Blickstopp gegen Gaffer

Nonnweiler · Damit Unfallopfer Schutz vor zu vielen neugierigen Blicken haben, gibt's bei der Nonnweiler Feuerwehr eine Trennwand. Damit hat der Wehrführer der Gemeinde auf den Trend reagiert, dass Schaulustige Fotos und Videos von Unfallbeteiligten ins Netz stellen.

 Mit dieser rasch montierten Trennwand schützt die Feuerwehr Unfallopfer vor neugierigen Blicken. Foto: Frank Feid/Feuerwehr

Mit dieser rasch montierten Trennwand schützt die Feuerwehr Unfallopfer vor neugierigen Blicken. Foto: Frank Feid/Feuerwehr

Foto: Frank Feid/Feuerwehr

Anfang Juni ist es auf der A 1 bei Bierfeld zu einem tödlichen Unfall gekommen (wir berichteten). Als ein 72-jähriger Mann nach einem Auffahrunfall auf dem Seitenstreifen ein Warndreieck aufstellen wollte, wurde er von einem Auto erfasst. Einsatzkräfte der Nonnweiler Feuerwehr waren bei diesem Unfall vor Ort. Dabei eine etwa sechs bis sieben Meter lange Trennwand. Sie diene als Schutz für die Opfer, wie Nonnweilers Wehrführer Frank Feid im SZ-Gespräch erklärt. Vor einem Jahr wurde sie angeschafft. Kosten: etwa 450 Euro.

Die Feuerwehr in Luxemburg arbeite schon länger mit solch einem Sichtschutz bei Unfällen. "Dort habe ich das gesehen", sagt Feid. Er selbst empfinde es als sehr unangenehm, wenn viele Menschen um Verkehrsopfer herumstehen. Deshalb gelte bei Einsatzkräften die Regel, dass nur jene, die zur Versorgung gebraucht werden, sich unmittelbar bei den Verunfallten aufhalten.

Dass Leute nach Unfällen schauen - dieses Phänomen ist so alt wie die Menschheit selbst. Doch heutzutage kommt die moderne Technik hinzu. "Handys sind das Schlimme. Es werden Fotos und Filme angefertigt und noch am Einsatzort selbst ins Netz gestellt", beobachtet Feid mit Sorge.

Zu fünf bis zehn Unfällen im Jahr auf der Autobahn rückt die Feuerwehr der Gemeinde Nonnweiler aus. Dann ist stets der Rüstwagen des Löschbezirks Primstal dabei. Dort ist nicht nur ein zweiter Rettungssatz (Schere und Spreizer) an Bord, sondern auch die Trennwand. Am Einsatzort angekommen, hätten die Unfall-Beteiligten erste Priorität, nicht das Aufstellen der Wand, betont Feid. Letzteres sei mit wenigen Handgriffen erledigt. Auffalten, drei Knöpfe drücken, fertig.

In 18 Jahren als Wehrführer hat Feid einiges erlebt. Er versucht stets, bei den Einsätzen mit rauszufahren. Hält dann den Kameraden den Rücken frei, indem er sich um die Kommunikation mit Polizei und Rettungsdienst oder auch um Schaulustige kümmert. "Ich versuche, die Leute ganz ruhig anzusprechen." Das funktioniere ganz gut. Gerade bei Unfällen auf der Autobahn beobachtet der erfahrene Feuerwehrmann häufig, wie der Verkehr auf der Gegenseite plötzlich langsamer werde. "Von dort aus wird dann kräftig gefilmt." Andere schlendern bei Staus zum Ort des Geschehens.

Neben Schaulustigen gibt es bei Unfällen auf der Autobahn ein weiteres Problem: die fehlende Rettungsgasse. "In 80 Prozent der Fälle funktioniert die nicht", so die ernüchternde Bilanz des Nonnweiler Wehrführers. Er fahre deshalb des Öfteren voraus, um Platz für die Kollegen zu schaffen. Warum klappt im Alltag nicht, was jeder mal in der Fahrschule gelernt hat? "Es ist die Mentalität der Leute: Es hat keiner mehr Respekt!"

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