Knochenarbeit am Kniebrecher

St Wendel · 500 Sportler aus 25 Natio- nen kämpften in St. Wen- del um den EM-Titel im Duathlon. Vor allem an einer Stelle kamen sie ganz schön ins Schwitzen.

 Gut 500 Läufer machten sich im Sportzentrum St. Wendel auf die Strecke. FOTOs: B&K

Gut 500 Läufer machten sich im Sportzentrum St. Wendel auf die Strecke. FOTOs: B&K

Allein schon der Straßenname "Am Kniebrecher" klingt furchterregend und brutal genug. Das steile Sträßchen in St. Wendel hat am Sonntag die Physis der Teilnehmer bei der Duathlon-Europameisterschaft über die Mitteldistanz (zehn Kilometer Laufen, 60 Kilometer Radfahren, zehn Kilometer Laufen) in höchstem Maße gefordert. "Der Kurs, besonders die Laufrunde, war brutal hart", stöhnte die Allgäuerin Laura Zimmermann.

Die Beschwerde über die heftigen Strapazen, die hinter ihr lagen, hätte sie gleich an den Tholeyer Sammy Schu richten können. Denn der hatte die Strecke mit ausgesucht und war im Ziel des St. Wendeler Sportzentrums selbst fix und alle. "Mit Krämpfen in den Oberschenkeln bin ich irgendwie auf der letzten Laufrunde den Kniebrecher hochgekommen", berichtete er. Doch binnen Sekunden wandelte sich sein von der Tortur gezeichneter Gesichtsausdruck in die Miene eines Strahlemanns, als ihm bewusst wurde, dass er gerade U25-Europameister in der Amateurklasse geworden war. "Ich hatte Trainingsrückstand und deshalb nicht damit gerechnet", freute er sich.

Nach 3:15,19 Stunden lag Schu im Ziel zwei Minuten vor Konkurrent Christian Trunk aus Heidelberg. Auch Laura Zimmermann hatte sich schnell wieder erholt und konnte den Vizetitel in der Eliteklasse der Frauen genießen. "Nach dem Radfahren musste ich mit Rückstand auf die Laufstrecke gehen", meinte die 26-Jährige aus Marktoberdorf im Allgäu. Zimmermann fing noch die Österreicherin Sandrina Illes ab und wurde nach 3:28,49 Stunden Zweite.

Den Sieg sicherte sich mit großem Vorsprung die Britin Emma Pooley. Nach drei WM-Titeln in Folge über die Langdistanz fügte die nur 1,57 Meter große Ausnahme-Athletin ihrer Erfolgsbilanz nun auch den EM-Titel über die Mittelstrecke hinzu. "Die anderen sind auch schnell, ich habe dann ein bisschen Gas gegeben und den Vorsprung gehalten", freute sich Pooley im Ziel. In St. Wendel hatte sie sich wohl gefühlt. Unterwegs sei es fantastisch gewesen, weil die Leute sie angefeuert hätten.

Zu einer spannenden Angelegenheit wurde die Entscheidung bei der Elite der Männer. Mit 51 Sekunden Rückstand lief Felix Köhler nach dem Radfahren dem führenden Däne Søren Bystrup hinterher. Der 32-Jährige drehte dabei mächtig auf und machte in der ersten Runde 20 Sekunden gut. 1500 Meter vor dem Ziel überholte er den Titelverteidiger und feierte mit der Zeit von 2:58,28 Stunden den Titel. "Ich bin ziemlich kaputt. Dass es noch so gekommen ist, hätte ich nie gedacht", jubelte Köhler. Von der Renneinteilung sei es seine bislang beste Leistung gewesen. Insgesamt waren mehr als 500 Sportler aus 25 Nationen bei der Duathlon-EM in St. Wendel an den Start gegangen. Etwas weniger als von der Stadt erwartet. Die Knochenarbeit am Kniebrecher werden sie in bester Erinnerung behalten.

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 Felix Köhler fing kurz vor Schluss den führenden Titelverteidiger Søren Bystrup noch ab und siegte.

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Europameisterschaft im Duathlon in St. Wendel Mitteldistanz Elite, Frauen: 1. Emma Pooley (Großbritannien), 3:19,48 Stunden, 2. Laura Zimmermann (Deutschland), 3:28,49 Stunden, 3. Sandrina Illes (Österreich), 3:29,55 Stunden. Mitteldistanz Elite, Männer: 1. Felix Köhler (Deutschland), 2:58,28 Stunden, 2. Søren Bystrup (Dänemark), 2:59,04 Stunden, 3. Benjamin Choquert (Frankreich), 2:59,51 Stunden. Amateurklasse U25: 1. Sammy Schu (Deutschland), 3:15,19 Stunden, 2. Christian Trunk (Deutschland), 3:17,22 Stunden, 3. Jonas Baumgartner (Schweiz), 3:24,23 Stunden. Alle Resultate: www.services.datasport.com

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