Lesung Er sieht sich selbst als Tüftler

St. Wendel · Erwin Gisch stellt seinen neuen Gedichtsband in St. Wendel vor. Lesung am Dienstag.

 Erwin Gisch (rechts) mit Verleger Thomas Störmer beim Feinschliff zu seinem neuen Gedichtband.

Erwin Gisch (rechts) mit Verleger Thomas Störmer beim Feinschliff zu seinem neuen Gedichtband.

Foto: Marion Schmidt

Nicht „vielleicht“ sondern ganz bestimmt stellt Erwin Gisch am kommenden Dienstag, 23. April, im Golfhotel in St. Wendel in einer Premierenlesung seinen neuen Gedichtband „Früher waren meine Haare dichter“ vor. „Jedoch, vielleicht ist man schon längst gar nicht mehr gefragt, weil man stets zu leicht vielleicht sagt“, heißt es in einem seiner 88 Texte des neuen Buches. Aber Gischs Bücher sind gefragt. „Da Erwins erster Gedichtband von 2012 schnell vergriffen war, hatten wir die Idee, einen neuen Band als Sammlung alter und neuer Texte herauszugeben“, so Verleger Thomas Störmer vom Verlag Edition Schaumberg. Mit ihm traf sich der Dichter über mehrere Wochen in Alsweiler in der Zentrale des Verlages. Hier genießt der Verleger den Luxus, Leben und Arbeiten unter einem Dach in Einklang zu bringen.

Das Herz seines Verlages, das ist ein großer Büroraum im Souterrain seines Hauses. Die Wände gesäumt von deckenhohen Regalen mit zahlreichen Büchern und Ordnern. In der Mitte ein großer, langgezogener Schreibtisch mit mehreren Monitoren und PCs. Hier haben Erwin Gisch und der Verleger den Gedichtband in Form gebracht, ehe das Layout dann zum Druck ging.

Gisch hat stets Bleistift und Papier bei sich, um zu jeder Zeit und in jeder Situation seine Gedanken zu fixieren. Die Ideen für seine Wortspielereien kommen im Alltag. Im Gespräch oder bei der Lektüre von Zeitungen fliegen ihm einzelne Worte zu, mit denen zu jonglieren er sich schnell anschickt. So erfährt der „ICE“ den poetischen Duktus eines „Dahingleiten aus Eis“. Zusammengesetzte Wörter werden auseinander interpretiert und mit einem tieferen Sinn bedacht.  Es kommt auch vor, dass  Gisch nachts aufwacht, aufsteht und einen Gedanken zu Papier bringt, um diesen morgens beim Frühstück weiter auszufeilen. Er selbst bezeichnet sich als Tüftler: „Ich bastele viel an den Texten. Auf dem ersten Entwurfsfblatt stehen Wörter und Zeilen oft kreuz und quer. Da gehen die Gedanken auch schon mal mit mir durch, was keiner nachvollziehen könnte.“ In dieser Kreativphase arbeitet er am liebsten analog mit dem guten alten Bleistift und weiß selbst noch nicht, in welche Richtung sich sein Gedicht entwickelt. „Dieses Basteln und Tüfteln macht mir am meisten Spaß. Jedes Wort wird genau unter die Lupe genommen. Ich kürze und arbeite am Rhythmus“, erklärt der Dichter seinen Schaffensprozess, der mit der großen Frage ende, ob auch der Leser die Zeilen verstehen würde.

Verleger Störmer habe ihn gelehrt, immer wieder die Texte zu hinterfragen. Als für den neuen Gedichtband ausreichend Material erdacht war, heftete Gisch die einzelnen Blätter in einen Ordner und begann mit dem Sortieren. Blätter werden vor, zurück, in die Mitte oder doch wieder nach vorne geheftet: „Damit kann ich mich stundenlang beschäftigen. Das ist purer Spaß für mich. Ich versuche die Texte so zu ordnen, dass beim Lesen anhand der Titel schon Querverbindungen gezogen werden können.“ Gemeinsam mit Störmer wechselt er dann von der analogen in die digitale Arbeitswelt. Die digitalisierten Gedichte werden layoutet und nochmals Reihenfolge und Verständlichkeit hinterfragt. „Wie eine graue Eminenz liest Tom dann kritisch über meine Texte und greift von außen ein. Man ist selbst irgendwann betriebsblind“, verrät Gisch mit einem Augenzwinkern.

Dann kommt der letzte Feinschliff am Buch. Für typografische Fragen ist Verleger Thomas Störmer der Fachmann. „Als Lehrer lege ich viel Wert auf korrekte Satzzeichen“, so  Gisch. Wenn alle Texte in einem speziellen Layoutprogramm gesetzt und Gestaltung von Cover sowie Einband festgelegt sind, geht es in die Druckerei.

„Als ich das Buch das erste Mal beinahe noch druckfrisch in der Hand hatte, das war ein gutes Gefühl. Mit dem dunklen festen Einband und der sparsamen Cover-Gestaltung wirkt es sehr elegant und liegt in dem kleinen Format gut in der Hand. Und das ist wichtig. Man muss ein Buch gerne in die Hand nehmen wollen“, erzählt der Dichter nicht ohne Stolz und freut sich jetzt auf seine Premierenlesung am 23. April im Golfhotel.

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