Rallye Eine Schlittenfahrt auf vier Rädern

St. Wendel · Als wäre die Strecke nicht schon Herausforderung genug. Schnee und Eis machten den Rallye-Piloten beim Auftakt zur deutschen Meisterschaft rund um St. Wendel das Leben zusätzlich schwer.

 Beim Auftakt zur deutschen Rallye-Meisterschaft hatten die Piloten mit Eis und Schnee zu kämpfen. Hier betätigt sich der spätere Sieger Simone Tempestini auf der neunten WP (Windpark II) als Schneepflug.

Beim Auftakt zur deutschen Rallye-Meisterschaft hatten die Piloten mit Eis und Schnee zu kämpfen. Hier betätigt sich der spätere Sieger Simone Tempestini auf der neunten WP (Windpark II) als Schneepflug.

Foto: Dreenbächer/Dörrenbächer

Bei der Rückkehr der „Wintersportler auf vier Rädern“ gab es am Samstagabend in St. Wendel viele glückliche Gesichter. Dauerhafter Schneefall, Eisglätte und Rutschpartien hatten ihnen zuvor extrem schwierige Bedingungen bei der ADAC Saarland-Pfalz-Rallye verschafft. Die Schlittenfahrt zum Auftakt der Deutschen Rallyemeisterschaft (DRM) im nördlichen Saarland gewann am Ende ein gebürtiger Italiener: Simone Tempestini und Co-Pilot Sergiu-Sebastian Itu fuhren im Citroën DS3 R5 einen Start-Ziel-Sieg heraus.

Das unter rumänischer Lizenz fahrende Duo kam mit 19,1 Sekunden Vorsprung vor den letztjährigen Vizemeistern Dominik Dinkel und Christina Kohl (Rossach/Tiefenbach) im Skoda Fabia R5 auf dem Schlossplatz an. „Es war unterwegs schwierig und sehr extrem, aber trotzdem war es für uns eine schöne Rallye“, freute sich Tempestini.

Der 23-Jährige, der die Rallye als Testlauf für die rumänische und italienische Meisterschaft ansah, übernahm ab der ersten Wertungsprüfung die Führung und gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab.

Mit dem Start der Rallye war für den Mitfavoriten um den Meistertitel, Marijan Griebel aus dem nahen Hahnweiler, schon der Motor aus. Das Team bekam die beim Shakedown in Wolfersweiler aufgetretenen technischen Probleme am neuen Peugeot 208 T16 auch während einer Nachtschicht nicht mehr in den Griff. Weil man laut Reglement für jede nicht gefahrene Prüfung eine empfindliche Zeitstrafe kassiert, verzichtete das Team nach dem Dämpfer am Freitag auf einen Neustart am Samstag.

„Natürlich bin ich riesig enttäuscht“, gestand Griebel. Bitter für ihn: Seine großen Ambitionen in Richtung DRM-Titel erhielten ausgerechnet bei der Heimrallye einen herben Dämpfer. „So ist Rallyesport halt“, sagte Griebel kurz und knapp.

Während der Lokalmatador nur zuschauen konnte, raste Meisterschaftskonkurrent Dominik Dinkel (Skoda Fabia R5) hinter Björn Sartorius (Subaru Impreza WRX) und dem rumänischen Team her. Auf der WP 7 rutschte Sartorius im Freisener Windpark von der eisglatten Piste ab. „Wir haben das Auto freischaufeln müssen und dabei vier Minuten verloren“, ärgerte sich Sartorius.

Während er im Schnee buddelte, schlitterten Ron Schumann (Mitsubishi Evo) und Dinkel an ihm vorbei auf die Podiumsplätze. „Wir wollen jetzt die Meisterschaftspunkte sammeln und keine große Attacke mehr starten“, formulierte Dinkel sein Ziel im Servicepark vor den letzten fünf Prüfungen. Kurios: Zu diesem Zeitpunkt tummelten sich Andreas Brocker und Sabrina Woll (Wolfersweiler/Hasborn) im Mitsubishi Lancer auf dem vierten Platz. „Es hat mehr mit Schlittenfahren zu tun, viermal sind wir abgeflogen. Wir haben einfache Winterreifen drauf, weil wir sonst nichts mehr gekriegt haben“, erklärte Brocker.

Nach der neunten WP (Windpark II) kam kurzfristig noch einmal Spannung ins Geschehen. Dinkel hatte Tempestini 24 Sekunden abgeknöpft und lag als Zweiter nur noch 23,7 Sekunden hinter dem Italiener. Danach knabberte er weiter am Vorsprung. Doch Tempestini holte sich die abschließende „Powerstage Haupersweiler – Hoof“ und den Gesamtsieg bei der Saarland-Pfalz-Rallye.

Dahinter freute sich Dinkel über den zweiten Platz und 18 Punkte in der DRM-Wertung. Hinter Schumann und dem Esten Karl-Martin Volver (Opel Adam Cup) belegte Brocker als schnellster Saarländer den fünften Gesamtrang. „Wahnsinn, daran hätte ich nie im Leben geglaubt“, konnte er im Ziel das Topergebnis noch nicht fassen.

 Marijan Griebel konnte nach Motorproblemen im Abschlusstest gar nicht erst starten.

Marijan Griebel konnte nach Motorproblemen im Abschlusstest gar nicht erst starten.

Foto: Dörrenbächer

ADAC-Sportleiter Norbert Heinz aus Losheim war froh, nach Beendigung der Veranstaltung vermelden zu können: „Es gab keine Personenschäden bei einer hochwertigen Winterrallye.“ Zwei Wertungsprüfungen mussten am Freitag wegen der schnee- und eisbedeckten Fahrbahn gestrichen werden. „Wir hätten die Rettungskette nicht mehr einhalten können“, begründete Uli Sticher, Leiter der Streckensicherung, die Absage. Am Samstag wurde die WP 7 nach einem Unfall von Sebastian von Gartzen/Hans-Peter Loth im Citroën DS3 abgebrochen. Von den 83 Teilnehmern erreichten 56 das Ziel auf dem St.  Wendeler Schlossplatz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort