Motorsport-Historiker Rennsport-Nostalgie in St. Wendel

St. Wendel · Eine Ausstellung im Saalbau präsentierte zahlreiche historische Rennmotorräder und begeisterte das Publikum.

 Ex-Seitenwagen-Copilot Hermann Hahn legte sich im Saalbau wie einst in die Kurve.

Ex-Seitenwagen-Copilot Hermann Hahn legte sich im Saalbau wie einst in die Kurve.

Foto: Frank Faber

In den Jahren zwischen 1948 und 1965 schrieb die Stadt St. Wendel Renngeschichte. Ausrichter war seinerzeit der Motorsport-Club (MCW) St. Wendel.

Die Leidenschaft für Zweiräder haben sich die MCW-Motorsporthistoriker bis in die Gegenwart bewahrt. An zwei Tagen flimmerten historische Filme von den Rennen auf dem Stadtkurs in der Kreisstadt über die Leinwand, und eine Ausstellung mit über 60 alten Rennmotorrädern wurde von dem motorsportverrückten Verein im Saalbau präsentiert. Bereits im Foyer des Motorradmuseums legten die Besucher den ersten Stopp ein. An dem Harley-Davidson-Gespann aus dem Jahre 1929 von Albert Mattfeldt aus Rehlingen kam niemand vorbei. Nebenan parkte eine Horex mit Beiwagen des 89-jährigen Sammlers und Schraubers. „Der Marke Horex hat man auch den Beinamen Königin der Herzen gegeben“, berichtet Mattfeldt, der mit seinem Gespanntrio schon mehrere Preise abgeräumt hat.

Tüftler Rudi Rupp aus Schwalbach stellte einen Sechszylinder Zweitakt-Stern-Motor vor, den er konstruiert und in eine BMW R 26 eingebaut hat. Früher war die Anschaffung einer japanischen Honda dem Mackenbacher Günter Eckhardt zu kostspielig. „Da habe ich mir eine NSU gekauft“, so Eckhardt. Mit seiner Rennfox dreht er noch bei Oldtimerrennen seine Runden. Mit den Uraltfabrikaten von Gnome et Rhone (Frankreich) oder Saroléa aus Belgien (Belgien) ließ man es vor 90 Jahren noch etwas ruhiger angehen.

Der St. Wendeler Winfried Haßdenteufel (80) war einer der ersten Vespafahrer in der Kreisstadt. Anfang der 1950er-Jahre hörten die Halbstarken Rock’n’Roll und gründeten einen Vespaclub. „Mit einer Vespa hast du doch damals alle Chancen gehabt“, sagt Haßdenteufel und grinst. Drei Exemplare standen in seiner Abteilung. Mit der Heinkel-Vespa seien vor 60 Jahren die Pater vom Missionshaus zur Bewirtschaftung ins Gelände gefahren.

Ständig unterwegs, tauchte Moderator Klaus Lambert an den diversen Präsentationsbühnen in der Halle auf. Der Experte informierte über die Geburtsstunde der Motorräder und deren Werdegang. Neben dem Seitenwagen-Beifahrer Heiner Vester war auch der erste Gewinner vom St. Wendeler Stadtkursrennen, Oswin Zimmer aus Osterbrücken, Gast an Lamberts Mikrofon. Gleich zweimal beendete Gespann-Beifahrer Hermann Hahn mit zwei verschiedenen Fahrern das älteste, gefährlichste und umstrittenste Motorradrennen der Welt auf der Isle of Man als Sieger. „Wir sind mit einem großen Herz und viel Mut gefahren, dann kann man auch gegen die Rennställe, die mehr Geld haben, gewinnen“, erklärt Hahn. Er begleitete die Veteranenfreunde aus dem südpfälzischen Appenhofen.

Dazu gehört auch der ehemals erfolgreiche Geländefahrer Rolf Beppler (77), der in Heuchelheim-Klingen eine Oldtimer-Motorrad-Ausstellung organisiert. „Alles ist sehr übersichtlich hier“, sagt Beppler, der als Spezialist für das Einspeichen von Rädern bekannt ist. Werner Klär, Vorsitzender der veranstaltenden Motorsporthistoriker, zeigte sich über den Publikumszuspruch bei der Premiere des Veranstaltungsformats angenehm überrascht. „Nur allein im Laufe des Samstags kamen mehr als 400 Besucher. Das hat unsere Erwartungen schon übertroffen“, freut er sich. Auch die Filmvorführungen in den beiden Sälen seien gut angenommen worden. Viele zufriedene Gäste, so Klär, seien für die Motorsporthistoriker der größte Gewinn überhaupt.

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