Grusel-Party Wenn Zombiebräute Ausgang haben

St. Wendel · Blut verschmierte Kleider waren ein beliebtes Outfit. Es wurde Halloween in the City gefeiert.

 Nicht nur den Kopf verdreht hat diese Zombiebraut dem Herrn im Gemälde, der gleich komplett den Kopf verliert.

Nicht nur den Kopf verdreht hat diese Zombiebraut dem Herrn im Gemälde, der gleich komplett den Kopf verliert.

Foto: B&K/Bonenberger/

Dichter Nebel wabert durch die Gasse rechts neben der Wendelinus-Basilika, gequälte Schreie erfüllen die dünne Luft. Die Sicht reicht kaum aus, um die eigene Hand zu erkennen. Plötzlich zittert ein Skelett vor einer Menschengruppe am Galgen. Zusätzlich versperrt eine Gestalt im blutüberströmtem Kittel mit klaffender Kopfwunde und einem ellenlangen Schwert den Durchgang. Ein paar Meter weiter im Zelt am Hotel La Wendel covert die Band Ballon den Klassiker von Rage against the Machine „Killing in the name“ (deutsch: Töten im Namen von).

Nein, so schlimm ist es doch wieder nicht. Die beiden in „Dia de los Muertos“-Kostümen können den Tag der Toten noch bis Allerseelen weiterfeiern. Das ist typisch für Mexiko. Auch in St. Wendel ist nichts mehr, wie es war. Die sechste Halloweenparty steigt in der Innenstadt, an jeder Ecke sorgen schauerliche Requisiten für Gänsehaut, Hausfassaden bröckeln, und der Herr in dem scheinbar klassischen Gemälde mutiert plötzlich zum Monster, das abscheulich aus dem Schaufenster glotzt und im nächsten Moment den Kopf verliert.

Drei Untote aus dem Mittelalter halten Nachtwächter Roland Geiger von der Arbeit ab, und rundherum gerät alles außer Kontrolle. Ein Horrorclown mit einer widerlichen Fratze bahnt sich mit dem Baseballschläger seinen Weg, Frankensteins Gespielin ist solo auf Beutezug, und eine mit rotem Lebenssaft verschmierte Zombie-Braut will ihren Heißhunger stillen. „Ich habe Lust auf gebratenes Gehirn“, freut sich das seelenlose Wesen auf den Imbiss. Bereits reanimiert aus dem Schockzustand taucht Georg Lauer, der in Mission der Stadt die schrecklich-schaurige Fete verantwortet, zwischen einer Horde spinnwebenbedeckter Geister auf. Zuvor hat er blitzschnell handeln müssen. Denn wegen einer Handverletzung ist Meister Eckharts Kuriositätenkabinett dicht geblieben. Als Ersatz zaubert Lauer den Senior-Magier Ted Mc Coy aus dem Hut, der Meister Eckharts Showteil vor dem Cusanushaus übernimmt.

Hui, im Stechschritt huschen drei Waldameisen dort vorbei. „Die Leute zu erschrecken, ist nicht geplant“, stellt die lautstarke Anführerin der clownesken Miniarmee klar. Comic-Figur Hellboy ist kein klassischer Superheld. Doch wenn sich jemand seiner teuflischen Herzensdame bedrohlich nähert, zückt er schon einmal die Pistole. Zwischendrin vermeldet Lauer: „Wir haben einen guten Betrieb, darunter viele kostümierte Besucher“. Und die haben für die eigentliche Action bei der Party gesorgt.

Die Show „Baila Fuego“ des Lichtkünstlers Christian Dirr mit sprühenden Pyrostäben und magisch leuchtenden Bällen ist wahrlich eindrucksvoll und professionell. Sie war allerdings genauso eine Kopie aus den vergangenen Jahren, wie die „Miss-Flames-Feuershow“ der Israelin Fire Fingers. Ein Engel des Todes berührt das nicht im Geringsten. „Wir haben unendlich viel Zeit“, sagt der Gesandte aus der Gruft, dessen Flügel grün blinken.

 Dass auch ein Riesen-Yeti abtanzen kann, bewies der Walk-Act aus der Steinzeit. Die Neandertalerin ist ganz verliebt.

Dass auch ein Riesen-Yeti abtanzen kann, bewies der Walk-Act aus der Steinzeit. Die Neandertalerin ist ganz verliebt.

Foto: B&K/Bonenberger/
 Diese Engel des Todes mit ihren beleuchteten Flügeln wurden in der düsteren Oberstadt zum Blickfang.

Diese Engel des Todes mit ihren beleuchteten Flügeln wurden in der düsteren Oberstadt zum Blickfang.

Foto: B&K/Bonenberger/

Oh, da hat einer kurz vor Feierabend noch Bock auf Rock. Mit riesigen Schritten tappen der turmhohe Yeti und die wie ein Knirps wirkende Neandertalerin zur Bühne am Wendelinusbrunnen. Die Band The Horse fordert gesanglich dazu auf: „Take me down to the paradise city“ (deutsch: Bitte nimm mich mit hinunter in die Paradiesstadt) – und der Yeti tanzt dazu in der Oberstadt. Gegen Mitternacht endet der Spuk der finsteren Unruhnacht in St. Wendel. < weitere Berichte Seite C 6

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