Projekt Sich treffen und nebenbei online einkaufen

Remmesweiler · Das Projekt „Zukunft Dorf“ ist in Remmesweiler in die Testphase gestartet. Eine Internetplattform soll den einstigen Dorfladen ersetzen.

  Erwin Leist aus Remmesweiler (vorne) kriegt Hilfe beim Online-Bestellen von Lebensmitteln.

 Erwin Leist aus Remmesweiler (vorne) kriegt Hilfe beim Online-Bestellen von Lebensmitteln.

Foto: Bernd Engel

Mal eben schnell in den Laden um die Ecke springen, um Butter, Milch, Joghurt oder Nudeln zu besorgen. Eine bequeme Sache. Doch für die Remmesweiler gehören solche Einkäufe in direkter Nachbarschaft seit gut zwei Jahren der Vergangenheit an. Damals schloss das Lebensmittelgeschäft in dem 900-Seelen-Dorf. „Heute wissen die Leute, wie wertvoll der Dorfladen war“, sagt der Remmesweiler Ortsvorsteher Leander Alles. Die Inhaberin habe die Ware damals sogar zu den Leuten nach Hause gebracht.

Ein Service, der zuletzt schmerzlich vermisst wurde, ist jetzt wieder Realität. Denn einmal in der Woche können sich die Remmesweiler Lebensmittel in den Ort bringen lassen. Möglich macht dies das Projekt „Zukunft Dorf.“ Drei Orte im Landkreis St. Wendel sind für das Bundesmodellvorhaben „Land(auf)Schwung“ ausgewählt worden – und zwar mit verschiedenen Zielvorgaben (wir berichteten). So soll Remmesweiler ein „Smart Village“ (übersetzt: kluges Dorf) werden.

Es geht darum, den einstigen Laden mit modernen Einkaufsmöglichkeiten zu ersetzen. Statt wie früher durch die Regale zu schlendern, wird jetzt online gekauft. Mithilfe der Plattform „Keepfresh“ können Bürger ihre Bestellungen aufgeben. „Wer mit dem Internet nicht so vertraut ist, kriegt Unterstützung von zwei Dorfcoaches“, erklärt der Ortsvorsteher.

Der Lieferservice für Lebensmittel ist gerade in die Testphase gestartet. Vergangene Woche wurden die ersten Bestellungen in Kühlboxen ausgeliefert. Diesen Bringservice übernimmt die Stadt St. Wendel, genauer gesagt das Umweltamt mit seinem Elektroauto. Die Ware stammt von zwei weiteren Projektpartnern: dem Wendelinushof und Globus. Letzterer stößt demnächst mit seiner Angebotspalette hinzu. Momentan können die Remmesweiler aus etwa 60 Produkten auswählen.

19 Bestellungen gab es zur Premiere. Ortsvorsteher Alles glaubt, dass sich diese Zahl noch steigern wird. „Wir sind auf einem guten Weg. Dieser Lieferservice ist eine gute Sache.“ Erste positive Rückmeldungen habe er schon bekommen.

Neben dem Einkauf ist so ein Dorfladen traditionell auch immer ein Treffpunkt für die Menschen gewesen. Ein netter Gruß hier, ein kurzer Plausch da. Wer glaubt, dass das mit dem Online-Lieferservice nun komplett wegfällt, der täuscht sich. Denn in Remmesweiler wird das moderne Bestellen mit dem Treffen der Kunden verbunden. „Donnerstags gibt es im Dorfgemeinschaftshaus ein Frühstück von 9 bis 10 Uhr. Danach wird bestellt“, berichtet Leander Alles. So kommen die Remmesweiler zum gemütlichen Austausch zusammen und können quasi nebenbei die nötigen Einkäufe erledigen beziehungsweise die bereits angelieferten Waren anschließend mit nach Hause nehmen.

„Wir denken darüber nach für Berufstätige auch am Abend zwischen 18 und 19 Uhr das Dorfgemeinschaftshaus zu öffen, um die Lebensmittel abzuholen“, sagt Alles. Wer das nicht schafft, dem werde seine Warenbox auch nach Hause gebracht. Die Lieferung ist übrigens kostenlos und die Produkte haben online den gleichen Preis wie im Laden.

 Ortsvorsteher Leander Alles.

Ortsvorsteher Leander Alles.

Foto: Frank Faber

Während Remmesweiler noch testet, macht sich bereits das nächste Dorf auf den Weg, ein „Smart Village“ zu werden. Wie Alles berichtet, soll in Winterbach in der Kindertagesstätte ein Treffpunkt mit Computerplatz entstehen, von wo aus dann ebenfalls auf der Nahversorgungsplattform bestellt werden kann. „Irgendwann“, so sagt der Remmesweiler Ortsvorsteher, „könnten alle St. Wendeler Stadtteile den Online-Lieferservice nutzen.“

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