Ende Erster Weltkrieg „Wir wollen nicht wieder Schlagbäume“

Otzenhausen · Deutliche Worte von Ministerpräsident Tobias Hans beim musikalischen Gedenktag anlässlich des Weltkrieg-Endes.

 Ministerpräsident Tobias Hans sprach 100 Jahre nach Beendigung des Ersten Weltkriegs in der Europäischen Akademie.

Ministerpräsident Tobias Hans sprach 100 Jahre nach Beendigung des Ersten Weltkriegs in der Europäischen Akademie.

Foto: Frank Faber

Mit dem deutsch-französischen Freundschaftskonzert des Orchestre Symphonique Saar Lorraine ist am Sonntag an das Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren in der Otzenhausener Europäischen Akademie erinnert worden. Mehr als 15 Millionen Menschen haben durch den Krieg zwischen 1914 und 1918 ihr Leben verloren. Doch was assoziiert ein junger Politiker im Alter von 40 Jahren am Gedenktag zum Thema. „Es war der Vorgeschmack auf etwas Schlimmeres. Es gab in diesen Zeiten einen negativen Blick auf den Nachbarn“, sagt Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) und spricht damit indirekt die Konflikte zwischen Deutschland und seinen Nachbarländern an.

Nun, ein Jahrhundert später, sich einfach zurücklehnen zu können, daran glaube er nicht. „Den Frieden muss man sich täglich erarbeiten“, ist Hans überzeugt. Die Einigung in Europa vergleicht er mit einem Schatz, der verteidigt werden muss. „Doch es war nicht nur gut“, sagt der Ministerpräsident. Den Balkankrieg habe er während seiner Jugendzeit miterlebt, später seien die Krim-Krise und der Syrienkrieg dazugekommen. In Europa erkenne er nun wieder Egoismen, die ihn an den negativen Blick auf den Nachbarn erinnern. „Auch in Deutschland gibt es solche Tendenzen“, sagt Hans. Und in der Grenzregion müssen wir dagegen mit einem Aufschrei begehren. „Wir wollen nicht, dass noch einmal Schlagbäume aufgestellt werden. Die Saarländer bekennen sich öffentlich zur Großregion“, weiß er.

Frieden sei auch der Zusammenhalt von jungen Menschen, die im Alltag zusammenkommen, miteinander eine Sportart ausüben oder musizieren. Wie am Sonntag in der Europäischen Akademie, einem symbolischen Ort der deutsch-französischen Versöhnung. „Musik ist eine universelle Sprache, wir haben für das Konzert deutsche, französische und russische Werke ausgewählt“, teilt Götz Hartmann, Dirigent des Orchestre Symphonique Saar Lorraine, mit. Im Nachgang zu den Ausführungen des Ministerpräsidenten, so der  musikalische Leiter, passe die „L’Arlésienne-Suite No. 1“ von Georges Bizet optimal. Das 50 Musiker starke Ensemble spielt daraus den dritten zart-gefühlvollen Satz (Adagietto), der nur 34 Takte umfasst und ausschließlich von der gedämpften Streicherabteilung vorgetragen wird. „Seit dem Sommer haben wir das Programm eingeübt und gespielt. Es ist eine Botschaft, die wir mit Weltfrieden umschrieben haben“, erklärt Thilo Wieske, Vorsitzender des grenzüberschreitenden Ensembles, das 1994 zunächst nur als reines Streichorchester mit Musikern aus dem Saarland und Lothringen gegründet worden ist.

Während der „Haydn-Variationen op. 56“ von Johannes Brahms öffnet das Orchestre weit den sinfonischen Farbkasten. Die Melodie schreitet wie bei einer Prozession vor sich hin, wechselt von Dur nach Moll, klingt mal leicht tänzerisch mal wie geisterhaft vernebelt und mündet einer Passacaglia (Tanz und Variationsform im Barock). Solist Benedikt Rivinius am  Flügel, rückt beim „Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2“ von Sergej Rachmaninoff in den Mittelpunkt. „Das ist anspruchsvolle Klavierkunst“, schwärmt Dirigent Hartmann. Nach der Darbietung des Repertoires werden die Musiker von den rund 100 Zuhörern mit viel Applaus bedacht.

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