Einsatz-Bilanz So hat Kastel das Unwetter erlebt

Kastel · Nonnweiler Bürgermeister und Wehrführer der Gemeinde ziehen Einsatzbilanz. Kastels Ortsvorsteher überlegt an Schutzmaßnahmen.

 Auch vorm Feuerwehrgerätehaus an der Straßenecke Dr.-Spang Straße/ In der Meß stand das Wasser.

Auch vorm Feuerwehrgerätehaus an der Straßenecke Dr.-Spang Straße/ In der Meß stand das Wasser.

Foto: Frank Feid

Es sind Szenen wie in einem Katastrophenfilm: Wasser strömt durch die Straßen. Geröll liegt in den Vorgärten. Häuser sind überflutet, hunderte Bäume entwurzelt. Die Kanäle können den Regenmassen nicht mehr standhalten. „Dass ein Unwetter innerhalb von so kurzer Zeit so einen großen Schaden angerichtet hat, das habe ich bisher noch nicht erlebt“, sagt Frank Feid. Der Wehrführer der Gemeinde Nonnweiler ist am Montag im Dauereinsatz. Der erste Alarm sei um 13.24 Uhr aus Kastel eingegangen. „Ich war zu der Zeit in Primstal und bin sofort losgefahren“, erinnert er sich, „als ich am Einsatzort angekommen bin, war dort schon Land unter.“ Feid fordert alle Löschbezirke der Gemeinde an. Rund 100 Einsatzkräfte rücken aus. Später kommen noch Mitglieder des Technischen Hilfswerkes (THW) und des Bauhofes dazu. „Wir haben im Kasteler Gerätehaus eine Leitstelle aufgebaut und von dort aus alle Einsätze koordiniert“, sagt Feid. Insgesamt gehen an dem Nachmittag 65 Hilferufe ein, davon 45 aus Kastel. Aber auch Braunshausen, Nonnweiler und Primstal sind betroffen. „Wir haben die Einsätze größtenteils der Reihe nach abgearbeitet“, erläutert der Wehrführer weiter. Er und seine Kameraden füllen und verteilen mehr als 1000 Sandsäcke. Sie pumpen Keller leer und räumen Straßen frei.

Mittendrin in dem Treiben ist auch Nonnweilers Bürgermeister Franz Josef Barth (parteilos). Er fährt durch die Gemeinde, möchte sich einen Überblick verschaffen. Sein Fazit: Die Straße Im Hahnecken in Kastel habe es besonders hart getroffen. Dort sei das Wasser den Berg hinuntergelaufen und in etliche Häuser eingedrungen. „In einem Keller stand das Wasser bis zur Decke“, erzählt Barth. Große Verwüstung habe das Unwetter aber auch in den Straßen In der Meß, Im Gries und in der Dr.-Spang-Straße hinterlassen.

Die Hilfskräfte rackern bis in den späten Abend. „Um 22.30 Uhr hatten wir alles abgearbeitet“, sagt Gemeindewehrführer Feid. Doch viel Zeit zum Ausruhen haben die Helfer nicht. Am Dienstagmorgen geht es für die Feuerwehr schon wieder weiter. Sie unterstützt den Bauhof beim Aufräumen. Radlader und Kehrmaschinen rücken an, um das Geröll und den Schlamm zu beseitigen. Die Gemeinde stellt einen Sperrmüll-Container auf und richtet ein Notruftelefon für die Betroffenen ein. „Alles hat top funktioniert“, lobt Barth und fügt hinzu: „Die Feuerwehr hat einen super Job gemacht. Das war irre. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass an einem normalen Werktag so viele Einsatzkräfte zur Verfügung stehen.“

Dem schließt sich auch Kastels Ortsvorsteher Magnus Jung (SPD) an. „Feuerwehren, THW und Bauhof haben da professionelle Arbeit geleistet“, ist er überzeugt. Doch Jung freut sich auch über die Reaktionen der Bewohner. Alle hätten sich umgehend daran gemacht, die Schäden zu beseitigen. „Manche haben zuerst bei sich aufgeräumt und sind dann rüber zum Nachbarn, um zu helfen“, erzählt er. Doch wie geht es nun weiter?

 Die Einsatzkräfte bei der Lagebesprechung in Nonnweiler.

Die Einsatzkräfte bei der Lagebesprechung in Nonnweiler.

Foto: Dirk Schäfer
 Blick auf die Straße Im Hahnecken gegen 13.45 Uhr. Der Gulli wird hochgedrückt, Wasser stürzt die Straße hinuter.

Blick auf die Straße Im Hahnecken gegen 13.45 Uhr. Der Gulli wird hochgedrückt, Wasser stürzt die Straße hinuter.

Foto: Frank Feid

Wenn sich das Klima und das Wetter ändern, müssen wir uns daran anpassen“, kündigt der Ortsvorsteher an. Er verspricht, dass sich in Kastel einiges tun wird: „Wir müssen gucken, wo es Gefahrenpunkte gibt und werden diese dann beseitigen.“ Das Thema werde bereits in der nächsten Ortsratssitzung auf der Tagesordnung stehen. Wie hoch die Schäden sind, sei momentan noch nicht abzuschätzen. Jung geht jedoch von mehreren 100 000 Euro aus. Inwiefern die Betroffenen finanzielle Unterstützung erhalten, will Barth am heutigen Freitag klären. Um 13.30 Uhr trifft er sich mit dem Landrat und den anderen Bürgermeistern des Landkreises. Denn auch in Namborn, St. Wendel und Tholey hat das Unwetter große Schäden angerichtet (wir berichteten). „Wir wollen unsere Vorgehensweise untereinander abstimmen“, sagt Barth. Ein Happy End des Katastrophenfilms wagt er nicht in Aussicht zu stellen. Aber er hofft, dass es für die Betroffenen zumindest „eine Minderung des Schadens“ geben wird.

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