Gelübde nach alter Tradition erfüllen

Winterbach. Nach alter Tradition pilgern am Fest Christi Himmelfahrt aus dem Dorf selbst, aber auch mittlerweile aus den benachbarten Orten, wieder viele Männer und Frauen nach Eberhard-Klausen. Sie erfüllen in diesem Jahr zum 151. Male ein Gelübde ihrer Vorfahren

 Die Pilger starten zu ihrem langen Fußmarsch. Foto: maw

Die Pilger starten zu ihrem langen Fußmarsch. Foto: maw

Winterbach. Nach alter Tradition pilgern am Fest Christi Himmelfahrt aus dem Dorf selbst, aber auch mittlerweile aus den benachbarten Orten, wieder viele Männer und Frauen nach Eberhard-Klausen. Sie erfüllen in diesem Jahr zum 151. Male ein Gelübde ihrer Vorfahren. 1858 wurde das damals noch bäuerliche Dorf, das überwiegend von Ackerbau und Viehzucht lebte, von der Rinderpest heimgesucht, und die Bauern gerieten nahezu an den Bettelstab. Feierlich gelobten sie, künftig alljährlich an Christi Himmelfahrt in den Wallfahrtsort an der Mosel zu pilgern, wenn das Dorf von weiteren Seuchen verschont bliebe. Und so geschah es. Im Jahre 1859 zog die dankbare Bevölkerung zum ersten Male in großer Zahl nach Klausen, um ihren Dank abzustatten. So ist es bis heute geblieben. Die Erfüllung des Gelübdes wurde bisher nicht unterbrochen, auch nicht im schlimmen Kriegsjahr 1944, als nur ein einziger Winterbacher nach Klausen pilgerte. Wenn sich in den Vormittagsstunden des Feiertages die Wallfahrer zusammenfinden, dann liegt wiederum ein etwa 75 Kilometer langer Fußmarsch vor ihnen. Nach dem pastoralen Segen in der Pfarrkirche machen sich die etwa 70 bis 100 Personen auf den Weg, das Gelübde zu erfüllen. Viele sind schon seit Jahrzehnten alljährlich dabei. Angeführt werden die Pilger von Alois Görgen. Zunächst gemeinsam mit seinem Vorgänger "Sepp" Scheid. Als dieser aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr teilnehmen konnte, übernahm er die Führung. Aus seinen Händen erhielt er den Pilgerstab mit dem Auftrag, das Brauchtum weiter zu pflegen. Schon ein paar Wochen vorher beginnen seine Vorbereitungen zum Pilgermarsch. Übernachtungsmöglichkeiten werden gesucht, Messen müssen vorbestellt werden oder es werden möglicherweise neue Wegstrecken erprobt. Eine besondere Bedeutung kommt der Votivkerze zu, die angefordert wird und in der Wallfahrtskirche aufgestellt wird. Diese Kerze brennt das ganze Jahr über an Sonn- und Feiertagen zu Ehren der Mutter Gottes von Klausen, für die Anliegen der Winterbacher Pfarrei. Die Wegstrecke ist, bis auf kleinere Abweichungen, die gleiche geblieben. Die erste Teilstrecke führt durch den Winterbacher Wald in Richtung Tholey-Theley. Hier stoßen seit ein paar Jahren weitere Pilger aus Alsweiler und Tholey hinzu. Von Tholey geht es weiter in Richtung Primstal, Nonnweiler bis nach Hermeskeil. Am nächsten Tag geht es weiter in Richtung Bescheider Mühle bis Trittenheim, dann durch die Weinberge nach Klausen. Die abendliche Maiandacht wird von Alois Görgen gestaltet. Der 71-jährige gelernte Dreher stammt aus einer religiösen Familie und ist seit seiner Kindheit der Marienverehrung zugetan. Bereits als neunjähriger Junge diente er in seinem Geburtsort Brebach. Durch die Heirat und den Umzug nach Winterbach fand diese Tradition seine Erfüllung. Viel beschäftigt ist er in der Winterbacher Pfarrei, wo er die pastoralen Kräfte unterstützt, sei es als Kommunionhelfer, Lektor oder als Mitglied im Pfarrgemeinderat. maw

HintergrundDie Wallfahrtskirche Klausen kann auf eine über 500-jährige Geschichte zurückblicken. Sie nimmt ihren Anfang in dem Wirken des Marienverehrers Eberhard. Um das Jahr 1440 stellte er am Ort der heutigen Wallfahrtskirche eine Figur der schmerzhaften Muttergottes auf. Neben dem Bildstock errichtete er ein Häuschen, das er im Jahre 1442 fertig stellte. . Das Marienbild stellte er in ein Fenster. Bald darauf fanden sich die ersten Besucher und Pilger ein, die Opfergaben vor dem Marienbild ablegten. Um den Diebstählen der Opfergaben vorzubeugen, baute Eberhard neben dem Marienhäuschen eine Hütte und lebte dort als Einsiedler. In der Folgezeit erhielt der Ort durch Berichte über Gebetserhörungen und Wunder eine größere Bekanntheit. maw

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