Rockbands heizen in Primstal ein

Primstal · Geballte Energie, brachiale Sounds und aufrüttelnde Gesänge: Neun Bands haben sich beim Primsrock-Festival gewaltig ins Zeug gelegt – auch für Flüchtlingsarbeit. 700 Besucher feierten die Party auf dem Primstaler Kirmesplatz mit.

 Jasper Older von A Traitor Like Judas feiert mit den Fans. Fotos: Frank Faber

Jasper Older von A Traitor Like Judas feiert mit den Fans. Fotos: Frank Faber

 Mit Ska-Punk rockte Rantanplan aus Hamburg die Bühne.

Mit Ska-Punk rockte Rantanplan aus Hamburg die Bühne.

 Aus den Niederlanden nach Primstal: die Band All For Nothing.

Aus den Niederlanden nach Primstal: die Band All For Nothing.

"Refugees welcome, Flüchtlinge willkommen": Diese Botschaft und Aufforderung zog sich wie ein roter Faden durch die Auftritte der Bands beim Primsrock-Open-Air-Festival. "Wir leben in einer ungerechten Welt", sagte Cindy van der Heijden, die Sängerin der niederländischen Hardcore band All for Nothing. Ihre weibliche Röhre durchdrang dominant das knüppelharte Soundgewand mit gesellschaftskritischen Texten.

Gegen Abend füllten sich so langsam die ersten Reihen vor der Bühne. "Kommt nach vorne, wir begraben heute den Festivalsommer", forderte KMPFSPRT-Sänger und -Gitarrist Richard Meyer angesichts der kühlen Witterung auf. Und die Kölner Deutschpunker ließen sich dazu nicht lumpen. Ihre heftigen Songs haben einen hohen Wiederkennungswert, ihre Einstellung zu wichtigen szenerelevanten und politischen Themen ist bekannt. "Refugees welcome, Nazis raus", bezogen die vier Musiker aus Köln Position. Obendrauf legten sie dafür das Lied "Musikdienstverweigerer", in dessen Chorus die Band bestimmte: "Ich will nicht, dass du singst, die Melodie ist nicht für dich", und sich gegen die rechte Gesinnung stemmte.

Apropos Refugee welcome: Ins Primsrock-Organisationsteam sind zwei aus Syrien stammende Mitbürger aufgenommen worden. Salah und Yusef waren im Cateringzelt im Einsatz und kümmerten sich mit um die Bewirtung der Musiker, Techniker und Gäste. Hören die jungen Leute in Syrien auch Punkrock? "Nein", antwortete Yusef. Die Rockmusik, die er aus seinem Heimatland kenne, sei eher in die klassische Form einzuordnen. "Die Musik hier beim Primsrock ist schon etwas hart für mich", erzählte Yusef. Kein Wunder, er hatte sich die knüppelharte Show der Braunschweiger Metalcorer A Traitor Like Judas angesehen.

Den Abriss schlechthin vollzog die niederländische Formation John Coffey. Der typische Mariachi-Klang kündigte sie an. Es folgte eine sympathische Mischung aus krachendem Krawallrock, Rüpelpunk und Hardcore-Einflüssen, die schon einen guten Tick in Richtung der US-Band The Bronx gingen. Mit "Dirt and Stone", "Relief" und "Broken neck" hämmerte die Band John Coffey zum Warmwerden ihre bekanntesten Nummern weg, ihr Pulver war damit lange noch nicht verschossen. "Es hat richtig Spaß gemacht, hier zu spielen. Gegenüber den großen Festivals ist man ganz nah an den Menschen dran", meinte John-Coffey-Sänger David Achter de Molen, der zwischendrin über das Sperrgitter hüpfte und einen Ausflug mitten ins Publikum unternahm.

Darauf erfüllten die Hamburger Ska-Punker von Rantanplan locker ihren Partyauftrag. "Es ist so geil. Wir lassen den Moment einfrieren", sagte Sänger und Gitarrist Torben Meissner zur tanzenden Menge. Als Zugabe trabte das bekannte "Unbekannte Pferd" herein. Die Crossover-Band Dog Eat Dog aus New Jersey, deren Crew über eine Stunde beim Bühnenumbau planlos rumfuhrwerkte, machte mit einer Old-School-Party den Deckel drauf.

"Nach nun wieder drei Primsrock-Auflagen in Folge sind wir angekommen, haben uns nach der Rückkehr etabliert und eine Weiterentwicklung ist erkennbar", resümierte Roland Rudloff, der Vorsitzende des veranstaltenden Jugendhilfeträgers "Was geht?!". In diesem Jahr habe man etwas mehr Geld als in den Vorjahren für die Bands in die Hand genommen. "Mit den 700 Besuchern können wir bei den herbstlichen Temperaturen zufrieden sein", so Rudloff.

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