Projekt Leinen los für kunstvolle Friedensbotschafter

St. Wendel · Erste Ergebnisse des Projekts „Straße der Skulpturen – Reloaded“ sind sichtbar. Weitere Workshops warten auf Teilnehmer.

 Die Teilnehmer um Künstler Martin Steinert haben im Workshop dieses zwölf Meter lange und vier Meter breite Boot aus Holzlatten gebaut.

Die Teilnehmer um Künstler Martin Steinert haben im Workshop dieses zwölf Meter lange und vier Meter breite Boot aus Holzlatten gebaut.

Foto: Cornelieke Lagerwaard

Mit 900 Kilo ist es ein künstlerisches Schwergewicht: das Boot, das ein kleines Team derzeit am Kunstzentrum Bosener Mühle zusammenbaut. Dabei passt das Objekt nicht nur zum angrenzenden Bostalsee, sondern lässt auch Assoziationen wie Lebensweg, Flüchtlinge oder Frieden zu. Und genau das ist der Kerngedanke der „Straße der Skulpturen“, die von St. Wendel zum Bostalsee führt und ein Teil der „Straße des Friedens“ ist.

Bereits in den 1920er-Jahren hatte Künstler Otto Freundlich die Idee zu einer Völker verbindenden Straße der Skulpturen, die von Paris nach Moskau führen sollte. Mehr als 500 Kunstwerke in diesem Sinne gibt es bereits. Damit die Botschafter aus Stein und Stahl, die mitten in der Natur stehen, wieder stärker von den Menschen wahrgenommen werden, gibt es das Projekt „Die Straße der Skulpturen St. Wendel – Reloaded“ (wir berichteten). Dazu gehört eine Vielzahl von Workshops – zum einen für Schulklassen, zum anderen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die Freude am Werkeln haben.

Bereits im Januar startete Künstler Martin Steinert seinen Workshop: „Holzinstallation zum Thema Frieden und Verständigung.“ Im Team, bestehend aus fünf bis sechs Personen, entstand die Idee, ein Boot aus Holzlatten zu schaffen. Einen genauen Plan habe es nicht gebraucht, berichtet Cornelieke Lagerwaard, Vorsitzende des Vereins „Straße des Friedens“. Wie selbstverständlich haben die Teilnehmer an verschiedenen Ecken gearbeitet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Zwölf Meter lang und vier Meter breit ist das Kunstwerk. „Die Arbeit daran ist inspirierend“, schwärmt Lagerwaard. Vielleicht haben sie und ihre Mitstreiter daher solches Durchhaltevermögen bewiesen: Denn es wird im Freien gearbeitet, teils bei klirrender Kälte. In knapp zwei Wochen wird das Boot in der Nähe des Kunstzentrums Bosener Mühle seinen festen Platz bekommen. „Vom Rundweg aus wird man es sehen können“, erklärt Lagerwaard.

Neben dem kreativen Zentrum am Bostalsee finden Workshops auch im St. Wendeler Museum statt. Wie dessen Leiterin Lagerwaard berichtet, ist dort am Wochende Claudia Vogels bereits ausgebuchter Kurs rund um „Skulpturen aus Draht, Papier und Kleister“ gestartet. Fünf Kinder aus Flüchtlingsfamilien haben mitgemacht. Nach einem Spaziergang im Stadtpark ging es ans dreidimensionale Arbeiten mit Pappmaché. Ebenfalls ausgebucht sind die Workshops „Bildhauerei als Auseinandersetzung mit eigenen Erfahrungen“ und „Arbeit mit Speckstein“.

Mitstreiter werden noch bei vier der insgesamt acht Workshops gesucht. So auch bei Isabelle Federkeils Kurs „Fußspuren“. Dieser ist auf fünf Sonntage terminiert: 13., 20. und 27. Mai sowie 3. und 10. Juni. Die Teilnehmer, maximal zwölf und mindestens 14 Jahre alt, treffen sich auf der Baltersweiler Höhe an der Fuß-Skulptur des Künstlers Yoshimi Hashimoto und im Museum. Gemeinsam erarbeiten sie einen „Wegweiser“ zur Skulpturenstraße, in dem sie sich mit einzelnen Skulpturen auseinandersetzen – in Wort, Schrift und Bild.

Leslie Huppert bietet den Workshop „Kunst als internationale Friedenssprache“ an fünf Sonntagen an: 15., 22. und 29. April, 6. und 13. Mai. Treffpunkte sind der Stadtpark St. Wendel und das Museum. Acht Teilnehmer ab 18 Jahre beschäftigen sich zunächst mit der Frage: Was ist Frieden? In einem nächsten Schritt sollen sie sich mit einigen Skulpturen auseinandersetzen und ihre Überlegungen mit Fotos oder Videos festhalten. Es geht darum, wie ein Friedensort in der Landschaft aussehen könnte. Es wird gezeichnet und gemalt, mit Siebdruck gearbeitet und mit einer Lochkamera fotografiert.

Mit „Symbolen des Friedens“ beschäftigen sich Lydia Kaminski und Philipp Neumann in ihrem Workshop. Zehn Teilnehmer ab 14 Jahren sind dafür eingeplant. Sie treffen sich an vier Sonntagen (22. und 29. April sowie 6. und 13. Mai) am Bostalsee und dem Kunstzentrum Bosener Mühle. Ausgangspunkt für den Workshop sind die Skulpturen von Leo Kornbrust und Shelomo Selinger am Bostalsee. Es geht um Friedenszeichen und darum, die der anderen Teilnehmer herauszufinden und zu visualisieren – mit Siebdruck auf Stoffbahnen. Diese werden dann in einer Reihe entlang der Straße der Skulpturen aufgehängt, so dass sie der Witterung ausgesetzt sind und dabei selbst ein Zeichen setzen.

„Sculpture Sketching“ hat Armin Rohr seinen Workshop, der sich über drei Wochenenden erstreckt, überschrieben. Maximal zwölf Teilnehmer ab 16 Jahren treffen sich an den Wochenenden vom 5. und 6. Mai, 26. und 27. Mai sowie am 16. und 17. Juni auf der Baltersweiler Höhe und in der St. Wendeler City. Es geht um Zeichenstunden vor Ort. Die Teilnehmer sollen Skulpturen in ihrer Umgebung zeichnen und malen. „Ob Aquarell oder Tusche – die Teilnehmer können mit den Materialien ihrer Wahl arbeiten“, sagt Lagerwaard. Es gehe darum, das Auge und die Wahrnehmung zu schulen. Die Museumsleiterin würde sich wünschen, dass auch Flüchtlinge an den Kursen teilnehmen.

Zum Ende des Projekts sind zwei Ausstellungen geplant: im Museum und im Kunstzentrum. „Die Ergebnisse aller Workshops werden gezeigt. Und danach können die Hobby­künstler ihre Werke abholen.“

Neben den Workshops gibt es auch einen Fotowettbewerb, an dem sich jeder beteiligen kann. Bis zum 30. Mai sollten Teilnehmer bis zu drei Fotos im Hoch- oder Querformat auf der Internetseite des Projekts (siehe unten) hochladen. Eine Jury prämiert die schönsten Bilder.

 Die Skulptur „Requiem für die Juden“ von Shelomo Selinger.

Die Skulptur „Requiem für die Juden“ von Shelomo Selinger.

Foto: Erhard Müller
 „Chemin amuse, amusant“ heißt die Skulptur von Valerie Thuillier, die im Stadtpark St. Wendel liegt.

„Chemin amuse, amusant“ heißt die Skulptur von Valerie Thuillier, die im Stadtpark St. Wendel liegt.

Foto: Bernd Schumann
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