Geburtstag der Europäischen Akademie Otzenhausen - Europas Werte gegen Stammtischgerede verteidigen

Nonnweiler · Die Idee eines friedlichen Europas, in dem Schlagbäume und Mauern Fremdwörter sind, ist nach 60 Jahren noch frisch. Zum Geburtstag der Europäischen Akademie Otzenhausen warnten die Redner vor einer Rückbesinnung auf nationale Positionen.

Europa entsteht durch Begegnung. Davon sind Gründer und Aktive der Europäischen Akademie Otzenhausen nach wie vor überzeugt. Ob Europaseminare, Rhetorikkurse oder deutsch-französische Begegnungen: Rund eine halbe Million junger Menschen haben seit der Gründung die Akademie besucht, rechnete Klaus Peter Beck, Vorsitzender des Gesellschafterausschusses beim Festakt am Freitag vor, an dem unter anderem Landespolitiker und Europaparlaments-Abgeordnete teilnahmen. "Die Europäische Akademie Otzenhausen ist ein unverzichtbares Stück Europa und Ausdruck des Besten, was das Saarland zu bieten hat", sagte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ).

Auch der Vizepräsident des Europaparlamentes und Präsident der Europa-Union Deutschland, Rainer Wieland, lobte: "Wenn es die Akademie nicht gäbe, müsste man sie erfinden!" Er rief Politiker und überzeugte Europäer auf, ernsthafter mit den Bürgern über Europa zu reden und falsche Behauptungen zu widerlegen. "Deutschland ist nicht der Zahlmeister Europas. Pro Kopf betrachtet zahlt der Luxemburger im Jahr fast doppelt so viel, wie wir!", nannte, er ein Argument gegen Stammtischgerede. "Wenn Europa stark ist, werden die Mitgliedstaaten Souveränität gewinnen. Nicht im Sinne von Nationalstaatssouveränität, sondern von Entscheidungssouveränität, Entfaltungssouveränität", ist er überzeugt. Europa müsse sich klar werden, was es wolle: "Wir müssen entscheiden, ob wir mitverhandeln wollen oder behandelt werden wollen."

Auch Arno Krause (84), Gründer der Europäischen Akademie, warnte vor einer Rückbesinnung auf nationale Positionen. Angesichts der Kriege und Krisen in der Welt insbesondere in Syrien und der Ukraine seien alle Europäer aufgerufen zu überlegen, was das reiche Europa tun müsse, um seine Werte zu verteidigen. "Wir können nicht sagen, wir haben in Europa schon alles geschafft. Im Gegenteil. Es fängt eigentlich jetzt erst richtig an", sagte er. Europa müsse Verantwortung übernehmen, auch in der Klimafrage und im Umgang mit den Flüchtlingen.

Grenzen überwinden sollen heute vor allem die jungen Leute, sagte Krause: "Wir müssen ihnen glaubhaft machen, dass es attraktiv ist, Europäer zu sein."

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