Zurück ins Leben finden

Merzig · Ein Team aus Ärzten, Therapeuten und Pflegern hat sich zum Ziel gesetzt, Patienten, die Schlaganfälle, Hirnverletzungen oder andere neurologische Erkrankungen erlitten haben, wieder auf die Beine zu bringen.

 Physiotherapeutin Marie-Louise Schilz und Ergotherapeut Marco Becker demonstrieren die Arbeit am Stehtrainer.

Physiotherapeutin Marie-Louise Schilz und Ergotherapeut Marco Becker demonstrieren die Arbeit am Stehtrainer.

 Professor Dr. Matthias Strittmatter (Mitte) mit seinem Stationsteam. Fotos: Harald Kiefer/SHG

Professor Dr. Matthias Strittmatter (Mitte) mit seinem Stationsteam. Fotos: Harald Kiefer/SHG

Wie einen Menschen, der nach einem Schlaganfall seine Beine noch nicht bewegen kann, aufrichten? Ein Stehtrainer macht es möglich. Bei der Vorstellung des neuen Zentrums für neurologische Frührehabilitation am Merziger SHG-Klinikum demonstrieren Physiotherapeutin Marie-Louise Schilz und Ergotherapeut Marco Becker dieses Gerät. "Mit seiner Hilfe können wir Menschen auf die Beine stellen, die diese noch nicht gebrauchen können", sagen die beiden. Doch nicht nur in Sachen Bewegung sollen die Patienten nach Darstellung von Professor Matthias Strittmatter wieder fit gemacht werden. Die Betroffenen sollen alle verloren gegangenen Fähigkeiten wieder erlernen. "Je eher mit der neurologische Frührehabilitation begonnen wird, desto besser sind die Chancen für eine weitestgehende Besserung", nennt der Facharzt für Neurologie den Leitsatz für die Arbeit in dem Zentrum - nach Aussagen von SHG-Geschäftsführer Alfons Vogtel dem dritten dieser Art im Saarland.

Um diesen Erfolg für die Menschen, die Schlaganfälle oder schwere neurologische Erkrankungen oder Unfälle wie Michael Schumacher erlitten haben, zu erreichen, arbeiten Mediziner, Therapeuten und Pflegepersonal eng zusammen - ein Team von 15 Fachleuten. "Die Logopädie kümmert sich von Anfang an um die gezielte Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen." Eigens ist nach Worten von Strittmatter, auch ärztlicher Leiter des SHG-Klinikums, eine Schluck-Endoskopie angeschafft worden. "Sie hilft, Störungen frühzeitig zu diagnostizieren, um die Nahrungszusammensetzung individuell festzulegen. Hierdurch werden gefährliche Lungenentzündungen, die den Heilungserfolg gefährden, frühzeitig aufgedeckt." Ergotherapeuten sind ebenfalls mit im Boot, helfen den Betroffenen - je nach Schweregrad der Krankheit - wieder beweglich zu werden, die Koordination zu verbessern. Übungen für die Grob- und Feinmotorik gehören ebenso dazu. Gleiches gilt nach Aussage von Matthias Strittmatter für die Physiotherapeuten, die mit Kranken auf die Wiedergewinnung, Verbesserung und Erhaltung der Mobilität hin arbeiten. "Ergotherapie und Physiotherapie erstellen - je nach Heilungsverlauf - ein individuelles Mobilisierungsprogramm mit modernen Hilfsmitteln und Geräten", sagt Strittmatter. Bei Störungen der geistigen Funktionen übe eine Neurologin mit den Patienten. Wichtig ist dem Facharzt auch das Engagement des Sozialdienstes. Dessen Aufgabe: "Sich um die Zeit nach dem Klinik-Aufenthalt kümmern. Und die speziell geschulten Pflegekräfte unterstützen das therapeutische Programm und vermeiden Folgeschäden." Regelmäßige Teambesprechungen gibt es, verrät der Mediziner. "Dann werden die Therapiepläne festgelegt und an die Bedürfnisse der Patienten angepasst. Auf diese Weise können erstaunliche Behandlungserfolge erreicht werden - selbst bei schweren neurologischen Schäden."

Die Umbauzeit für das neue Zentrum mit fünf Betten beziffert Matthias Strittmatter auf sechs Wochen. "Sämtliche Zimmer haben Überwachungsmonitore, sodass Komplikationen schnell erkannt werden können. Und die Intensivstation im Haus gewährleistet ein schnelles Eingreifen bei den noch schwer erkrankten Patienten." Eine Erweiterung der Abteilung ist nach Darstellung von SHG-Geschäftsführer Vogtel nicht ausgeschlossen. Das Zentrum stehe Patienten aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen offen. Um Betroffenen aus Luxemburg zu behandeln, wurde laut Vogtel ein Kooperationsvertrag abgeschlossen.

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