Mundart Aus Liebe zum Dialekt der Heimat

Homburg/St. Wendel · Im Kunstzentrum Bosener Mühle haben sich beim 26. Mundartsymposium Liebhaber regionaler Sprache getroffen und ausgetauscht.

 Die Teilnehmer des 26. Mundartsymposiums im St. Wendeler Landratsamt waren bester Laune.

Die Teilnehmer des 26. Mundartsymposiums im St. Wendeler Landratsamt waren bester Laune.

Foto: Frank Faber

Ungefilterte und köstliche Dialoge: Ein aus „Märbingen“ stammender Verwaltungschef hatte am Freitag vier Plattschwätzer aus verschiedenen Sprachregionen zu Besuch. Der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald  empfing im historischen Rathaussaal die Teilnehmer des 26. Mundartsymposiums, das im Kunstzentrum Bosener Mühle stattfand. „Wir gehen jetzt schon auf dem Zahnfleisch“, stöhnte der saarpfälzische Liedermacher Johannes Lapré nach dem ausgiebigen Mittagessen in der Kreisstadt. Statt eines Nickerchens auf der Couch ging es zum Landrat, dessen Behörde das viertägige Treffen der Muttersprachler mitorganisierte. „Mundart ist die Sprache der Heimat und des Herzens“, so meinte Gastgeber Recktenwald mit dem Zungenschlag seines Heimatortes Marpingen. Denn jeder soll so sprechen, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Und wie. Aus der Südbrasilianerin Solange Hamester Johann sprudelten die Anekdoten nur so raus. Für den Erhalt dieser deutschen Sprache setzt sie sich im Bundesstaat Rio Grande do Sul ein. Aus Saarlouis, Hermeskeil und Freisen seien einst ihre Vorfahren dorthin ausgewandert. „Sie hat Worte drauf, die ich früher als Kind noch kannte, und das hat mich völlig überrascht“, berichtete der in Bexbach wohnende Ex-Hardrockmusiker Lapré.

Das viertägige Symposium in Bosen, bei dem das Quartett zusammen arbeitete, die Freizeit miteinander verbrachte und die Gegend bereiste, bezeichnete er als Experiment für alle. „Jeder hat seinen Stil, seine Lieblingsart“, ergänzte der Elsässer Jean Pierre Schlagg. Durch eine Filmrolle war er schon einmal in einem Schimanski-Tatort mit der Kollegin Iris Berben im Bett gelandet. Nun hat er ein besonderes Anliegen. „Für uns ist es nicht einfach, die Mundartsprache gegen französischen Zentralismus zu erhalten. Wenn es dafür bei uns mehr Austausch geben würde, wäre das gut.“ Dies will er weiter vorantreiben, so der Elsässer, der schon mal sechs Jahre als Kulturberater für den Straßburger Bürgermeister fungiert hat. Regelmäßig tourt er mit seiner Elsass-Countryband „Schlagg un the six packs“ durch die Heimatregion. In naher Zukunft soll es dann nach Südbrasilien gehen. Symposiums-Bekanntschaft Solange Hamester Johann wird die Auftritte organisieren und vorbereiten.

Bio-Bauer und Sänger Elvis Stengel kritisierte, dass im lothringischen Departement Mosel viele Kinder französisch zu Hause sprechen müssten. Sein Platt heißt „Ditsch“, und noch in diesem Monat wird er das dritte Album mit Mundartliedern veröffentlichen. „Ich habe einige neue Ideen sammeln können“, freute sich Stengel. Jeder der vier Muttersprachler sei noch damit beschäftigt, teilte Schlagg mit, bestimmte miteinander erlebte Dinge zu notieren, die dann in Lieder gepackt werden sollen.

„Kostprobe gefällig?“, fragte Lapré und schnallte sich die Gitarre um. Der Song „Hinner de Sonn“ ist die erste gemeinsame, während der Symposiumstage kreierte Produktion. Bei der Abschlussveranstaltung in der Bosener Mühle haben die vier Teilnehmer dann gemeinsam musiziert, führten Mini-Sketche auf und schilderten in kleinen Geschichten, was sie so alles im St. Wendeler Land erlebt haben.

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