Lehrer-Verband „Man kann Bildung auch kaputtsparen“

St. Wendel · Die Landesvorsitzende des Lehrerverbandes sieht die Schul-Situation kritisch. Besonders im Bereich Grundschule sei Handlungsbedarf.

 Langjährige Mitglieder wurden bei der Generalversammlung des SLLV-Kreisverbandes St. Wendel ausgezeichnet.

Langjährige Mitglieder wurden bei der Generalversammlung des SLLV-Kreisverbandes St. Wendel ausgezeichnet.

Foto: Frank Faber

Der Kreisverband des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (SLLV) hat sich zu seiner alljährlichen Generalversammlung auf dem St. Wendeler Wendelinushof getroffen. Neben der Ehrung von langjährigen Mitgliedern blickte die Landesvorsitzende Lisa Brausch besorgt und kritisch in die Zukunft, was die derzeitige Schul-Situation angeht. „Der Minister sagt, Frau Brausch ist immer am jammern“, teilt sie den  Lehrern aus dem Kreisverband St. Wendel mit. Etliche Forderungen von Seiten des SLLV würden mit dem „Totschlagargument“ Schuldenbremse gestoppt. „Man kann die Bildung auch kaputtsparen“, legt sich Brausch fest. Der Verband dränge seit Langem auf verbesserte Bedingungen zur Umsetzung der Inklusion. Des Weiteren habe eine Studie der Bertelsmann Stiftung belegt, wie massiv der Lehrermangel sei. In einem Brief habe der SLLV das Ministerium auf die Knappheit an gut ausgebildetem Personal im Saarland hingewiesen. „Wir haben bis heute darauf noch keine Antwort erhalten“, beklagt Brausch die mangelnde Kommunikation. Als problematisch bezeichnet sie die personelle Situation an Grundschulen. Hier würden derzeit 100 Lehrkräfte unterrichten, die nicht für dieses Lehramt ausgebildet seien. „Zudem war es der falsche Schritt, die Studienplätze für das Lehramt Grundschule an der Universität des Saarlandes zu reduzieren“, meint Brausch.

Auch Hilfeschreie aus den Grundschulen habe sie vernommen, die nicht nur von den bekannt belasteten Standorten — wie beispielsweise der Saarbrücker Gemeinschaftsschule Bruchwiese — ausgestoßen worden seien. „Der Bereich für Kinder mit sozial-emotionaler Problematik bringt die Lehrer an den Rand ihrer Kraft“, berichtet die Landesvorsitzende. Aber die Schüler mit Unterstützungsbedarf benötigten besondere Bedingungen, wie sie feststellte. Darum sieht der Landesvorstand den Vorschlag der CDU/CSU auch in diesem Bereich Außenklassen — analog zu den kommenden Sprachförderklassen einzurichten — als unbedingt erprobenswert an.

Dagegen Kritik übt der Verband am Vorhaben, ab dem kommenden Schuljahr in den Grundschulen wieder fünf Lehrerwochenstunden pro Gruppe in der freiwilligen Ganztagsschule zur Verfügung zu stellen. „Priorität muss die Lehrerversorgung im Vormittagsbereich haben“, fordert dagegen der SLLV. Derzeit würden schon mehr als 100 schulformfremde Lehrer an Grundschulen unterrichten, so Brausch. „Bei einer solchen Personallage muss die Politik darüber nachdenken, ob es notwendig ist, mehr als 80 Vollzeitlehrerstellen im Nachmittagsbereich zu binden“, meint sie. Vielmehr müsse die Versorgung mit ausgebildeten Grundschullehrern im Vormittagsbereich gewährleistet sein. Der Verband fordert deshalb eine  Erhöhung der Anzahl der Stellen im Bereich der Mobilen Lehrerreserve.

Zugenommen hätten laut Brausch die Dienstaufsichtsbeschwerden gegenüber den Lehrkräften, weil die Eltern sich direkt an das Ministerium wenden. „Als SLLV ist es wichtig, dass die Kollegen von unserer Seite Rechtsbeistand haben und merken, dass sie eine Solidargemeinschaft im Rücken haben“, betont die Landeschefin. Abschließend sagt Brausch, dass man sich genau überlegen müsse, oder ob es auch noch andere Wege geben würde, um dem Forderungen des SLLV Nachdruck verleihen zu können.

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