Im Reifen-Roulette verzockt

St. Wendel · Reifen-Roulette bei der Deutschland-Rallye in St. Wendel. Ein Regenschauer am Samstagmorgen erschwerte den Teams die Reifenwahl erheblich. In St. Wendel mussten die Piloten vor den Prüfungen auf der Panzerplatte die Schlappen selbst montieren.

 Auch ein Weltmeister muss manchmal selbst mit anpacken: Sébastien Ogier und ein Mechaniker (l.) beim Reifenwechsel. Foto: B&K

Auch ein Weltmeister muss manchmal selbst mit anpacken: Sébastien Ogier und ein Mechaniker (l.) beim Reifenwechsel. Foto: B&K

Foto: B&K

Der Blick zum Himmel war am Samstagmorgen in St. Wendel die am häufigsten zu beobachtende Kopfbewegung bei der Rallye Deutschland. Dicht hatten sich die Wolken zusammengeschoben und ließen die Fahrer über die richtigen Reifen rätseln. Der Weltmeister und spätere Sieger Sébastien Ogier stoppte als Erster mit dem Volkswagen Polo in der sogenannten Tyre Fitting Zone am Bosenbachstadion. Der 32-Jährige stieg aus dem Boliden und telefonierte sofort mit dem werkseigenen Wetterfrosch in Baumholder. "Regnet es, oder bleibt es trocken?", wollte Ogier wissen.

Bremsprobleme beim Führenden

Aus der Nähe von den Rallyefans beäugt hatten dann Fahrer, Co-Pilot plus ein Mechaniker zehn Minuten Zeit für den Reifenwechsel. Der Neuseeländer Hayden Paddon und sein Co-Pilot John Kennard begutachteten derweil ihren Hyundai i20, an dem nach einem Ausritt der rechte Kotflügel fehlte. Hektik dagegen beim Norweger Andreas Mikkelsen. Er hatte kurz zuvor auf der Wertungsprüfung (WP) Bosenberg I einen Ausrutscher und seinen Vorsprung auf Ogier bis auf mickrige 0,2 Sekunden eingebüßt. Zudem schien etwas mit dem Bremsdruck nicht zu stimmen. Mikkelsen tappte immer wieder mit dem Fuß auf das Bremspedal, während der Mechaniker die Bremsen entlüftete.

Für die anstehende kurze und lange Variante über die Panzerplatte in Baumholder entschieden sich die WM-Fahrer für ganz unterschiedliche Reifen. Mikkelsen entschied sich für zwei weiche und zwei harte Reifen überkreuz. Weltmeister Ogier komplett für weiche. Später ärgerte er sich (trotz Bestzeit auf der Panzerplatte): "Es war nicht optimal. Wir lagen mit unseren weichen Reifen komplett daneben, denn es blieb trocken", ärgerte sich Ogier über Reporter.

Keine Spur von Anspannung ließen Fabio Andolfi und Manuel Fenoli dagegen erkennen. Während der Mechaniker unter Zeitdruck am Peugeot 208 R2 rödelt, verspeisten die beiden Italiener genüsslich ein Sandwich. Marijan Griebel aus Hahnweiler wirkte nervös, als er im tröpfelnden Regen den Wagenheber am Opel Adam R2 ansetzte. Sein Blick ging dabei in Richtung von Beifahrer Stefan Kopczyk, dessen Smartphone bimmelte. "An der Panzerplatte hat es gerade angefangen zu regnen", teilte Kopczyk mit. Nachdem die Schlappen montiert waren, zog sich Griebel noch einen Müsliriegel rein, und los ging die wilde Fahrt. Und das erfolgreich. Das Duo beendete die Deutschland-Rallye auf dem 19. Gesamtrang und siegte in der RC4-Klasse.

Zum Thema:

Am Rande Bester saarländischer Starter bei der Deutschland-Rallye war Sebastian Schwinn. Der Lebacher belegte mit Co-Pilot Felix Griebel (hahnweiler) in einem Mitsubishi Lancer Eco X Platz 36 - direkt hinter dem Führenden der Deutschen Rallye-Meisterschaft, Fabian Kreim (Skoda Fabia). Bester Deutscher war Altmeister Armin Kremer, der in seinem Skoda Fabia starker Zehnter wurde.red

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