St. Wendel Hightech-Schild warnt vor Wildwechsel

St. Wendel · Sie gehören ganz selbstverständlich ins Straßenbild: Schilder in Dreiecksform, in deren Mitte ein springender Hirsch zu sehen ist. Sie sollen vor der Gefahr des Wildwechsels warnen. Aber nehmen Autofahrer diese Hinweise noch wahr?

 Bei der Einweihung des neuen Warnschilds (von links) Stephanie Kiwall, Bernd Butscher, Friedhelm Göddertz, Ministerin Anke Rehlinger, St. Wendels Vize-Polizeichef Ralf Kartes, Thomas Worm und Petra Collet.

Bei der Einweihung des neuen Warnschilds (von links) Stephanie Kiwall, Bernd Butscher, Friedhelm Göddertz, Ministerin Anke Rehlinger, St. Wendels Vize-Polizeichef Ralf Kartes, Thomas Worm und Petra Collet.

Foto: B&K/Bonenberger/

Auf der Landstraße 131, welche die Kreisstadt St. Wendel mit deren Stadtteil Werschweiler verbindet, stehen jetzt zwei neue Schilder. Diese arbeiten mit LED-Technologie. Sobald sich ein Auto nähert, blinkt in rot das bekannte Dreieck mit Hirsch samt dem Schriftzug „Achtung“ auf.

Wie Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) erläutert, soll mit Hilfe der animierten Schilder die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer erhöht werden. Es sind die ersten beiden Schilder dieser Art im Saarland. Dass diese ausgerechnet an der L 131 stehen, kommt nicht von ungefähr. Denn hier zählt die Polizei häufig Wildunfälle. 2018 waren es auf der etwa 4,7 Kilometer langen Strecke zwischen St. Wendel und Werschweiler bislang acht Zusammenstöße mit Wild, bei dem ein von der Polizei geschätzter Schaden von 24 350 Euro entstand. 2017 gab es 27 Unfälle und eine Schadenssumme von 32 900 Euro.

Insgesamt, so bilanziert Rehlinger, sei die Zahl der Unfälle mit Hirsch, Reh oder Wildschwein in den zurückliegenden Jahren gestiegen. 15 000 solcher Zusammenstöße wurden saarlandweit in den vergangenen vier Jahren registriert. Alleine 2017 waren es 4500 Unfälle. Dabei wurden 200 Personen leicht, 35 schwer verletzt. Es ist das erklärte Ziel der Verkehrsministerin, diese Zahlen zu senken.

Aber wie? Rehlinger blickt zunächst zurück. „Der letzte Ansatz war, Einfluss auf das Wild zu nehmen.“ Im Zuge dessen seien blaue Reflektoren an den Straßenrändern bekannter Wildwechsel-Strecken installiert worden. „Das Wild mag das blaue Licht nicht. Das sollte es zum Rückzug veranlassen“, erklärt sie. Doch der Erfolg dieser Aktion beschreibt die Ministerin heute als „bescheiden“. Die Tiere hätten sich nicht wie gewünscht beeinflussen lassen. Hunger oder die Liebe seien wohl doch stärker gewesen als die Abscheu gegenüber blauem Licht. „Somit haben Rehe und Wildschweine wohl gar menschliche Züge“, scherzt die Verkehrsministerin.

Mit den neuen Schildern versuche man nun, die Menschen zu beeinflussen. Etwas mehr als 7000 Euro haben die beiden modernen LED-Monitore an der L 131 gekostet. Für mindestens ein Jahr sollen sie dort stehen. Das Pilotprojekt basiert auf der Annahme, dass Verkehrsteilnehmer besser auf dynamische Warnsignale reagieren als auf gewöhnliche Hinweisschilder. Nach der Testphase, so kündigt Rehlinger an, werde man schauen, ob sich die Zahl der Wildunfälle verringert hat. Spätestens dann sei die Ausgabe von 7000 Euro gerechtfertigt. Denn es entstünden durch Wildunfälle erhebliche Kosten – für die medizinische Versorgung verletzter Insassen oder die Regulierung der Sachschäden. In den Jahren 2014 bis 2017 sei so im Saarland eine Summe von 102 Millionen Euro zusammengekommen. Das sind pro Jahr im Durchschnitt etwa 25 Millionen Euro.

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