Klangfeuerwerk zu Silvester

St Wendel · Zum 30. Mal spielte der Posaunenchor beim Silvesterkonzert in der evangelischen Stadtkirche St. Wendel auf. Blasinstrumente, Orgelklänge und Textbeiträge von Pfarrerin Christine Unrath stimmten 250 Besucher auf den Jahreswechsel ein.

 Der Posaunenchor spielte zum 30. Mal beim traditionellen Silvesterkonzert in der St. Wendeler Stadtkirche. Foto: Frank faber

Der Posaunenchor spielte zum 30. Mal beim traditionellen Silvesterkonzert in der St. Wendeler Stadtkirche. Foto: Frank faber

Foto: Frank faber

Um den Kultsketch "Dinner for One " an Silvester im Fernsehen zu verpassen, muss man sich bei dem Programmangebot auf etlichen Kanälen schon dusselig anstellen. Die Kultveranstaltung in der Kreisstadt ist am finalen Tag eines Jahres das Konzert in der evangelischen Stadtkirche.

250 Menschen strömten schon zeitig in das Gotteshaus, um das einstündige 30. Silvesterkonzert mit dem Posaunenchor, Thomas Layes an der Orgel und den Texten von Pfarrerin Christine Unrath mitzuerleben.

Drei Trompeten, zwei Posaunen, Euphonium und Tuba, dirigiert von Heinz Seger, begrüßen die Besucher mit der "Intrada" (Auftakt) von Georg Friedrich Händel . Organist Thomas Layes übernimmt und versendet von der Empore die Klänge der Orgelsonate "Allegro" in das voll besetzte Gotteshaus.

Dann wird es still. Pfarrerin Christine Unraths ruhige Stimme unterbricht die Kirchenmusik. "Es tut uns gut für eine Stunde am Altjahresabend innezuhalten und bei sich zu sein mit der Musik", sagt Unrath. Sie blickt auf ein zu Ende gehendes Jahr zurück und zitiert als Rezeptvorschlag für 2016 Papst Johannes XXIII . "Sich angenommen fühlen, ja, aber nicht zu wichtig nehmen". Dies, so die Kirchenfrau, könne ein Vorsatz für das neue Jahr sein. Layes lockert mit Bachs-Mitsumm-Orchestersuite "Air" die Stimmung auf.

Daraufhin bestimmen zunächst aufmüpfig tönende Trompeten das Tempo und vereinen sich zur Klangfülle mit den drei weiteren Instrumenten des Posaunenchors: "Aus meines Herzens Grunde" gilt als eines der populärsten protestantischen Kirchenlieder. "Nicht weniger populär sind Dinge, die man im neuen Jahr besser machen will, beispielsweise mehr Ordnung halten", meint Unrath und packt eine Kurzgeschichte aus dem Jahre 1918 aus. Radau-Nationalisten stürmen das Redaktionsgebäude des Prager Tagblattes und wollen alles kurz und klein schlagen. Ein Blick durch die aufgerissene Tür in das chaotische und unaufgeräumte Büro von Sportredakteur Raabe hält jedoch die plündernde Horde davon ab. "Hier waren wir schon", schildert Unrath weiter, worauf die Nationalisten wieder abziehen. "Ich nehme die Unordnung mit ins neue Jahr", lautet die abschließende pointierte Erkenntnis der Pfarrerin.

Vier Stunden vor der obligatorischen Silvesterknallerei präsentiert der Posaunenchor und Organist Layes das "Menuett" aus Händels "Feuerwerksmusik". Mit der stimmungsvollen Version des Kirchen- und Abendliedes "Der Mond ist aufgegangen" (Jacob de Haan) wünschen die Musiker den 250 Besuchern des Silvesterkonzertes ein glückliches neues Jahr. Übrigens: Seit 1963 hat sich im Theaterstück "Dinner for One " nichts verändert. Beim Silvesterkonzert in der Stadtkirche schon. Seit zwei Jahren werten die Textbeiträge von Pfarrerin Unrath den Kreisstadt-Klassiker erheblich auf.

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