Online-Erpressung „Sie sind sehr pervers“ – Erpresst von Ute, anonymer Hacker

St. Wendel · 2000 Euro fordert ein Erpresser per E-Mail von der Sankt Wendeler Zeitung – sonst gehe ein peinliches Video online.

 Die Erpresser-Mail.

Die Erpresser-Mail.

Foto: tog

Es sei die „letzte Warnung“. Wir könnten die Polizei einschalten. „Aber niemand wird Ihnen helfen“, droht Ute und gibt uns 72 Stunden Zeit, ihre Geldforderung zu erfüllen, ehe sie ein Video „mit Ihrer Masturbation an alle Ihre Freunde“ schickt. So beginnt eine Nachricht, die gestern im E-Mail-Ordner der St. Wendeler SZ-Redaktion landete.

Normalerweise berichten wir lediglich über solche Online-Erpressungsversuche, doch dieses Mal hat es uns selbst erwischt – und sehr erheitert. Denn selbstverständlich ist an der Geschichte nichts dran. Schließlich kann ein E-Mail-Sammelordner schlecht online gehen und „eine pornografische Website mit Teenagern“ besuchen. Denn das unterstellt der Absender der mit „Ute, Anonymer Hacker“ signierten Mail.

Beim Besuch der verbotenen Seiten hätten wir eine Software heruntergeladen und installiert, die Ute entwickelt haben will. „Mein Programm hat Ihre Kamera eingeschaltet und den Prozess Ihrer Masturbation aufgezeichnet. Meine Software hat auch alle Ihre E-Mail-Kontaktlisten und eine Liste Ihrer Freunde auf Facebook heruntergeladen“, heißt es weiter.

Dabei haben wir doch gar keine Kameras an unseren Computern. Dennoch will uns Ute glaubhaft machen, schlimme intime Details gefilmt zu haben. „Ich habe sowohl die qfs6hrip.mp4 mit Ihrer Masturbation als auch eine Datei mit all Ihren Kontakten auf meiner Festplatte“, schreibt sie und fällt ein böses Urteil: „Sie sind sehr pervers!“

Doch Ute bietet einen Deal an: „Wenn Sie wollen, dass ich beide Dateien lösche und das Geheimnis behalte, müssen Sie mir Bitcoin-Zahlungen schicken. Ich gebe Ihnen 72 Stunden Zeit.“ Dann folgt der nette Hinweis, dass wir, wenn wir nicht wüssten, wie man Bitcoins sendet, das doch per Suchmaschine in Erfahrung bringen könnten. Wenn wir das recherchiert hätten, sollten wir Ute „sofort 2000 Euro“ senden – in der Online-Währung Bitcoin. „Wenn Sie die Zahlung nicht abschicken, schicke ich Ihr Masturbationsvideo an alle Ihre Freunde aus Ihrer Kontaktliste, die ich gehackt habe.“

Die E-Mail endet mit einem vermeintlich guten Rat: „Betrügen Sie mich nicht! Vergessen Sie nicht die Scham. Und wenn Sie diese Botschaft ignorieren, wird Ihr Leben ruiniert.“

„Natürlich wird Ihr Leben nicht ruiniert, wenn Sie nicht bezahlen“, beruhigt Lothar Hinsberger, der bei der Polizei in St. Wendel für Internet-Kriminalität zuständig ist. Und er rät dringend: „Auf keinen Fall bezahlen! Und auch keine Anhänge öffnen oder auf Links klicken!“

Derzeit würde die gesamte Republik mit solchen Mails überzogen, auch im Kreis St. Wendel landeten viele derartige Schreiben in den Postfächern. „Ermitteln können wir die Absender leider in den seltensten Fällen. Aber gemeinhin wird eine Bitcoin-Adresse angegeben, an die das Geld überwiesen werden soll“, berichtet Meisberger. Diese würden registriert und zentral bearbeitet. „Und manchmal ergibt sich dann doch ein Ermitlungsansatz.“ Dabei arbeite die St. Wendeler Polizei auch mit dem Bundeskriminalamt zusammen.

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