Empfang in der Staatskanzel - Heinrich Schwingel übergibt wertvolle Manuale an das LandesarchivHeinrich Schwingel übergibt wertvolle Manuale an das Landesarchiv

Oberlinxweiler. Am morgigen Dienstag kann der Oberlinxweiler Heimatforscher und Maler Heinrich Schwingel seinen 90. Geburtstag feiern

 Heinrich Schwingel mit einem Teil der wertvollen Dokumente, die er heute ans Landesarchiv übergibt. Foto: SZ/Zimmer

Heinrich Schwingel mit einem Teil der wertvollen Dokumente, die er heute ans Landesarchiv übergibt. Foto: SZ/Zimmer

Oberlinxweiler. Am morgigen Dienstag kann der Oberlinxweiler Heimatforscher und Maler Heinrich Schwingel seinen 90. Geburtstag feiern. Heute übergibt er die wertvollsten Dokumente seiner Sammlung im Rahmen eines Empfangs durch den Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei, Karl Rauber, in der Saarbrücker Staatskanzlei an das Landesarchiv des Saarlandes, damit sie dort in Zukunft für weitere Forschungen zur Verfügung stehen. Bei den Dokumenten handelt es sich um die Rechnungsbücher der Oberlinxweiler Heimmeier aus den Jahren 1751 bis 1870, Steuer- und Güterextrakte aus der selben Zeit, eine Mappe mit Flurkarten aus der Zeit um 1800, und seinen Originalzeichnungen der Grenzsteine von Oberlinxweiler. Heinrich Schwingel kann sich noch gut erinnern, wie er die "Bilanzen der Heimmeier" vor der Vernichtung bewahrt hat: Nach der Rückgliederung des Saargebietes an das Dritte Reich wurde auch hier umgehend mit den Kriegsvorbereitungen begonnen. Dazu gehörte auch, brennbare Materialien, insbesondere Papier, von den Dachböden und Speichern zu entfernen. An einem vorgegebenen Termin musste dieses Papier vor die Tür gestellt werden, wo es dann von der Hitlerjugend mit Handwagen eingesammelt wurde. In der Ortsmitte lag ein besonders großer Berg, auf dem sich auch zwei große alte Bücher befanden, die Heinrich mit dem übrigen Papier auf sein Wägelchen auflud. Zu Hause angekommen, fielen die Bücher sofort seinem Bruder Walter ins Auge. Als Walter sie sah, wusste er sofort: Diese Bücher durften auf keinen Fall vernichtet werden, es waren die Bilanzen der Oberlinxweiler Heimmeier aus den Jahren 1760 bis 1870. Aus dieser Zeit sind in unserer Region nur ganz wenige derartige Manuale erhalten, die einen einzigartigen Einblick in das Leben der "kleinen Leute" gewähren. Außer Heinrich Schwingel hätte niemand mehr die 500 handgeschriebenen Seiten transskribieren, also buchstabengetreu in die heutige Schrift übertragen können. Denn die Heimmeier schrieben meistens so, wie sie auch sprachen, und das in der alten deutschen Kurrentschrift. Dazu kommt, dass nur derjenige die Texte verstehen kann, der auch die alten Oberlinxweiler Flurnamen kennt. Die Bilanzen der Heimmeier waren eine wichtige Quelle für die heimatgeschichtliche Forschungsarbeit von Heinrich Schwingel. Er hat die Bücher während der vergangenen 70 Jahre wie seinen Augapfel gehütet. Einen Tag vor seinem 90. wird er sich von ihnen trennen und sie ans Landesarchiv übergeben. Jürgen Zimmer

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