Kräutersträuße Duftende Kräuter zu Ehren Marias

St. Wendel · 15 Frauen und jede Menge Sträuße: Am Tag vor Mariä Himmelfahrt trafen sich Mitglieder des Frauenbunds zum Binden der Kräuter.

 15 Frauen treffen sich Jahr für Jahr am Vortrag von Mariä Himmelfahrt, um in geselliger Runde Sträuße aus Kräutern zu binden.

15 Frauen treffen sich Jahr für Jahr am Vortrag von Mariä Himmelfahrt, um in geselliger Runde Sträuße aus Kräutern zu binden.

Foto: Jennifer Sick

Ein herrlicher Duft umhüllt am Montagnachmittag das Anwesen von Angela Hartmann. Es riecht nach Minze, Salbei, Kamille und vielen anderen Kräutern. Kommt man näher heran, entdeckt man auch schnell den Grund dafür: Inmitten zahlloser Pflanzen sitzen 15 Frauen des Katholischen Deutschen Frauenbundes St. Wendel und binden kleine Kräutersträuße. „Seit 20 Jahren machen wir das jedes Jahr einen Tag vor Mariä Himmelfahrt“, erklärt Hildegard Trapp, Vorsitzende des Frauenbundes.

Die Heil- und Küchenkräuter und auch die Blumen, die die Frauen für ihre Sträußchen benötigen, sammeln sie zum Teil selbst in ihren Gärten. Einige der Pflanzen werden ihnen auch gespendet. „Zum Beispiel von Peter Volz vom Bund Naturschutz Ostertal, der uns jedes Jahr mit Kräutern versorgt“, erzählt Trapp. Aus ihnen machen die Frauen dann rund 200 Sträuße. Ihre Mitte bildet traditionell die Königskerze.

Traditionsgemäß werden die Sträuße an Mariä Himmelfahrt, dem Tag der Kräuterweihe, während des Gottesdienstes in der Wendalinusbasilika gesegnet. „Für die katholische Kirche ist die Kräuterweihe Ausdruck für die Achtung vor der Schöpfung und die Heilkraft der Kräuter Symbol für Gottes Zuwendung an den Menschen“, erklärt Trapp. Der Legende nach fanden die Apostel, als sie das Grab Marias besuchten, dieses leer. Aber der Raum war angefüllt mit Rosen und Lilien und ringsherum blühten Kräuter und erfüllten den Raum mit ihrem Duft. Deshalb ist der 15. August der Auftakt zur wichtigsten Kräutersammelzeit, die bis zum 15. September anhält. Der Strauß selbst sei nicht nur seit jeher eine Art Winterapotheke, sondern auch Schutz vor allerlei Gefahren. „Deshalb hängt man ihn bei sich zu Hause auf“, sagt Trapp. Wo genau, das sei letztlich egal. „Ich hänge ihn immer in den Flur“, verrät die Vorsitzende. „Das sieht nicht nur schön aus, sondern sorgt auch noch für einen tollen Duft im ganzen Haus.“

Wer gerne eines der schönen Sträußchen haben wollte, musste nur an Mariä Himmelfahrt in den Gottesdienst der Wendalinusbasilika kommen. Dort wurden die Blumen und Kräuter kostenlos an die Kirchenbesucher verteilt. Eine freiwillige Spende wurde aber gerne gesehen, denn der Erlös ist für einen guten Zweck. „Von dem Geld kaufen wir Gebetbücher und verschenken sie an die diesjährigen Schulneulinge“, erzählt Trapp. Das mache man seit Jahren schon so. „Wenn wir merken, dass das irgendwann nicht mehr angenommen wird, suchen wir uns einen anderen guten Zweck“, sagt Angela Hartmann.

 Hildegard Trapp (links) und Angela Hartmann präsentieren einen Korb vollgestopft mit einem Teil der fertigen Sträuße.

Hildegard Trapp (links) und Angela Hartmann präsentieren einen Korb vollgestopft mit einem Teil der fertigen Sträuße.

Foto: Jennifer Sick

Aufgeben wollen die Frauen ihr traditionelles Straußbinden nicht. „Dafür macht es uns allen einfach zu viel Spaß.“ Und das merkt man. Die Frauen – von denen die Älteste stolze 89 Jahre alt ist – lachen, unterhalten sich und singen beim Binden sogar Lieder. „Es ist einfach ein schöner Brauch und den möchten wir auf jeden Fall aufrecht erhalten“, sagt Trapp.

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