Frühe Hilfen Paten ersetzen die Großeltern im Alltag

St. Wendel · Die Frühen Hilfen vermitteln Betreuer für Eltern, denen alles über den Kopf zu wachsen scheint. Die Paten helfen in jeder Lebenslage.

 Mal beim Einkaufen helfen, zuhören oder auf die Kinder aufpassen: Die Aufgaben der Paten sind vielfältig.

Mal beim Einkaufen helfen, zuhören oder auf die Kinder aufpassen: Die Aufgaben der Paten sind vielfältig.

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Alleinerziehend. Das Kind ist krank. Oder macht gerade eine zickige Phase durch. Man fühlt sich hilflos. Und hat keine Großeltern in der Nähe, die man um Rat fragen kann. Die vielleicht sogar noch sehr junge Mutter hat das Gefühl, es wächst ihr alles über den Kopf. Was tun? Hilfe bietet das Projekt Ufer (Unterstützung für Eltern mit Babys, Kleinkindern und Vorschulkindern), ein Teil der Frühen Hilfen im Landkreis St. Wendel. Konkret vermittelt es Paten, die sich um die Kinder im Alter bis sechs Jahre und deren Familien kümmern.  „Damit ein Problem möglichst erst gar nicht entsteht, soll es vorher abgefangen werden“, erklärt Ufer-Koordinatorin Karola Matschke. Die Gründe, warum sich Eltern ans Jugendamt wenden, seien vielfältig. Das können Alleinerziehende sein. Oder junge Mütter. Oder Eltern von kranken Kindern oder gar chronisch kranke Mütter oder Väter. Auch Armut oder Migration seien Gründe.  Verbunden seien diese Gründe meist mit einer weiteren Tatsache: Die Betroffenen seien allein. Oder die Familie sei Teil des Problems. Matschke spricht von einer jungen Mutter, die noch studiert: „Ihr tut es gut, wenn sie mit  jemandem reden kann, der nicht zur Familie gehört.“

Und da können die Ehrenamtlichen helfen. Neun sind derzeit für den Landkreis St. Wendel im Einsatz, elf stehen zur Verfügung, darunter sind auch zwei Männer. Meist gehen sie einmal pro Woche für zwei bis vier Stunden in die Familie.  Sie betreuen die Kinder, damit die Mutter mal zum Arzt gehen oder Besorgungen machen kann. Sie gehen mit den Müttern einkaufen, kümmern sich um die Organisation des Alltags.  Ziel sei es, dass die Familien später alleine oder mit anderen Hilfen klarkommen. Diese anderen Hilfen, das können Schuldnerberatung, Psychologen oder Frühförderung sein. Wichtig sei, dass Paten und Familie zueinander passen. Die Chemie muss stimmen. „Es ist eine Art Familien-Zuwachs“, sagt Matschke. Das bestätigt Ursula Leist aus Alsweiler. Sie ist bereits seit zehn Jahren Patin und hat auch zu ihren vorherigen Familien weiterhin Kontakt. Derzeit betreut sie eine junge Alleinerziehende mit zwei kleinen Kindern. Zwar sei es, wie sie sagt, eine „aufwändige Patenschaft“, aber die Familie sei ihr ans Herz gewachsen. Für die junge Mutter sei die 68-Jährige wie eine zweite Mama.  Mit allen Problemen komme sie zu ihr, und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. „Es ist ein Verhältnis wie in einer Familie“, sagt Leist. Und da rede sie auch schon mal Klartext. Klar, habe man sich zunächst erst einmal beschnuppert und kennengelernt. Dazu Leist: „Aber alles ging so schnell, sie nahmen mich so dankbar auf.“

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