Start Die Rallye röhrt rasant durch die Stadt

St. Wendel · 3000 Menschen verfolgten die Rallye-Eröffnung in St. Wendel. Danach gings zur ersten Wertungsprüfung in den Wendelinus Park.

 Rallye-Autos parken auf dem Schlossplatz bei der offiziellen Eröffnung der Rallye Deutschland am Donnerstagnachmittag.

Rallye-Autos parken auf dem Schlossplatz bei der offiziellen Eröffnung der Rallye Deutschland am Donnerstagnachmittag.

Foto: Josef Bonenberger

Elektrisierende Atmosphäre in St. Wendels Gassen. Wie durch einen Kanal rollten die High-Tech-Boliden zur offiziellen Eröffnung der Rallye Deutschland auf den Schlossplatz. Geschätzte 3000 Menschen verfolgten ein gut organisiertes PS-Spektakel mitten in der Kreisstadt. Die Rallyegäste machten von den Tischen der Gastronomiebetriebe und Cafés aus ihre Schnappschüsse. Sébastien Ogier und Thierry Neuville parkten rückwärts links und rechts vor der Bühne, der mittlere Logenplatz war für den Vorjahressieger Ott Täank aus Estland vorbehalten. Sofort verschwanden alle Piloten im VIP-Bereich. Der WM-Führende Neuville saß an einem weiß-gedeckten Tisch und nippte an einer Dose Brause, die angeblich Flügel verleihen soll. Ihm auch?. „Im Moment verspüre ich keinen Druck, wir sind in einer guten Position. Ich muss bis zum Saisonende durchfahren und das Maximale an Punkten einfahren“, erklärte der 30-jährige Belgier. Während Neuville zwischendrin ein lockeres Schwätzchen hielt, konzentrierte sich Co-Pilot Nicolas Gilsoul ausschließlich auf seinen Job. Mit stoischer Ruhe blickte er auf einen Laptop und trug Zahlen und Hieroglyphen, die nur er selbst entziffern kann, auf ein DIN-A-4-Blatt für seinen Aufschrieb. Ärgster Konkurrent für Neuville um den Titel ist der Franzose Ogier. Der 35-Jährige und fünffache Weltmeister besprach sich in großer Runde mit dem Ford-Team. Später führte er ein Gespräch mit zwei Mitarbeitern des Reifenherstellers Michelin. Vielleicht vorsorglich, denn für den heutigen Freitag ist Regen vorausgesagt. „Die Weltmeisterschaft ist noch offen“, so Ogiers Einschätzung. Dreimal stand er bei dieser Rallye ganz oben. Wenn seine deutsche Ehefrau Andrea und Söhnchen Tim am Sonntag in St. Wendel eintreffen, will er erneut oben auf dem Treppchen stehen und die Marseillaise hören.

Im vergangenen Jahr raste der smarte Norweger Andreas Mikkelsen hinter dem Lenker eines Citroëns auf Rang zwei ins Ziel am Bostalsee. „Ich will wieder vorne sein“, so der Plan des Neu-Hyundai-Piloten. Angriffslustig gab sich der 2017-Sieger Tänak. „Ich bin bereit für die Rallye, ich will wieder um den Sieg kämpfen“, blickte der 30-Jährige, der beim Shakedown die schnellste Zeit fuhr, voraus. Mit 107 Punkten liegt er nach acht Rennläufen momentan auf Platz drei der WM-Gesamtwertung. Auch Marijan Griebel aus Hahnweiler bei Freisen mit seinem Citroën DS3 hat bei seiner siebten Deutschland-Teilnahme viel vor. „Ich bin vorsichtig optimistisch und möchte mein Auto heil ins Ziel bringen“, sagte Griebel. Der 29-Jährige ist erstmals mit einem World Rally Car (WRC), einem Auto der Topkategorie, unterwegs. „Ich will in die Top Ten und trotz des Stresses versuchen, die Rallye zu genießen“, meinte Griebel.

 Marijan Griebel auf der Piste der neuen Wertungsprüfung im Wendelinuspark St. Wendel. Der Rallye-Pilot haderte mit seinen Reifen.

Marijan Griebel auf der Piste der neuen Wertungsprüfung im Wendelinuspark St. Wendel. Der Rallye-Pilot haderte mit seinen Reifen.

Foto: Josef Bonenberger

Kurz danach ging es für den Tross in den Wendelinuspark zur ersten Wertungsprüfung (WP). Fabian Kreim, deutscher Meister 2016 und 2017, meinte nach der Zieleinfahrt: „Eine schöne Wertungsprüfung, sehr schön für die Zuschauer“. Griebel benötige für die beiden Runden (2,04 Kilometer gesamt) eine Zeit von 2:16, 5 Minuten und gestand, dass seine Reifenwahl falsch war. Die WP gewann Tänak zwar, begeistert war er von der Premieren-Strecke nicht. Die Piste sei zu eng. Daher sein klares Urteil: „Schrecklich.“ Souvenirs blieben auf der Strecke zurück. So etwa ein Seitenspiegel von Weltmeister Ogier, der sagte: „Die wirkliche Rallye beginnt heute.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort