffes Demenz . Damit ist das Hauptmerkmal der Erkrankung schon beschrieben: Der Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit. Anfangs betrifft dies nur das Kurzzeitgedächtnis und die Merkfähigkeit. Im Verlauf der Krankheit jedoch verschwinden auch Inhalte des Langzeitgedächtnisses. Doch Demenz , so das Bundesministerium für Gesundheit, ist weit mehr als eine einfache Gedächtnisstörung. "Sie erschüttert das ganze Sein des Menschen - seine Wahrnehmung, sein Verhalten, sein Erleben." Und nicht nur die Betroffenen selbst leiden unter ihrer Erkrankung. Auch die Angehörigen sind einer starken körperlichen und seelischen Belastung ausgesetzt.

Hilfe annehmen ist wichtig

Aus diesem Grund gibt es seit 2013 einen Gesprächskreis Demenz im St. Wendeler Landkreis. "Die Pflege von Demenzkranken gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben in der Arbeit mit alten Menschen", erklärt Christiane Trattnig, Leiterin des Gesprächskreises. Das ohne Hilfe zu schaffen, ist nahezu unmöglich. Doch der Schritt in die Öffentlichkeit und die Akzeptanz einer Entlastung fällt schwer. Dabei ist genau das unerlässlich, wenn man Demenzkranke pflegen möchte. "Es ist wichtig, seinen Angehörigen ein Stück weit loszulassen und Hilfe von außen anzunehmen", so Trattnig. Und genau an dieser Stelle möchte sich der Gesprächskreis Demenz einbringen.

Jeden letzten Freitag im Monat treffen sich Angehörige um 18 Uhr in der Geriatrie des Marienkrankenhauses in St. Wendel , um über ihre Situation zu sprechen. Alternativ dazu können sich Betroffene auch einer Gruppe in Primstal anschließen, die sich jeden letzten Mittwoch im Monat um 19.30 im dortigen DRK-Heim trifft. Dabei ist es völlig egal, ob man Ehepartner, Kind oder Freund eines Demenzkranken ist. Bei dem Gesprächskreis ist jeder willkommen, der sich gerne mit anderen Betroffenen über seine und deren Erfahrungen austauschen möchte.

Der Ablauf der Treffen ist offen. "Es besteht bei uns kein Zwang zu reden", erklärt Trattnig. "Wer nichts sagen möchte, kann auch einfach nur zuhören. Aber in der Regel haben die Leute ein sehr großes Redebedürfnis." Auch das zeigt, wie hoch die Belastung von pflegenden Angehörigen ist. Dabei ist es nicht nur der physische Aspekt der Pflege, sondern vor allem der psychische. Außerdem tauchen auch immer wieder allgemeine Fragen auf: Welche Leistungen bekomme ich als Pflegender von der Pflegeversicherung? Haben die anderen Teilnehmer Erfahrungen mit einer Tagespflege? Oder: Wie ist es möglich, dass ich trotz eines demenzkranken Familienangehörigen mal in Urlaub fahren kann?

Bei all diesen Problemen möchte der Gesprächskreis Demenz die Teilnehmer unterstützen. Wer das Angebot gerne auch wahrnehmen möchte, kann sich bei Christiane Trattnig, Tel. (0 68 73) 72 73 oder beim DRK Landesverband, Tel. (06 81) 5 00 42 48 für eine der beiden Gruppen anmelden. Alternativ dazu besteht auch die Möglichkeit während des Selbsthilfetages am 3. September auf dem Schlossplatz Kontakt aufzunehmen. Denn auch dort wird der Gesprächskreis mit einem Stand vertreten sein, um sein Angebot vorzustellen.

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Auf einen Blick Im Zwei-Jahres-Rhythmus veranstaltet der Landkreis St. Wendel den Selbsthilfetag. So auch am Samstag, 3. September, 10 bis 15 Uhr. Unter dem Motto "In der Selbsthilfegruppe Lebensfreude teilen" präsentieren sich 20 Gruppen aus der Region auf dem St. Wendeler Schlossplatz. Neben Informationen gibt's auch Mitmachangebote wie beispielsweise Bewegungsspiele, einen Sinnesparcours oder einen Stimmungstest. red

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