Nach einer Trennung das Leben neu ordnen

St Wendel · Zum dritten Mal veranstaltet der Landkreis St. Wendel einen Selbsthilfetag. Zahlreiche Selbsthilfegruppen stellen sich und ihre Arbeit an diesem Samstag, 20. September, von 10 bis 15 Uhr auf dem Schlossplatz in St. Wendel vor. In einer kleinen Serie beleuchtet die SZ die Arbeit einzelnen Organisationen beispielhaft. Heute geht es um die Selbsthilfegruppe Scheidung/Trennung, Sie gehört zu den Gruppen, die bei seelischen Problemen und Lebenskrisen weiterhelfen.

"Jeder darf kommen und jeder darf gehen. Ganz wie er möchte", erklärt Ruth Recktenwald den Ablauf der Sitzungen. Die 59-Jährige hat vor etwa fünf Jahren die Selbsthilfegruppe Scheidung /Trennung St. Wendel gegründet. Dies geschah im Prinzip aus der Not heraus. Just zu diesem Zeitpunkt war sie nämlich selbst von einer Trennung nach 34 Jahren Ehe betroffen und wollte neben einer Einzel- auch eine Gruppentherapie absolvieren. Doch so etwas gab es zu diesem Zeitpunkt im Kreis St. Wendel noch nicht. "Na, dann gründen Sie doch eine, riet man mir", erinnert sich Ruth Recktenwald zurück. Sich und ihre Arbeit stellt sie nun am Samstag, 20. September, beim dritten Selbsthilfetag auf dem Schlossplatz in St. Wendel vor.

Bis vor einigen Wochen fanden die Gruppensitzungen regelmäßig einmal im Monat statt, zurzeit organisiert sie die Treffen nach Bedarf. "Wichtig ist, dass wir uns in einem geschützten Raum treffen", so die Theleyerin. Was also während der Sitzungen gesagt wird, verlässt den Raum nicht, bleibt persönlich. "Es ist sehr wichtig, dass man seine Sorgen in einer solchen Lebenskrise teilt", erzählt sie. Nach ihrer Erfahrung dauere es etwa fünf Jahre, bis man eine Scheidung oder Trennung verarbeitet hat, "aber es begleitet einen ein Leben lang".

Gespräche mit Freunden seien bei solchen Krisen mitunter nicht zielführend, und man drehe sich im Kreis. "Stell Dich nicht so an", höre man da öfter mal. Deswegen rät Ruth Recktenwald zu einer psychosomatischen Therapie und zum Besuch der Selbsthilfegruppe. Schließlich gelte: "Eine solche Krise ist keine Krankheit, kann aber sehr krank machen".

Viele würde eine Mittlebenskrise in eine Scheidung treiben. Manche würden zum Alkohol oder zu Tabletten greifen, andere hätten kein Geld, wüssten überhaupt nicht, wie es weitergehen solle. Bei einer Trennung solle man sich auf jeden Fall scheiden lassen, erklärt die Gruppenleiterin. Manche könnten aber auch einfach nicht loslassen, bedauert sie. "Das ist dann eine Abhängigkeit", ist sie sich sicher. Wenn ein Partner nebenbei noch eine Freundin habe, sei das nicht richtig. "Was ist das noch für eine Liebe?", fragt sie rhetorisch.

Mit den zurzeit unregelmäßig stattfindenden Treffen im Bauamt in St. Wendel möchte sie Betroffene zusammenführen und zum Austausch anregen: "Manchen tut es einfach nur gut, darüber zu reden." Nur zu Hause herumzusitzen und zu jammern, bringe schließlich auch nichts. Wichtig ist es ihr zu betonen, dass die Gruppe gemischt ist, zurzeit sogar mehr Männer als Frauen hat. Auch wenn eine Trennung auf jeden Fall eine Zäsur in einem Leben darstelle und man sein Leben neu ordnen müsse, solle man sich scheiden lassen, wenn es nicht mehr gehe.

Infos zur Gruppe: Ruth Recktenwald, Tel. (0 68 53) 78 73.

Zum Thema:

Auf einen Blick: Der Selbsthilfetag ist an diesem Samstag zwischen 10 und 15 Uhr auf dem Schlossplatz in St. Wendel . Zum Thema "Seelische Probleme und Lebenskrisen " stellen sich neben der Selbsthilfegruppe Scheidung /Trennung St. Wendel auch folgende Vereine vor: Apfelbaum - Verein für seelische Gesundheit; Lichtblick Nonnweiler; Burnout Selbsthilfegruppe Saar. bo

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