Bundestagswahl Die kurzen Nächte der Abgeordneten

St. Wendel/Heusweiler · Nach der Wahl gibt es Überhang- und Ausgleichsmandate zu verteilen. Einige Kandidaten mussten lange auf Gewissheit warten.

 Sie freuen sich über das Wahlergebnis ihrer Partei (v.li.): Die Christdemokraten Stefan Kolling, Ruth Meyer, Nadine Schön und Alexander Zeyer.

Sie freuen sich über das Wahlergebnis ihrer Partei (v.li.): Die Christdemokraten Stefan Kolling, Ruth Meyer, Nadine Schön und Alexander Zeyer.

Foto: B&K/Bonenberger/

Wahlnächte sind kurze Nächte. Das galt auch für die drei künftigen Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis 298. Nach der Bundestagswahl am Sonntag hieß es in der Nacht entweder feiern oder bangen. Den wenigsten Schlaf bekam wohl der SPD-Kandidat Christian Petry ab. Erst kurz vor 4 Uhr erreichte ihn die Nachricht des Bundeswahlleiters: Über die Landesliste – Platz drei – hat er es in den Bundestag geschafft. Dazu Petry: „Unser Wahlsystem ist schon sehr speziell, Überhang- und Ausgleichsmandate machen es möglich, dass die Spannung sogar bis 4 Uhr nachts erhalten bleibt.“ Leid tat ihm dabei die Wirtin in der Karlsberg-Klause in Welschbach: „Sie wäre wohl gerne ins Bett gegangen.“ Aber er und seine Freunde und Parteikollegen harrten aus, bis die gute Nachricht kam.

Gegen 6.45 Uhr fiel er dann ins Bett. Und verspürte, wie er sagt, „große Freude, dass ich weitermachen kann“. Schließlich habe er noch einiges vor. Sein Hauptthema: Europa. Gerade im Hinblick auf die „Leute, die kein Interesse an Demokratie haben“ und nun Teil des Bundestags seien, gelte es für ihn und seine Partei, ein „adäquates Angebot zu finden“. Das Wahlergebnis sei für ihn schon erschreckend.

Auch Oliver Luksic von der FDP hatte eine kurze Nacht – er schaffte es als einziger Köllertaler in den Bundestag (Bericht: Seite C 1).

Nadine Schön, die das Direktmandat im Wahlkreis 298 für die CDU geholt hat, musste nicht so lange ausharren. Für sie stand schon am Sonntagabend fest: Sie tritt ihre dritte Amtszeit im Bundestag an. „Wir haben ganz gut gefeiert“, sagte sie am Montagmittag. Gegen 2 Uhr sei sie ins Bett gefallen. Und obwohl sie sich am Montag einen freien Tag gönnte, war mit Ausschlafen nichts drin. Ihre Kinder kannten kein Erbarmen: „Um 6.30 Uhr war die Nacht zu Ende.“ Der Montag gehörte ganz den Kindern; heute geht es für einen Tag nach Berlin zur Fraktionssitzung.

Das schlechte Abschneiden auf Bundesebene sei „für uns etwas leichter zu ertragen, weil Nadine Schön mit einem überragenden Ergebnis das Direktmandat gewonnen hat“, resümiert CDU-Kreischef Andreas Veit. Er selbst habe auf Bundesebene nicht mit einem dermaßen großen Stimmenverlust gerechnet. Seine Prognose lag bei 37 Prozent für die CDU. Mit dem Ergebnis im Landkreis St. Wendel ist er hingegen zufrieden. Zumal die Gemeinden im St. Wendeler Land landesweit die höchsten Stimmenzahlen für die CDU verbucht hätten. Und Marpingen sei landesweit die Gemeinde mit den geringsten Verlusten für die CDU, gefolgt von seiner Heimatgemeinde Nohfelden.

Bundestagswahl: Die kurzen Nächte der Abgeordneten
Foto: SZ/Müller, Astrid
Bundestagswahl: Die kurzen Nächte der Abgeordneten
Foto: SZ/Baltes, Bernhard

Für Magnus Jung, den Kreisvorsitzenden der SPD in St. Wendel, ist das Wahlergebnis „für CDU und SPD ein historisch schlechtes“. Es gebe einen tiefen Graben zwischen einem Teil der Bürger und der Politik. Das gefährde die Demokratie. Jung weiter: „Der Aufstieg der Neofaschisten von der AfD lässt die Alarmglocken schrillen. Wir müssen daraus lernen, die soziale Spaltung in unserem Land überwinden und mehr Gerechtigkeit durchsetzen.“ Im Landkreis St. Wendel konnte die SPD ihr Ergebnis im Vergleich zu 2013 fast halten und liegt deutlich über dem Bundesergebnis.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort